DeutschlandDas angekündigte Kopf-an-Kopf-Rennen mit der AfD mobilisierte offenbar CDU-Wähler

Deutschland / Das angekündigte Kopf-an-Kopf-Rennen mit der AfD mobilisierte offenbar CDU-Wähler
In Sachsen-Anhalt kam es nicht zum erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der CDU und der AfD Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

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Noch am Wahlnachmittag sagten einige Medien auf ihren Online-Seiten ein „Kopf-an-Kopf-Rennen“ in Sachsen-Anhalt voraus. Und zwar zwischen CDU und AfD. Tatsächlich ließen einige Umfragen so etwas möglich erscheinen. Dass es komplett anders kam, hatte, so eine viel gehörte Einschätzung am Wahlabend, genau mit diesen Prognosen zu tun. Es war sozusagen eine sich selbst widerlegende Prophezeiung.

Viele Wähler hätten verhindern wollen, dass die Rechtspopulisten auf die Regierungspolitik im Land Einfluss nehmen könnten, sagte SPD-Chefin Saskia Esken und fand das trotz des mageren Ergebnisses ihrer eigenen Partei ausdrücklich gut. Fast genauso drückte es Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock aus. Auch FDP-Chef Christian Lindner wählte diese Erklärung für den Last-Minute-Swing zugunsten der CDU. Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch beklagte sich allerdings eher darüber, dass die „Polarisierung“ medial aufgebauscht worden sei. Seine Partei rutschte fast ebenso stark ab, wie die CDU anstieg.

Wenn in Ländern kurz vor Bundestagswahlen gewählt wird, kann man immer darauf wetten, dass die Verlierer betonen, dies sei ein lokales Ereignis und habe nichts mit dem Bundestrend zu tun, während die Gewinner es genau andersherum sehen. So ließ Baerbock denn auch den ziemlich sinnfreien Satz fallen: „Landtagswahlen sind immer sehr landesspezifisch.“ SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, der die Tage offenbar schon runterzählt, betonte: „Das hat nichts zu sagen für das, was in 112 Tagen ist.“ Er verwies auch darum, dass wegen Corona der klassische Wahlkampf sehr schwierig gewesen sei. Umgekehrt bejubelte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak das „sensationelle Ergebnis“ für seine Partei. Friedrich Merz, gescheiterter Bewerber um den Parteivorsitz, assistierte ungewöhnlich loyal: „Die Botschaft ist klar und eindeutig: Die CDU kann noch Wahlen gewinnen.“ Und der Oberliberale Christian Lindner sah in dem Wiedereinzug seiner Partei in den Magdeburger Landtag nach zehn Jahren Abstinenz ein „Signal über die Landesgrenzen hinaus“.

Lindner hatte noch einen zweiten Grund zur Freude. Außer einer Wiederholung der „Kenia-Koalition“ aus CDU, SPD und Grünen ist jetzt auch eine „Deutschland-Koalition“ aus CDU, SPD und FDP in Magdeburg möglich. Die FDP könnte die Grünen also aus der Regierung verdrängen. Der Wahlgewinner Reiner Haseloff ließ sich bezüglich seiner Koalitionspräferenzen jedoch am Sonntagabend absolut nicht in die Karten blicken. Es gebe beide Optionen, man werde sie in Ruhe sondieren.

Keinerlei Zusammenarbeit

Mit der AfD, so Haseloff, gebe es keinerlei Zusammenarbeit. Mit dieser klaren Absage, die innerparteilich in der CDU Sachsen-Anhalts durchaus umstritten ist, hatte Haseloff schon im Wahlkampf die Auseinandersetzung mit der AfD beflügelt, die ihn jetzt in ungeahnte Höhen trug. „Die Brandmauer steht“, meinte auch CDU-Generalsekretär Ziemiak. Die Rechtspopulisten wollten die CDU allerdings nicht so schnell vom Haken lassen. Die Menschen im Lande hätten klar für bürgerlich-konservative Parteien gestimmt, sagte AfD-Parteisprecher Tino Chrupalla. Das zeige, welche Regierung sie sich wünschten. Nämlich eine aus CDU und AfD. Und Fraktionschef Alexander Gauland, der nach Magdeburg gereist war, warnte: Wenn die CDU wieder mit den Grünen regiere, dann zeige das, dass sie konservativen Werten nicht mehr verpflichtet sei. „Dann sind wir die Einzigen, die gegen die Deutschland-Abschaffer stehen.“

Hatfield
7. Juni 2021 - 23.03

Die CDU hat Deutschland die letzten 16 Jahre mehr oder weniger gut regiert. Dies als Cholera zu bezeichnen, halte ich nicht nur für überzogen, sondern ziemlich hart. Es zeigt die Meinung von Jemandem, der sich ein Urteil nur aus der Ferne bildet und im Grunde überhaupt nicht weiß, wovon er redet oder schreibt.

HTK
7. Juni 2021 - 9.36

Das Problem der C-Parteien ist doch grade ihr sturer Konservatismus.Das hat doch erst AfD und Co möglich gemacht.Dass man Cholera wählen muss um die Pest zu bekämpfen ist ein schwacher Trost.

Joseph Varadi
7. Juni 2021 - 7.24

Leider ist die CDU schon lange ueberhaupt keine konservative Partei mehr ! Ihre Allianz mit den Gruenen hat das reichlich bewiesen.