Mannschaftsspiel statt Solotanz

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Was die CSV kann, schafft die LSAP allemal, lautete wohl das Motto. Knapp vier Tage nach dem Auftakt der Juncker-on-Tour-Werbekampagne hatte die LSAP am Dienstag zu einem Wahlkampfmeeting in der Differdinger Hall de la Chiers eingeladen. Dem LSAP-Spitzenkandidaten Jean Asselborn war der Erfolg vor vollem Haus garantiert. Lucien Montebrusco

Rot war die beherrschende Farbe an diesem Abend im Hall de la Chiers in Differdingen. Vier knallrote Sessel vor roter Kulisse mit dem Parteilogo und dem Wahlslogan: „LSAP – mir paken et un“. Am Eingang ein Tisch mit Wahlkampfgadgets der großen transnationalen Schwesterpartei, der europäischen Sozialdemokraten: Aufhänger und Kugelschreiber. Wer ein Wahlkampfsouvenir der LSAP suchte, musste sich schon an die Kandidaten bzw. Kandidatinnen wenden. Und so kam im Laufe des Abends ein halbes Dutzend Kugelschreiber mit dem jeweiligen Konterfei des Kandidaten zusammen. Genug für die Schreibarbeit in den nächsten Wochen. Oder für eine Versteigerung bei ebay. Dort werde der richtige Wert eines Kandidaten bestimmt, scherzte ein Europakandidat.
Der LSAP-Abend wurde keine Einmannshow. „Wir könnten uns ja als die LSAP, die mit dem Jang nennen“, spottete Alex Bodry in Anspielung auf den Radiospot der christlichsozialen Konkurrenz. Oder auch „déi mam Mars, mam Luss …“. Bodrys Wink war klar. Seine Partei hat etliche gute Leute aufzubieten. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals eine so starke Mannschaft gehabt hätten“, sagt er.
Der Verlauf des Abends unterstrich diese Teamarbeit. Ferd Bertinelli, LSAP-Sektionspräsident und Hoffnungsträger der Partei in Differdingen, stellte zu Beginn die Kandidaten des Bezirks Süden vor. Dann sprach Parteipräsident Alex Bodry über die Bedeutung einer starken LSAP in der Regierung, der einzigen Kraft, die sich bereits in Glanzzeiten der neoliberalen Wirtschaftspolitik gegen eine exzessive Liberalisierungspolitik ausgesprochen habe, etwa beim Statutenwechsel der Sparkasse oder der Umwandlung der Post von einer Verwaltung in ein Postunternehmen. In beiden Fällen habe der Staat nach wie vor das Sagen. Ähnliches Szenario auch beim neuen, aus der Fusion von Cegedel, Soteg und Saar Ferngas entstandenen Energieunternehmen Enovos.
Die aktuelle Krise sei keine der Sozialdemokratie, sondern des Wirtschaftsliberalismus, betonte Bodry. Der LSAP-Spitzenkandidat bei den Europawahlen, Robert Goebbels, warnte etwaige Sympathisanten anderer Linkskräfte, warum jede Stimme für KPL und „déi Lénk“ bei den Europawahlen eine verlorene Stimme sei. Beide Listen würden eh kein Mandat gewinnen können. Und ein Sitz für die ADR sei eine Katastrophe angesichts deren potenziellen rechtskonservativen Verbündeten im Europaparlament.
Dann, als Sahnehäubchen an diesem Abend, die Wahlkampfrede von Spitzenkandidat Jean Asselborn, fast schon eine Grundsatzrede über das Verhältnis der Partei zum Staat. Den wünschte sich Asselborn offen, tolerant und gerecht. Und, an die Adresse der Gewerkschaften: Diese Regierung habe keinen Sozialabbau betrieben, sondern die Sozialpolitik modernisiert, siehe Einführung des Einheitsstatuts.
Seitenhiebe an die Opposition blieben nicht aus. Amüsiert erinnerte Asselborn an die Sticheleien des Premierministers wegen seiner, Asselborns, Kochkünste. Mitleid werde einem geschenkt, Neid müsse man sich verdienen, zitierte Asselborn Konfuzius. Um dann gleich noch Wilhelm Busch nachzuschieben: Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung.
Junckers Geist sollte an diesem Abend die Hall de la Chiers bis zum Schluss nicht verlassen. Bei der CSV-Veranstaltung am Freitag seien keine Fragen zugelassen worden, sagte Bertinelli. Bei der LSAP war es am Dienstagabend genau umgekehrt. Fragen waren erwünscht, nur dass niemand die Hand dazu erhob.