Der Südliche Großflugbeutler (Petauroides volans) ist ein außergewöhnliches Tier. Etwas größer als ein Eichhörnchen kann der flauschige Beutler dank seiner Gleitmembranen bis zu hundert Meter von einem Baum zum nächsten „fliegen“. Somit ist es ein Kinderspiel für den Baumbewohner, auch noch an die frischesten Eukalyptusblätter heranzukommen.
Letztere frisst der Beutler, der in den Wäldern Ostaustraliens vorkommt, nämlich genauso gerne wie der Koala, Australiens Symboltier. Vielleicht lag es an dessen Popularität, dass es der Wissenschaft bisher verborgen geblieben war, dass der deutlich weniger bekannte Südliche Großflugbeutler nicht eine Art ist, sondern eigentlich aus drei Spezies besteht.
Seltene Entdeckung
„Australiens Artenvielfalt ist damit um einiges reicher geworden“, sagte Andrew Krockenberger von der James-Cook-Universität in Australien. „Nicht jeden Tag werden neue Säugetiere bestätigt, geschweige denn zwei neue Säugetiere“, verkündete der Forscher, der gemeinsam mit anderen Autoren eine Studie dazu im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlicht hat.
Die Entdeckung machte eine Doktorandin der Universität im Rahmen ihrer Abschlussarbeit. Denise McGregor sagte, Theorien dazu seien schon länger in der wissenschaftlichen Gemeinde ausgetauscht worden. Größe und Physiologie der Tiere hatten bereits Hinweise darauf gegeben. „Es gibt seit einiger Zeit Spekulationen darüber, dass es mehr als eine Art der Südlichen Großflugbeutler gibt, aber jetzt haben wir Beweise aus der DNA“, sagte McGregor. Zum ersten Mal konnten die Forscher eine sogenannte DArT-Sequenzierung verwenden und damit die genetischen Beweise vorlegen, dass das Tier tatsächlich aus mehreren Arten besteht. Dies verändere die Art und Weise, wie die Wissenschaft über die Tiere denke, meinte McGregor.
Drei Milliarden Tiere starben in den Buschfeuern
Kara Youngentob, eine Mitautorin der Australischen Nationaluniversität in Canberra, sagte, die Identifizierung und Klassifizierung von Arten sei wichtig für ein wirksames Schutzmanagement der Tiere. „In diesem Jahr erlebte Australien eine Buschfeuersaison von beispielloser Intensität“, sagte die Forscherin. Diese habe zu einem weitverbreiteten Verlust von Lebensräumen und einer hohen Todesrate geführt.
Laut einer Studie vom Juli sind bei den Jahrhundertfeuern in Australien über die Jahreswende fast drei Milliarden Tiere gestorben oder haben ihre Heimat verloren. Deswegen legt die Wissenschaft nun verstärkt Wert darauf, die genetische Vielfalt von Arten zu verstehen. „Das Wissen, dass es jetzt genetische Beweise für mehrere Arten gibt, deren Verbreitung damit viel geringer ist als die Reichweite der zuvor anerkannten Art, sollte bei künftigen Entscheidungen über den Artenschutz und das Management berücksichtigt werden“, sagte Youngentob. Noch vor 30 Jahren waren die Südlichen Großflugbeutler laut lokaler Medien ein gut etabliertes Tier im Osten Australiens, doch inzwischen gelten die Beutler als gefährdet. Der Verlust von Lebensräumen durch Abholzung und städtischer Entwicklung hat sie – gepaart mit dem Klimawandel – aus vielen Lebensräumen verdrängt.
Kein Preis beim Artenschutz
Grundsätzlich hat Australien die schlimmste Aussterberate der Welt in Bezug auf Säugetiere: Rund 30 Land-Säugetiere sind in den vergangenen 200 Jahren ausgestorben und mehr als 50 sind vom Aussterben bedroht. Schuld daran sind neben dem Verlust von Lebensraum eingeschleppte Tiere oder die Landwirtschaft – ähnliche Gründe, die auch dem Südlichen Großflugbeutler das Leben erschweren. Vor allem der Klimawandel spielt eine immer prominentere Rolle. Laut des US-Ökologen Mark Urban gefährdet der Klimawandel inzwischen jede sechste Tierart. Zu diesem Ergebnis kam der Wissenschaftler 2015, nachdem er 131 Studien neu analysiert hatte. Neben Südamerika seien die Flora und Fauna in Australien und Neuseeland am meisten gefährdet, schrieb der Amerikaner schon damals.
Ein Jahr später meldete Australien dann auch das erste Säugetier, das Opfer des Klimawandels wurde. So starb die kleine Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte aus, die nur auf der Insel Bramble Cay in der Torres Strait im äußersten Norden des Great Barrier Reefs vorkam, nachdem die tiefliegende Insel in der Dekade davor aufgrund des steigenden Meeresspiegels mehrfach überschwemmt wurde.
De Maart
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