200.000 Lärmopfer haben in Deutschland bereits die Online-Petition von www.vuvuzelas.org unterschrieben.
„Das sind Elefantenfürze, wie ein Hornissen-Nest – sofort verbieten“, sagte Initiator Bastian Frölig dem SID am Sonntag: „Das hat mit Fankultur nichts zu tun.
Sepp Blatter ist beratungsresistent.“ Die TV-Sender suchen nach einer Lösung, damit die Zuschauer nicht abschalten. „Diesen Dauerton kriegen wir nicht weg. Solange Vuvuzelas in allen Stadien sind, lässt sich das nicht verhindern“, sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz dem SID: „Wir setzen jetzt die sogenannten Lippenmikrofone ein, die weniger von den Außengeräuschen einfangen. Sonst sind uns aber die Hände gebunden, denn wir bekommen ein fertiges Signal. Der einzige Punkt ist, die Tröte zu verbieten.“
Dies wünschen sich viele Fans, Trainer und Spieler sehnlich. Verzweifelt schreiendes Baby, wild gewordener Elefant, dröhnender Staubsauger: Jeder versucht, den Heidenlärm der Vuvuzela in Worte zu fassen.
„Die Trompete des Teufels“, schrieb die spanische Zeitung El Pais. El Observador aus Uruguay berichtete von einer „Tortur für die Ohren. Die Vuvuzela beweist mal wieder die unbegrenzte Fähigkeit des Menschen, sich selbst das Leben zur Hölle zu machen.“
Ausweg Zeichensprache
Kommunikation zwischen Trainern und Spielern oder gar mit dem Sitznachbarn im Stadion ist ein Ding der Unmöglichkeit. „Wir haben schon im Training gemerkt, dass nur eine Vuvuzela Höllenlärm macht.
Die Spieler müssen das erleben. Ich brauche von der Seitenlinie im Spiel gar nicht hereinzurufen, da hört mich keiner. Ich werde mit Zeichensprache arbeiten“, sagte Löw.
Der dänische Nationaltrainer Morten Olsen will „einfach das Hörgerät ausschalten“. DFB-Präsident Theo Zwanziger dagegen empfindet die Tröte, die mit 120 Dezibel lauter ist als eine Kettensäge, „nicht als schlimm oder gar störend“. Man müsse sich den afrikanischen Gepflogenheiten anpassen – „hier gehören die Vuvuzuelas zum Spiel wie in Deutschland die Schlachtgesänge der Fans. Wenn man sich positiv auf diese etwas ungewohnten Geräusche einlässt, kann das sogar ein Spaß sein.“
Das wird vielerorts anders empfunden. Fangesänge werden vom brummenden Einheitsbrei verschluckt, Ohrstöpsel haben sich bei der WM zum Verkaufsschlager entwickelt. „Mein Vorrat ist aufgebraucht. Ich könnte 300 Paar pro Tag verkaufen“, sagte ein Ladenbesitzer aus Kapstadt: „1000 Stück habe ich schon nachbestellt.“ Die Stöpsel mit dem Namen „Vuvu-Stop“ versprechen eine Drittelung des Pegels auf 90 Dezibel. „Hilft auch gegen die Meckerei der Ehefrau“, steht auf der Verpackung.
Bei der FIFA und dem Organisationskomitee stößt Kritik auf taube Ohren. „Wir haben nur positive Resonanz erhalten“, behauptete OK-Sprecher Rich Mkhondo allen Ernstes: „Jeder liebt die Vuvuzela – sie ist das Symbol dieser Weltmeisterschaft.“ FIFA-Präsident Joseph S. Blatter schaltete am Wochenende auf stumm. Doch bereits nach dem Confed Cup 2009 hatte er erklärt: „Ein Verbot der Tröten käme einer Diskriminierung gleich.“
(SID)
De Maart

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