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BalkanBulgarien streitet Nordmazedonien die Identität ab und droht mit EU-Blockade

Balkan / Bulgarien streitet Nordmazedonien die Identität ab und droht mit EU-Blockade
Veranstaltet Bulgariens Regierungschef Bojko Borissow nur ein Ablenkungsmanöver wegen heimischer Proteste gegen seine Regierung oder steckt mehr hinter den Angriffen auf den Nachbar Nordmazedonien? Foto: AFP/Pool/Olivier Hoslet

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Ausgerechnet die beiden Gastgeber des gestrigen EU-Westbalkangipfels sind hoffnungslos zerstritten. Bulgarien streitet Nordmazedonien Identität und Sprache ab – und will die EU-Beitrittsverhandlungen der Nachbarn blockieren.

Schon vor Beginn des EU-Westbalkangipfels gestern in Sofia hing der Haussegen bei den beiden Co-Gastgebern schief. Der Grund: Das EU-Mitglied Bulgarien streitet dem EU-Anwärter Nordmazedonien die Identität und Sprache ab – und droht den Nachbarn mit der Blockade des im Dezember geplanten Auftakts des EU-Beitrittsmarathons.

Genauso wie Bulgarien „die Realität anerkennt, muss Skopje die Vergangenheit anerkennen“, fordert Außenministerin Ekaterina Sachariewa. In einem an die EU-Partner verschickten Memorandum wurde bereits im August erläutert, was die rechtsnationale Regierung in Sofia darunter versteht. „Künstlich“ seien den eigentlich bulgarischen Bewohnern des Nachbarstaats im kommunistischen Jugoslawien (1945-1991) eine mazedonische Identität und Sprache aufgezwungen worden, so die These Sofias. Die EU-Erweiterung dürfe die „ethnischen und linguistischen Eingriffe“ eines autoritären Regimes „nicht legitimieren“: Der Beitrittsprozess biete „eine veritable Chance“, mit dessen „ideologischen Erbe zu brechen“.

Statt „Mazedonisch“ solle nur von der „offiziellen Amtssprache der Republik Nordmazedonien“ die Rede sein, fordert Bulgarien. Gleichzeitig besteht Sofia auf einer Erklärung Skopjes, dass in Bulgarien keine mazedonische Minderheit existiere, sowie auf einer Säuberung der Schulbücher vom Begriff „der faschistischen bulgarischen Besatzung“ während des Zweiten Weltkriegs: Laut bulgarischem Narrativ handelte es sich damals um eine „Befreiung“.

Ablenkungsmanöver

Die Botschaft des Memorandums sei, dass Nordmazedonien „eigentlich nicht existiert“, ätzt der bulgarische Soziologie Iwaljo Deltschew in einem Beitrag für die Deutsche Welle: „Und wenn eine neue Nation sich hartnäckig weigert, sich selbst abzuschaffen, dann sieht das Bulgarien als Akt der Aggression.“

In Skopje, das auf Druck Griechenlands bereits 2019 den Landesnamen von Mazedonien in Nordmazedonien änderte, stößt der erneute Erpressungsversuch eines EU-Nachbarn auf empörte Reaktionen. Kopfzerbrechen bereitet Sofias Verweigerungshaltung aber auch der deutschen EU-Ratspräsidentschaft: Bei einem Veto Sofias würden sich nicht nur die Beitrittsverhandlungen Nordmazedoniens, sondern auch Albaniens verschieben und der ohnehin stockende Erweiterungsprozess einen herben Rückschlag erhalten.

Es wäre ein „historischer Fehler“, wenn Nordmazedonien und Albanien die Beitrittsverhandlungen verwehrt würden, hatte Bulgariens Premier Bojko Borissow im Oktober 2019 angesichts des damaligen französischen Vetos noch gewarnt. Die späten Einwände Sofias werten heimische Analysten vor allem als Ablenkungsmanöver: Angesichts monatelanger Anti-Korruptions-Proteste gerät die Rechtsregierung von Borissow innenpolitisch zunehmend unter Druck.

HTK
11. November 2020 - 13.44

Fast wünscht man sich die UDSSR zurück.Die hatten den Daumen auf diesen Kleindiktatoren