Es waren Laurent Mosar (CSV) und André Bauler (DP), die am Dienstag den Blick in die Kristallkugel angeregt hatten. Beide mussten in ihren Beiträgen einräumen, dass man auch rund ein Jahr nach dem Referendum in Großbritannien noch nicht sehr klar sieht.
Allerdings stelle man fest, dass die großen Akteure, vor allem aus der Finanzwelt, konkrete Pläne haben und absprungbereit sind, bemerkte Bauler. Luxemburg habe mit seinem „Knowhow“ und seiner Sprachenvielfalt gute Karten im Wettbewerb mit Frankfurt, Paris und anderen Städten, um übersiedelnde Finanzunternehmen aufzunehmen.
Viel zu verlieren
Luxemburg sei schlecht gerüstet, um große neue Banken aufzunehmen, meinte Laurent Mosar. Sinnvoller sei, „über intelligente Wege bestehende Aktivitäten auszubauen“.
Einig waren sich die beiden Redner in der Einschätzung, dass London auch nach dem Brexit ein wichtiger Finanzplatz bleiben werde, mit dem man gute Beziehungen anstreben solle. Luxemburg habe viel zu verlieren.
Es bestehe die Gefahr, dass Großbritannien versuche, die EU zu spalten und bilaterale Abkommen mit den 27 übrigen Mitgliedstaaten abzuschließen, so die Sorge von Mosar. Die Regierung solle sich nach belgischem Vorbild ein strategisches Komitee für den Brexit geben und eigene rote Linien festlegen, heißt es in einem schriftlichen Antrag der CSV. Eine Idee, die auf heftigen Protest stößt.
Die EU habe sich eine „Roadmap“ für die Brexitverhandlungen gegeben und „rote Linien festgelegt, hinter denen alle stehen“, erklärte Eugène Berger (DP). Die EU habe eine Verhandlungsstrategie und mit Michel Barnier auch einen Verhandlungsführer, konterte Außenminister Jean Asselborn. Auch er spricht sich klar gegen nationale rote Linien aus.
Seitenhieb auf CSV
Von Finanzminister Pierre Gramegna kam dazu die Bemerkung, dass man „ein strenges Auge auf die Verhandlungen“ haben werde. Generell aber solle man die Debatte um den Brexit entdramatisieren, so der Finanzminister. Luxemburg mache gezielte Promotion. Man wolle ein qualitatives Wachstum, das sich in „einigen Hundert Arbeitsplätzen rechne“. Rund ein halbes Dutzend Unternehmen habe man jeweils aus dem Asset- und Fondsbereich sowie aus dem Versicherungssektor angeworben.
Einen Seitenhieb gibt es von dem DP-Mann dann noch für seinen CSV-Amtsvorgänger. „Hätte diese Regierung nicht direkt nach ihrem Antritt dafür gesorgt, dass der Finanzplatz sauber wird und von allen schwarzen und grauen Listen verschwindet, dann würden wir heute anders diskutieren“, warf er Mosar zum Schluss seiner Intervention an den Kopf.
Roy Reding (ADR) nutze seine Intervention, um als Einziger den Brexit als solchen zu loben. Das Wort klinge heute wie ein Schimpfwort. Dabei gehe um es nur um die Umsetzung eines Bürgervotums. Nicht nur die Briten hätten „die Nase voll von dieser zentralistischen EU“. Statt über die Aufteilung des britischen Nachlasses zu diskutieren, solle sich die EU endlich mit den Ursachen beschäftigen, die im Juni 2016 zum Austrittsvotum führten.
De Maart
England kann es zwar versuchen, aber inzwischen sollte es sich herumgesprochen haben, dass die EU die Kompetenz für bilaterale Verhandlungen an die EU übertragen hat. Da fehlt es offentsichtlich an ausreichender Information.Nationale rote Linien können so für die Englender keinen Bestand haben, egal wer sie aufstellt. UK ist gezwungen, mit den verbleibenden EU Ländern einvernehmlichkeit herzustellen, eine Knacknuss für die in solchen Übungen ungeübten Briten.
Der Finanzplatz mLuxmburg ist also sauberer geworden.... Dass ich nicht lache! Der Teppich wurde doch bloss hoch gehoben und alles drunter gekehrt! Was hat diese Regierung denn schon getan ausser sich hinter der EU-Kommission zu verstecken und die Affären auszusitzen? NICHTS! Und auch in dieser Frage will man bloss keine Verantwortung und Initiative übernehmen, man versteckt sich mal wieder hinter der EU... Glaube ja kaum, dassStoible und Deutschland so faul und planlos sind wie wir. Naja, hauptsache wir fliegen bald zu den Meteoriten...., den Kopf über den Wolken hat Gambia ja schon lange. Naja, nax Tax-Ruling setzt man nun darauf die Patente auszunutzen und dies obwohl wir kaum Forschungsinstitute hier im Land haben. Da ist der nächste Skandal vorprogrammiert... Gambia halt...
Unterm Strich bleibt festzuhalten, es ist schwer etwas vorauszusagen in dieser Affäre, warum unsere Minister es nicht für nötig befinden sich richtig darauf vorzubereiten und am Ende gehen wir leer aus.
BillieTH,
Sie haben Recht mit ihrer Einschätzung, die vermasselte Steuerreform à la Gramegna wird den Fonds -Standort Dublin stärken und Luxemburg schwächen, das SOPARFI Desaster usw sind der Beweis dass da "gewurschtelt" wurde... sehr unprofessionell eben...
Herr Mosar hat Recht . Die Regierung solle sich nach belgischem Vorbild ein strategisches Komitee für den Brexit geben und eigene rote Linien festlegen. Man sollte nicht wieder einmal verschlafen.
Hatte unser Finanzminister ein richtigen Steuerreform gemacht, auch fur Betriebe (gross und klein) dann ware Luxemburg heute ganz besser positioniert. Jetz hat Ierland eine gutenChance um im Fondbereich durch zu stosen.