Sloweniens Höhlendrama hat zu Wochenbeginn ein glückliches Ende gefunden: Nach über zwei Tagen hat ein Taucherteam des slowenischen Höhlenrettungsdienstes eine dreiköpfige Familie und ihre beiden Führer aus der vom Hochwasser überfluteten Krizna-Höhle geborgen.
Die sehnsüchtig erwartete Expedition in die Tiefe war für die fünf in der Tropfsteinhöhle gestrandeten Slowenen im Alter zwischen 22 und 58 Jahren am Wochenende zu einem tagelangen Albtraum geworden: Wegen des stark gestiegenen Wasserspiegels hingen die zwei Frauen und drei Männer seit Samstag in dem über acht Kilometer langen Karsthöhlensystem fest.
Die 1,5 Kilometer vom südslowenischen Dorf Bloska Polica entfernte „Kreuz“-Höhle gilt wegen ihrer 22 unterirdischen Seen und ihres smaragdgrünen Wassers als eine der schönsten Tropfsteinhöhlen Europas. Um den Erhalt des viertgrößten Höhlenökosystems der Welt nicht durch Beleuchtung und Massentourismus zu gefährden, ist der Zugang für Besucher stark limitiert: Nur an den Wochenenden ist in den Wintermonaten täglich einer bis zu vierköpfigen Besuchergruppe pro Tag die Erkundung der unterirdischen Höhlenwelt unter Begleitung ortskundiger Höhlenführer gestattet.
Über ein Jahr hatte die dreiköpfige Familie auf den angemeldeten Besuch der gut 50 Kilometer von der Hauptstadt Ljubljana entfernten Höhle gewartet, ehe sie sich in Begleitung ihrer Führer am Samstag um 8 Uhr früh auf die sieben Stunden lange Tour zum sogenannten Kristallberg aufmachte: Weil die unterirdischen Wasserströme mehrmals unter dem Karstgestein verschwinden, muss das Schlauchboot zur Fahrt über die Seen von den Höhlenerforschern immer wieder über Sinterbarrieren getragen werden.
Überrascht durch Wassermassen
Doch der plötzliche Anstieg des Pegels der unterirdischen Wassermassen sollte den Höhlenbesuchern am Samstag den Rückweg abschneiden. Die Wetterbedingungen seien für den Besuch der Höhle „nicht geeignet“ gewesen, räumt Sandi Curk ein, der Chef des regionalen Zivilschutzes: Doch ein derartiges Hochwasser habe es in der Höhle zuvor auch noch nie gegeben.
Auf einer zehn Meter über dem Wasserpegel gelegenen, rund 2,4 Kilometer vom Höhleneingang entfernten Anhöhe hatten sich die fünf gestrandeten Höhlengänger in Sicherheit gebracht. Rettungstaucher hatten sie am Wochenende zweimal mit Nahrung, einem Gasbrenner und warmer Kleidung versorgt: Hin- und Rückweg mit eingerechnet waren die Taucher jeweils über sieben Stunden in den überfluteten Höhlengängen unterwegs.
Doch nicht nur, weil die Gestrandeten selbst über keinerlei Tauchkenntnisse verfügten, sahen die Rettungskräfte am Wochenende zunächst von allen Bergungsversuchen ab. Die Tauch- und Rettungsbedingungen in der Höhle seien „extrem“, so Curk: Die Wassertemperatur in den unbeleuchteten Höhlen betrage gerade einmal sechs Grad. Die Sichtweite liege bei „drei bis fünf Zentimeter“ und die Strömung der unterirdischen Wassermassen sei „immens“.
Zwar berichteten die slowenischen Medien am Sonntagabend von einem allmählichen Rückgang des Wasserpegels in der Höhle. Doch erst als nach der ausreichenden Absenkung des Wasserstands am Montag zumindest der obere Teil der überfluteten Höhlengänge wieder etwas freigelegt wurde, konnten die Rettungskräfte die Bergung in Angriff nehmen.
Die flach in ihren Rettungsschlauchbooten liegenden und in Thermoanzügen gekleideten Höhlenbesucher wurden von den neben ihnen schwimmenden Rettungstauchern durch das eiskalte Wasser in Richtung Höhleneingang bugsiert: Mit über drei Tagen Verspätung konnten am Montagnachmittag um 15.05 Uhr alle fünf Geretteten die Höhle endlich unbeschadet verlassen.
De Maart
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