SerbienBeschäftigte von Staatsbetrieben werden zur Teilnahme an Vucic-Großdemo genötigt

Serbien / Beschäftigte von Staatsbetrieben werden zur Teilnahme an Vucic-Großdemo genötigt
Serbiens Präsident Aleksandar Vucic lässt zu rabiaten Mitteln greifen, wenn ihm gehuldigt werden soll Foto: Darko Vojinovic/AP/dpa

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Serbiens autoritär gestrickter Staatschef Aleksander Vucic ruft seine Landsleute am Freitag zum Großaufmarsch nach Belgrad. Nicht nur Teilnahmeprämien, sondern auch Drohungen sollen den gewünschten Jubel sichern: Beschäftigte, die den Einstieg in die Busse verweigern, müssen um ihren Arbeitsplatz bangen.

Auf lokale Sympathisanten allein pflegen die PR-Berater von Serbiens allgewaltigem Präsidenten Aleksandar Vucic nie zu vertrauen. Egal ob der Chef der nationalpopulistischen SNS durch Dörfer, Provinz- oder Großstädte tingelt: Die hinter Hallen und Marktplätzen geparkten Autobuskolonnen für herbei gekarrte Präsidentenjubler sind fester Bestandteil seiner sorgfältig inszenierten Auftritte.

Es ist der nach zwei Amokläufen wachsende Zulauf bei den oppositionellen Protesten „Serbien gegen die Gewalt“, der den Staats- und Parteichef zunehmend irritiert – und in Bedrängnis bringt. Mit seinem Gegenaufruf zur größten Demonstration aller Zeiten am Freitag in Belgrad bringt Serbiens Dominator die Funktionäre seiner regierenden SNS gehörig ins Schwitzen. Eine Rekordzahl von 2.200 Autobussen sollen über 100.000 Menschen in die Hauptstadt befördern – und selbst den von der SNS organisierten Jubelaufmarsch bei der letzten Belgrad-Visite von Kremlchef Wladimir Putin 2019 übertreffen.

Lange geplante Klassen-, Betriebs- und Altersheimausflüge sind abgesagt worden, um für den vom Präsidenten angeordneten Großaufmarsch den Fuhrpark zu sichern. Noch mehr Mühe bereitet es lokalen SNS-Baronen, Amtsleitern und Direktoren von Staatsbetrieben allerdings, die ihnen auferlegten Teilnehmer-Quoten zu erfüllen: Laut Berichten unabhängiger Medien zanken sich die geplagten Würdenträger bereits darum, wer sich welche zwangsrekrutierte Belegschaft auf seine Quote anrechnen lassen kann.

Busse füllen, egal wie

Die Busse müssen gefüllt werden, egal wie. Ob bei der Post, den Schulen oder Gesundheitsämtern: In Serbiens Webwelten und in regierungskritischen Medien mehren sich Klagen von zumeist anonymen Beschäftigten, die über den verstärkten Druck durch ihre Vorgesetzten klagen. „Erpressungen und Bedrohungen wie bisher noch nie“, titelt die unabhängige Zeitung Danas angesichts der intensivierten SNS-Anstrengungen zur Rekrutierung der erforderlichen Mindestzahl von Demo-Ausflüglern.

Die Steuerzahler haben den enormen logistischen Aufwand nicht nur in Form ausgefallener Arbeitsstunden bei öffentlichen Institutionen und Betrieben zu berappen. Mit Aufwandsentschädigungen zwischen umgerechnet 12 und 42 Euro pro Nase, Sandwich-Paketen sowie dem Versprechen beruflicher Aufstiegschancen oder der Vorzugsbehandlung im lokalen Gesundheitszentrum werden Beschäftigte von Behörden und Staatsbetrieben genauso zum Buseinstieg „motiviert“ wie durch Druck und Drohungen. Die Alternative, vor die sich auch parteilose Staatsdiener gestellt sehen, ist klar: Entweder für den Präsidenten jubeln – oder es droht der Jobverlust.

Jeff
27. Mai 2023 - 16.57

Genee dofir steet de Westen zimlech alleng do, an ass gezwongen an Afrika an an den Arabesche Länner prospektioun ze bedreiwen, dei awer wéineg erfollegräich ass!!

JJ
27. Mai 2023 - 10.59

@Jeff, wer in einer Union aufgenommen wird hat damit auch Pflichten,nicht nur Rechte. Nazi Deutschland hatte auch Verbündete,aber nicht viele.

jeff
26. Mai 2023 - 10.40

@JJ - De Westen huet jo nach nie eng demokratesch gewielten Regierung, déi net no hirer päife danzt gestierzt. Den éischten saatz seet jo schonn genuch aus - diskreditéieren, Protester an dann Sanktiounen. dat ass dach de Modus operandi vum Westen. Dat alles kennt deemnächst op Serbien duer. Egal op wat de Vucic mëscht oder net mëscht, et liest an Héiert een näischt Guddes iwwert Russland frëndlech Länner am Westen An den Demokrat aus Ungarn wéi Dir e nennt, den gëtt dach just schlecht gemaach well hien déi opgedrongen spillecher net méi matspillen well. 

JJ
25. Mai 2023 - 15.58

Man soll niemals nach dem Aussehen beurteilen.Wenn dieses aber mit unsäglichen Taten einhergeht gibt es dem Ganzen einen Sinn. Dieser Mann scheint ein Kaliber wie der Demokrat aus Ungarn zu sein. Für Unionen nicht geeignet und Präsidenten sind nicht zum Huldigen da.