Donnerstag13. November 2025

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MontenegroEx-Wirtschaftsminister Jakov Milatovic bei Präsidentenwahl klar vor Amtsinhaber Milo Djukanovic

Montenegro / Ex-Wirtschaftsminister Jakov Milatovic bei Präsidentenwahl klar vor Amtsinhaber Milo Djukanovic
Jakov Milatovic dürfte laut den ersten Hochrechnungen nächster Präsident in Montenegro werden Foto: Elvis Barukcic/AFP

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Laut einer ersten Hochrechnung nach der Stichwahl von Montenegros Präsidentenkür am Sonntag liegt der frühere Wirtschaftsminister Jakov Milatovic klar vor dem bisherigen Amtsinhaber Milo Djukanovic.

Ein im letzten Moment nominierter Notnagel läutet im Adriastaat Montenegro das überfällige Ende einer ebenso langen wie skandalträchtigen Ära ein. Laut einer ersten am Sonntagabend veröffentlichten Hochrechnung liegt der frühere Wirtschaftsminister Jakov Milatovic bei der Stichwahl der Präsidentschaftskür mit 60,2 Prozent klar vor dem umstrittenen Dauerregenten Milo Djukanovic (39,8 Prozent).

Er werde Djukanovic „in die Rente schicken“, hatte der 37-jährige Milatovic bereits nach dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen selbstbewusst getönt. Tatsächlich steht der Adria-Staat nun vor einer Zeitenwende. Ob als mehrfacher Premier, Chef der von ihm geführten DPS oder wie zuletzt als Präsident: Fast 35 Jahre lang hatte der geschäftstüchtige „Zar Milo“ die Geschicke im Land der Schwarzen Berge nach Belieben bestimmt.

Der politische Späteinsteiger Milatovic gilt im Westen hingegen als noch weitgehend unbeschriebenes Blatt. Als Stipendiat der britischen Regierung hatte der Ökonom auch in Oxford studiert. Danach war er bei Montenegros Nationalbank, der Deutschen Bank in Frankfurt und der Europäischen Entwicklungsbank in Bukarest beschäftigt. Als die von Djukanovic geführte DPS nach den Parlamentswahlen 2020 erstmals in die Opposition verbannt wurde, holte der damalige Premier Zdravko Krivokapic den parteilosen Banker als Wirtschaftsminister in sein Technokratenkabinett.

Die wenig homogene Koalition sollte an im Frühjahr 2022 vorzeitig straucheln. Doch Milatovic hatte wegen der gemeinsam mit dem damaligen Finanzminister Milojko Spajic konzipierten Steuerreform „Europa Jetzt“ einen enormen Popularitätsschub erfahren: Dank Kürzung der Sozialabgaben stiegen die Netto-Durchschnittslöhne 2022 fast um ein Drittel.

Der Korruption überdrüssig

Kritiker warfen den Architekten der Steuerreform Populismus vor: Die Folgen der Unterfinanzierung der Sozialversicherungen habe letztendlich der Staat zu tragen. Doch als die beiden Ex-Minister 2022 die Bewegung „Europa jetzt“ (ES) gründeten, eroberte diese bei den Kommunalwahlen im Herbst auf Anhieb das Rathaus der Hauptstadt Podgorica. Ursprünglich hatte die ES ihren Parteichef Spajic als Präsidentschaftskandidat nominiert. Erst als dieser über einen serbischen Zweitpass strauchelte, sprang Milatovic als Reservekandidat ein.

Im Stimmenstreit mühte sich Djukanovic vergeblich, den im Westen ausgebildeten Kennedy-Fan Milatovic als Handlanger Belgrads und Moskaus zu diskreditieren. Tatsächlich gehört der dreifache Familienvater wie der Großteil seiner Landsleute zwar der Serbisch-Orthodoxen Kirche an. Seinen Erdrutschsieg hat er aber weniger seinem Plädoyer für verbesserte Beziehungen zum größten Nachbarn Serbien oder seiner Steuerreform als seinem Rivalen zu verdanken: Viele seiner Landsleute sind der Korruption und der kriminellen Mafia-Machenschaften der Djukanovic-Ära einfach überdrüssig.