Covid-19Maßnahmen bleiben trotz steigender Infektionszahlen unverändert

Covid-19 / Maßnahmen bleiben trotz steigender Infektionszahlen unverändert
Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) und Premierminister Xavier Bettel (DP) sehen trotz überdurchschnittlich hoher Infektionszahlen zurzeit keinen Grund, in Panik zu verfallen Editpress/Hervé Montaigu

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In der vergangenen Woche ist die Zahl der Neuinfektionen mit Covid-19 im Vergleich zur Vorwoche um 138% gestiegen. Europaweit liegt Luxemburg bei den Covid-19-Fällen pro 100.000 Einwohner auf Platz vier. Trotz der hohen Ansteckungszahlen sind jedoch kaum Menschen wegen Corona hospitalisiert. Deshalb sieht die Regierung zurzeit keinen Anlass, die Regeln und Einschränkungen weiter zu verschärfen. Lockerungen sind aber auch nicht geplant.

Wie in vielen Ländern weltweit infizieren sich auch in Luxemburg zurzeit wieder mehr Menschen mit dem Coronavirus. Seit etwa zehn bis 14 Tagen steigen die Infektionszahlen erneut an. In der vergangenen Woche zählte Luxemburg 672 neue Ansteckungen. Gegenüber der Vorwoche (282 Neuinfektionen) ist das ein Anstieg von 138%. 43 dieser Fälle wurden im „Large Scale Testing“ ermittelt, 84 Menschen wurden am Flughafen positiv getestet und 285 Infektionen wurden über einen ärztlich verschriebenen Test detektiert. Diese Zahlen stellte Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) zusammen mit Premierminister Xavier Bettel (DP) am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Anschluss an eine Sitzung des Regierungsrats vor. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums ist die effektive Reproduktionszahl innerhalb der vergangenen Woche von 1,01 auf 1,44 gestiegen, die Positivitätsrate lag bei durchschnittlich 1,66%, gegenüber 0,55% in der Vorwoche.

Inzwischen liegt Luxemburg laut Europäischem Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) mit 169,7 Covid-19-Fällen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen 14 Tagen europaweit auf Platz vier (Stand 23. September). Spitzenreiter ist Spanien mit 314,8 Fällen, gefolgt von Tschechien (218,6) und Frankreich (197,8). In Belgien (132,3) sind die Fallzahlen ebenfalls hoch, in Italien (34,4) und Deutschland sind sie mit nur 27 offiziell bekannten Fällen pro 100.000 Einwohner vergleichsweise niedrig. Daher sei nicht auszuschließen, dass das deutsche Robert-Koch-Institut Luxemburg noch in dieser Woche wieder als Risikogebiet einstufen werde, erklärte Bettel.

31% aller Neuinfizierten sind Urlaubsrückkehrer

Als Hauptgründe für die steigenden Infektionszahlen nannten Bettel und Lenert das Ende der Sommerferien. Urlaubsrückkehrer machten 31% aller Neuinfizierten aus. Weitere 20% hätten sich bei privaten Zusammenkünften im Familien- oder Freundeskreis angesteckt, erklärte Lenert. Acht Betriebe und „structures d’hébergement“ seien betroffen, doch die jeweiligen Infektionszahlen seien überschaubar. Große Cluster habe man nicht beobachten können, präzisierte die Gesundheitsministerin. Eine plausible Erklärung, weshalb die Infektionszahlen in Luxemburg im Vergleich zu den meisten anderen EU-Staaten so hoch sind, hat die Regierung nicht. Luxemburg sei dicht besiedelt, wie eine große Stadt, führte Paulette Lenert als möglichen Grund an. Dadurch würden sich die Infektionen nicht so schnell „auflösen“.

Grund zur Panik bestehe in Luxemburg jedoch nicht, beschwichtigten Lenert und Bettel. Der Premierminister begründete diese Aussage mit den größtenteils unproblematischen Krankheitsverläufen. Stand Mittwoch mussten lediglich 20 Personen wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden, davon eine auf der Intensivstation. Die Krankenhäuser seien demnach weit davon entfernt, überlastet zu sein. Ein Grund dafür sei das relativ niedrige Durchschnittsalter der Infizierten, das vergangene Woche bei 33,4 Jahren lag, ergänzte Paulette Lenert.

Angesichts dessen gebe es zurzeit auch keinen Grund, die Corona-Maßnahmen zu verschärfen. Die im Vergleich zum ersten Covid-19-Gesetz strengeren Regeln und Einschränkungen, die das Parlament während der zweiten Welle am 23. Juli angenommen hatte und erst am vergangenen Dienstag bis Ende des Jahres verlängert hat, bleiben weiterhin in Kraft. Die Menschen würden sich an die Regeln halten, daher sehe die Regierung keinen Grund dafür, präventiv noch strengere Maßnahmen einzuführen, sagte Lenert. Anlass für eine Lockerung der Corona-Regeln bestehe zum jetzigen Zeitpunkt jedoch auch nicht, betonte Bettel. Das Virus sei weiterhin präsent, jeder könne sich anstecken, noch sei niemand immun.

36 falsche positive Testergebnisse

Ziel der Regierung in den kommenden Wochen bleibe es, das Virus möglichst schnell zu verfolgen, um die Infektionsketten zu brechen, erläuterte die Gesundheitsministerin. Deshalb gelte es weiterhin, viel und gezielt zu testen und die Kontaktverfolgung zu garantieren. Am morgigen Donnerstag wird Paulette Lenert die zweite Phase des „Large Scale Testing“ einläuten.

Lenert berichtete am Mittwoch auch von zwei Testserien in einem Laboratorium, die fälschlicherweise positive Resultate hervorgebracht haben. Bei der einen Serie seien zehn, bei der anderen 26 Personen betroffen gewesen. Nachdem die Fehler bekannt geworden seien, habe das Gesundheitsamt die betroffenen Personen kontaktiert und sie aus der Isolation entlassen. Das Gesundheitsamt habe eine Untersuchung eingeleitet, um zu prüfen, ob das verantwortliche Laboratorium regelkonform arbeitet, erklärte Lenert.