Kinder waten durch kniehohe Müllberge, die sich auf den ansonsten so idyllischen Stränden Balis häufen. Während der jährlichen Regenzeit wird jedes Jahr Müll an die Küsten der beliebten indonesischen Urlaubsinsel geschwemmt – doch in diesem Jahr ist es besonders schlimm, berichten die Einheimischen.
Dabei hat die Corona-Krise Bali bereits hart getroffen. Tausende haben ihre Jobs im Tourismus verloren und sind in die Dörfer ihrer Familien heimgekehrt, um überhaupt überleben zu können. Die Massen an Müll überwältigen die Menschen nun noch zusätzlich.
Wayan Puja von der lokalen Umweltbehörde in Badung, die die beliebten Strände von Kuta, Seminyak und Jimbaran abdeckt, sagte der australischen Agentur AAP, den Abfällen sei nur schwer beizukommen. „Wir haben wirklich hart gearbeitet, um die Strände aufzuräumen, aber der Müll schwemmt immer wieder an“, sagte der Indonesier. Am vergangenen Freitag seien mehr als 30 Tonnen Müll von den Stränden in Kuta, Legian und Seminyak entfernt worden, am Samstag sogar 60 Tonnen.
Ineffektive Müllentsorgung
Im Süden der Insel ist die Lage laut Michele Yoga von der wohltätigen Organisation Yayasan Team Action Amed besonders schlimm. Doch auch in Amed, einem Fischerort im Osten der Insel in der Nähe des Vulkans Mount Agung, wo die Australierin gerade hilft, die Not der Menschen während der Pandemie zu lindern, kommen die Fischer „mit Netzen voller Müll zurück, die dann am Strand ausgeleert werden“, wie sie in einer Nachricht über Facebook schrieb.
Gede Hendrawan, der das Zentrum für Meereswissenschaften an der Udayana-Universität in Bali leitet, sagte der AAP, dass die Müllberge aufzeigen würden, wie ineffektiv Indonesiens Müllentsorgungssysteme seien. Bali habe aber immerhin damit begonnen, sich neu zu organisieren. Laut dem Gouverneur von Bali, Wayan Koster, braucht es jedoch deutlich mehr Ausrüstung und Personal, damit die bei Urlaubern beliebten Strände schnell gereinigt werden können. Vor allem in der Regenzeit solle die Müllabfuhr 24 Stunden im Einsatz sein, ist sein Vorschlag.
Vielerorts haben sich die Menschen inzwischen privat organisiert. So initiierte eine niederländische Auswanderin auf der Facebook-Seite der Gemeinde Amed eine Aktion, den lokalen Strand aufzuräumen – ein Aufruf, dem allem Anschein nach zahlreiche Menschen nachkamen. Auch eine weitere private Initiative versucht zu helfen: Das neue Projekt „Plastic Exchange Bali“ – eine Art Plastikbörse –, die aus dem covidbedingten Zusammenbruch des Tourismus auf der Insel hervorgegangen ist.
Reis gegen Plastik
Die Idee für die Börse stammt von Janur Yasa, einem Restaurant-Besitzer in Ubud, einem Ort im Inland Balis. Er kam auf die Idee, Reis gegen Plastik zu tauschen und dafür mit den sogenannten „Banjars“, einer Art Nachbarschaftsgruppe, zusammenzuarbeiten. Das Konzept funktionierte so gut, dass es sich über Mundpropaganda wie ein Lauffeuer über die gesamte Insel verbreitete.
Grundsätzlich weist Yasa die einzelnen Banjars an, zuerst in den Gemeinden selbst zu sammeln, angefangen in den eigenen Häusern und Gärten, den Straßen und schließlich am Fluss und in der Umgebung. Seine Kunststoffbörse nimmt auch weggeworfene Kühlschränke und andere Maschinen auf und recycelt sie. Im Austausch für den Plastikmüll, der später wieder verkauft und zu Geld gemacht werden kann, erhalten die Einheimischen Reis.
Michele Yoga, die die Aktion ebenfalls unterstützt, meint, dass die derzeitigen Müllberge, die durch den Monsunregen an den Stränden anschwemmen, ein weiterer „wichtiger Grund“ seien, warum die Plastikbörse vorangetrieben werden müsse. Denn die Aktion trage wesentlich dazu bei, dass weniger Müll in die Flüsse und damit ins Meer gelange.
De Maart
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