Wahlen in DeutschlandDie Union zwischen Bangen und Hoffen

Wahlen in Deutschland / Die Union zwischen Bangen und Hoffen
CDU-Kandidat Armin Laschet kommt nach der TV-Runde zurück ins Konrad-Adenauer-Haus Foto: dpa/Michael Kappeler

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Wahlabend ist für die Union eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen um Platz eins. Man will weiter regieren, auch vom zweiten Platz aus. Armin Laschet will über eine Regierung verhandeln – das macht er am frühen Abend deutlich. 

Schlag 18.00 Uhr herrscht Totenstille im Konrad-Adenauer-Haus. Die Prognosen flimmern über die Bildschirme. Das historisch schlechteste Ergebnis, viele können es nicht fassen. Ist die CDU doch in den letzten 16 Jahren dank Angela Merkel vor allem Erfolge auf Bundesebene gewohnt. Als aber schnell klar wird, dass es auch für Rot-Grün-Rot nicht reicht, brandet Applaus auf. Etwas Erleichterung ist zu spüren.

Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Chef Armin Laschet verfolgt die Zahlenspiele der TV-Sender im Präsidiumszimmer. Schnell ist eine Sprachregelung gefunden: Aufgeben will man nicht, sondern eine „Zukunftskoalition “ aus Schwarz-Grün-Gelb, eine Jamaika-Koalition, schmieden. Laschet wartet die erste Hochrechnung noch ab, dann betritt er um 18.45 Uhr die Bühne im Foyer der Parteizentrale, zusammen mit vielen CDU-Spitzenpolitikern. Die Union habe von ihren Wählern einen klaren Auftrag erhalten. „Eine Stimme für die Union ist eine Stimme gegen eine linksgeführte Bundesregierung.“ Erstmals erhält nun auch Laschet Applaus. „Deshalb werden wir alles daransetzen, eine Bundesregierung unter Führung der Union zu bilden.“ Das ist seine klare Kampfansage an alle Kritiker. Aufgeben wird er so schnell nicht. Die CDU, das hat er geschafft, präsentiert sich zunächst einmal geschlossen. Putschgerüchte kursieren am Abend (noch) nicht.

Und jetzt?

Wie wird es jetzt weitergehen? Laschet wird verhandeln, FDP-Chef Christian Lindner weiß er im Grunde auf seiner Seite. Doch bei den Grünen könnte er auf Granit stoßen. Diese bevorzugen eine Regierung unter Führung der SPD. Die nächsten Wochen werden lang. Und für die Union auch intern ungemütlich: Viele bringen sich in Stellung, vor allem Männer aus NRW. Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) hat schon früh klargemacht, dass er seinen Posten in der neuen Legislatur nicht kampflos räumen wird. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat höhere Ambitionen, ebenso wie Außenpolitiker Norbert Röttgen.

Beide waren im Kampf um den CDU-Vorsitz zwar gescheitert – zu unterschiedlichen Zeitpunkten –, melden aber dennoch Ansprüche an. Und dann ist da noch Friedrich Merz, der sich mit dem Versprechen auf einen Ministerposten hinter Laschet einordnete im Wahlkampf – sein zweimaliges Scheitern bei der Wahl zum CDU-Vorsitz aber immer noch nicht verwunden hat. Er wird ebenfalls einen Anspruch auf ein herausragendes Parteiamt geltend machen. Der Union stehen Wochen des Sturms bevor.

de Prolet
5. Oktober 2021 - 12.46

Auf Wiedersehn, Herr Laschet!