Samstag1. November 2025

Demaart De Maart

SaarlandCDU-Ministerpräsident Tobias Hans hofft auf die Trendwende vor den Wahlen

Saarland / CDU-Ministerpräsident Tobias Hans hofft auf die Trendwende vor den Wahlen
CDU-Ministerpräsident Tobias Hans (r.) könnte im Saarland die erste Niederlage für seinen Parteivorsitzenden Friedrich Merz (l.) einfahren Foto: Oliver Dietze/dpa

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Im Saarland findet am 27. März die erste Landtagswahl des Jahres statt. CDU-Ministerpräsident Tobias Hans steht mit dem Rücken zur Wand – in den Umfragen liegt er klar hinten. Jetzt glaubt der 44-jährige aber, den Weg zur Trendumkehr gefunden zu haben.

Es ist ihr doch ein Rätsel. Und die Erklärungsversuche, die Tanja Pavel auf dem Marktplatz von St. Wendel anführt, klingen ein wenig hilflos. „Der Bundestrend kommt jetzt bei uns an“, sagt die CDU-Kandidatin für den saarländischen Landtag. Die Themen, für die sich Tobias Hans aus Überzeugung stark gemacht habe, etwa eine Impfpflicht, seien halt keine Gewinnerthemen. Jetzt auch noch die Ukraine und der Krieg. „Ich glaube aber, wir schaffen das noch“, so Pavel selbstbewusst. Nach jetzigem Stand wäre dies dann doch eine Überraschung.

An der Saar findet am 27. März die erste Landtagswahl des Jahres statt. Der Auftakt von insgesamt vier Urnengängen in 2022. Auf Tobias Hans, 44, seit März 2018 Ministerpräsident, richten sich auch die Blicke der Bundespartei – sollte er verlieren, wäre dies ein erster Rückschlag für den neuen CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz. Gewinnt Hans hingegen noch mit einem fulminanten Schlussspurt, wäre dies eine Stärkung des neuen Führungsteams an der Parteispitze und zugleich Rückenwind für die weiteren Wahlen. Vor allem für die in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen im Mai. Auch in diesen Ländern stellt die CDU den Regierungschef – und auch dort bangt die Union jeweils.

Die Umfragen machen mich nicht kirre

Tobias Hans, CDU-Ministerpräsident

„Die Umfragen machen mich nicht kirre“, sagt Hans. Deutlich lag seine Partei zuletzt hinter der SPD, die noch Juniorpartner in der GroKo im Saarland ist. Die besseren Beliebtheitswerte hat Anke Rehlinger, SPD-Herausforderin und Wirtschaftsministerin im Kabinett von Hans. Rehlinger habe sich vor allem rar gemacht, wenn es darum ging, die schlechten Corona-Nachrichten zu überbringen, heißt es bei der CDU Saar. Und hat nicht schon einmal jemand im Saarland eine Aufholjagd sondergleichen hingelegt? Genau, vor fünf Jahren war es Annegret Kramp-Karrenbauer, die mit einem beherzten Wahlkampf sogar den „Schulz-Zug“ von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz entgleisen ließ. AKK wechselte dann als Generalsekretärin nach Berlin, wurde später Parteivorsitzende; Hans übernahm die Regierungsgeschäfte in dem kleinen Bundesland mit seinen knapp eine Million Einwohnern.

Aber „der Tobias“ ist halt nicht „de Annegret“, wie AKK allenthalben liebevoll genannt wird. Er steht sozusagen mit dem Rücken zur Wand. Am Wahlkampfstand gibt sich Hans jede Mühe, locker zu sein, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Aber das Herzliche, oder besser, das Einnehmende, das fehlt dem langen Schlacks beim Verteilen von Waffeln mit CDU-Logo oder bei der Besichtigung eines Geschäfts, in dem man Lebensmittel unverpackt kaufen kann. Mit vollen Gläsern im Jute-Beutel verlässt er den Laden wieder – „ich bin ein Sießschniss“, verrät er noch auf Saarländisch seinen Hang zu Schokolade. Die Visite in dem Geschäft, das genauso gut an den Prenzlauer Berg in Berlin passen würde, steht irgendwie für das Problem von Hans.

Landesthemen spielen kaum eine Rolle

Im Berliner Betrieb ist er angesehen; er hat etwas Großstädtisches. Smart, liberal, modern. Auf dem Parkett der Hauptstadt ist er gerne unterwegs, ob in Talkshows oder Hintergründen. Der Vater von drei Kindern und leidenschaftliche Reiter erinnert Beobachter dann auch an Ex-Außenminister Heiko Maas, der dreimal für die SPD die Landtagswahlen im Saarland vergeigte und dann erst in der Bundespolitik aufblühte. Hans mag solche Vergleiche freilich nicht. Vor Corona habe er tolle Umfragewerte gehabt. Das stimmt. „Da war ich auch nicht anders.“ Er werde sich im Schlussspurt daher nicht verbiegen. „Es wird am Ende ein sehr enges Rennen“, glaubt er.

Landesspezifische Themen spielen im Wahlkampf offenbar kaum eine Rolle. Dafür hat Hans jetzt für sich eine neue Bestimmung entdeckt – er gibt den Kämpfer gegen die hohen Spritpreise. Bei den Parteifreunden im Saarland ist sein wütendes Handy-Video gut angekommen. Das sagen viele. Im Rest der Republik weniger. Doch die Gespräche auf der Straße geben ihm Recht, womöglich aufs richtige Pferd gesetzt zu haben. Markus Kirsch etwa unterstützt den Ministerpräsidenten. Er fahre jeden Tag 15 Kilometer zur Arbeit, erzählt Kirsch auf dem Marktplatz von St. Wendel. Wenn das so weitergehe, könne er sich das Autofahren nicht mehr leisten. Seine Frau Tatjana neben ihm nickt – so gehe es vielen, die sie kennen würden, erzählt sie.

„Die Leute hier brauchen alle das Auto“, sagt Nadine Schön, örtliche Bundestagsabgeordnete. Das Saarland sei schließlich Pendlerland. Insofern habe Hans den richtigen Riecher. „Wir lassen uns jetzt nicht aus der Ruhe bringen“, ergänzt Schön. Eine Haltung, die auch Hans an den Tag legt. Im Saarland „kennt jeder einen, der einen kennt“, beschreibt der Ministerpräsident dann noch sein Bundesland. In den letzen beiden Wochen des Wahlkampfes kann das nur helfen.