DeutschlandDie K-Frage hält die Union in Atem – auch wegen CSU-Chef Markus Söder

Deutschland / Die K-Frage hält die Union in Atem – auch wegen CSU-Chef Markus Söder
Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Markus Söder heizt die Debatte um die Kanzlerkandidatur und den CDU-Vorsitz immer wieder an Foto: dpa/Sven Hoppe

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In den Parteizentralen geht die Angst um: Wer wird womit das Sommertheater bestreiten, mit dem man eigentlich nur verlieren kann? Möglichst die anderen, lautet die Hoffnung. So auch bei der CDU. Doch in Wahrheit ist die Union erster Anwärter. Ihre Aufführung kreist bereits um die offene K-Frage.

Die Liebesgrüße aus München klangen zu schön, um wahr zu sein: „Alles Top-Kandidaten bei der CDU“, grinste der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder am Montagmorgen. Söder selbst hatte die Debatte um die Kanzlerkandidatur neu befeuert mit seinem Hinweis, wer für die Union ins Rennen gehen wolle, müsse sich in der Corona-Krise bewähren. Manch einer bei den Christdemokraten ist längst schon genervt davon, wie Söder als Chef der kleinen CSU die Personaldebatte in der großen Schwesterpartei immer wieder geschickt anheizt und dominiert. Aber so ist der Bayer nun mal.

Für den CDU-Vorsitz gibt es drei ernstzunehmende Aspiranten: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Ex-Fraktionschef Friedrich Merz und den Außenpolitiker Norbert Röttgen. Wer im Dezember auf dem Parteitag zum Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer gewählt werden wird, kann Anspruch auf die Kanzlerkandidatur bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr erheben. Doch nun ist Söders Vorbehalt in der Welt, und der CSU-Chef hat bei der Entscheidung ein wichtiges Wort mitzureden. Schließlich geht es um einen gemeinsamen Kandidaten der Unionsparteien, der Nachfolger von Regierungschefin Angela Merkel werden soll.

Merz und Röttgen hatten in den letzten Monaten keine Gelegenheit, ihre Talente als Krisenmanager unter Beweis zu stellen. Mangels Amt. Laschet schon, er musste die Corona-Pandemie in NRW bekämpfen. Sein Weg mit frühzeitigen Lockerungen ist aber umstritten, erst recht nach dem Ausbruch des Virus im heimischen Fleischkonzern Tönnies. Bei Umfragen zur Kanzlerkandidatur liegt er auch deutlich hinter Söder. Beide liefern sich schon länger einen politischen Wettbewerb ums beste Krisenmanagement – Sticheleien inklusive.

War der Hinweis des Bayern also insbesondere ein Giftpfeil gegen Laschet und ein Plädoyer in eigener Sache? „Mein Platz ist jetzt hier, mein Platz ist natürlich in Bayern“, so Söder gestern mal wieder. Wirklich glauben will ihm das nicht jeder. Er finde auch, Laschet habe „das jetzt in NRW – von außen betrachtet – sehr stabil und sehr stringent gemacht“. Ein Lob, welches viel zu gönnerhaft klang. Zugleich sei er aber „kein persönlicher Karriereberater“, betonte Söder. Nach wie vor hält sich in Berlin das Gerücht eines möglichen Rollentausches. So könnte Gesundheitsminister Jens Spahn, der sich in der Krise stark profiliert hat, aber nur Stellvertreter Laschets im CDU-Vorsitz werden soll, doch noch Parteichef werden. Und dann vielleicht Kanzlerkandidat. „Er gehört sicher zu den großen Hoffnungsträgern, die die CDU hat“, lobte Söder vielsagend.

Kampfabstimmung vermeiden

Dem Vernehmen nach mahnte Kramp-Karrenbauer während der letzten Videoschalte der engsten CDU-Spitze vor der Sommerpause, jetzt nicht die Debatte über die K-Frage „den ganzen Sommer voranzutreiben“. AKK habe an die Verantwortung aller Beteiligten appelliert, hieß es aus Teilnehmerkreisen. Schließlich sind die Umfragewerte im Moment bestens. Mit den drei Kandidaten steht sie regelmäßig in Kontakt, über die Abläufe bis zur Wahl im Dezember will sie mit ihnen noch mal reden. Schon gibt es jedoch ein neues Gerücht. So sollen die Anwärter von einigen Funktionären derzeit gedrängt werden, sich vorher zu einigen, um die Brisanz aus dem Findungsprozess zu nehmen und Kampfabstimmungen auf dem Parteitag zu vermeiden. Sie habe keine Signale, meinte AKK in einem Interview am Sonntag, „dass irgendeiner auf die Kandidatur verzichten wird“. Aber der Sommer ist ja noch lang.