Der Stamm Muammar al-Gaddafis hat den Nationalen Übergangsrat aufgefordert, die Leichen des libyschen Ex-Diktators und seines Sohnes Mutassim unverzüglich herauszugeben.
Al-Saadi al-Gaddafi: In Niger. Bis 2003 führte der Sohn eine Eliteeinheit im Kampf gegen Islamisten in Libyen, dann ging er als Fußballprofi nach Italien, kam kaum zum Einsatz und musste nach Dopingvorwürfen gehen. Er steht auf der Fahndungsliste von Interpol. Niger verweigerte bisher seine Auslieferung. (dapd)
Hannibal al-Gaddafi: In Algerien. Der Sohn geriet durch sein Luxusleben und Gewalttaten in die Schlagzeilen. (Tageblatt-Archiv)
Safija al-Gaddafi: In Algerien. Gaddafis aus Bosnien-Herzegowina stammende zweite Ehefrau ist mit Kindern ins Nachbarland geflohen. (dpa)
Muammar al-Gaddafi: Herrschte in Libyen fast 42 Jahre lang als Diktator. Der 69-Jährige starb bei Kämpfen in seiner Heimatstadt Sirte. Zuvor war er zwei Monate lang untergetaucht. (dpa)
Saif al-Islam al-Gaddafi: Er galt lange als Nachfolger seines Vaters. Er wurde am 19. November 2011 im Süden Libyens festgenommen. (Sabri Elmhedwi)
Mutassim Billah al-Gaddafi: Tot. Bis zuletzt an der Seite seines Vaters in Sirte. Mutassim floh nach einem Zerwürfnis mit Gaddafi nach Ägypten, durfte aber zurückkehren und befehligte die Präsidentengarde. (dpa)
Saif al-Arab al-Gaddafi: Soll tot sein. Als Student in München fiel er wegen Diskotheken-Schlägereien auf. Nach unbestätigten Angaben eines libyschen Regierungssprechers starb der Sohn des Diktators am 1. Mai durch Nato -Bomben. (dpa)
Chamis al-Gaddafi: Tot. Er befehligte eine Eliteeinheit des Regimes, die für ihre Grausamkeit berüchtigt war. Der Gaddafi-Sohn starb Ende August bei Kämpfen mit Rebellen nahe Tripolis. (dapd)
Aischa al-Gaddafi: Aus Algerien geflogen. Die Juristin gehörte zu den Rechtsanwälten des später hingerichteten irakischen Diktators Saddam Hussein . Die Gaddafi-Tochter leitete zuletzt eine libysche Wohltätigkeitsorganisation. (dapd)
Mohammed al-Gaddafi: In Algerien. Der älteste Sohn des Ex-Herrschers stammt aus der Kurzehe mit der Offizierstochter Fatiha. Er leitete Libyens Post- und Fernmeldeunternehmen, besaß zwei Mobilfunk-Anbieter und führte das Nationale Olympische Komitee. (Tageblatt-Archiv)
Hana al-Gaddafi: Schicksal ungeklärt. Die Adoptivtochter soll 1986 im Alter von 15 Monaten durch US-Bomben auf Tripolis getötet worden sein. Jetzt entdeckten Dokumenten zufolge lebt sie aber, hat eine Ausbildung als Ärztin und lebte zuletzt in Tripolis. (Tageblatt)
Milad Aubustaia al-Gaddafi: Verbleib unklar. Muammars adoptierter Neffe. Während eines US-Bombenangriffs auf Tripolis 1986 soll er der Legende nach das Leben des Diktators gerettet haben. (Tageblatt)
Sie sollten nach islamischem Brauch in ihrer Heimatstadt Sirte bestattet werden, heißt es in einer Mitteilung, die der Pro-Gaddafi-Sender Al-Rai mit Sitz in Syrien veröffentlichte. Die Unterzeichner, die von „Märtyrern“ sprechen, wenden sich dabei auch an die Vereinten Nationen, die Organisation der Islamischen Konferenz und die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.
Nach Informationen des britischen Senders BBC soll die Leiche demnächst obduziert werden, um Klarheit zu schaffen. Zu den genauen Todesumständen Gaddafis gibt es weiterhin unterschiedliche Darstellungen. Offizielle Stellen in Tripolis behaupten, der verletzte Gaddafi sei auf der Fahrt nach Misrata im Krankenwagen ins Kreuzfeuer neuer Kämpfe geraten und dabei tödlich verletzt worden. Nach Einschätzung eines Arztes starb der Ex-Diktator durch „Schüsse aus nächster Nähe in Kopf und Bauch“. Dies könnte auf eine absichtliche Erschießung hindeuten, berichtete der arabische Fernsehsender Al-Arabija.
Aufklärung verlangt
In Misrata bildeten sich am Freitag lange Schlangen von Menschen, die den Leichnam sehen und mit Handy-Kameras Fotos machen wollten. Er lag auf einer Matratze am Boden, amerikanischen Presseberichten zufolge in einem Supermarkt-Kühlraum.
Nach muslimischer Tradition werden Tote normalerweise binnen 24 Stunden beigesetzt. Der Nationalrat war sich aber am Freitagabend noch nicht einig, wann und wo der Tote begraben werden soll. Auf jeden Fall soll der Ort geheimbleiben, damit Gaddafi-Anhänger keinen Wallfahrtsort bekommen.
Wegen der rätselhaften Umstände des Todes hatten zuvor die Vereinten Nationen und Gaddafis Ehefrau Safija Aufklärung verlangt. „Wir wissen nicht, wie er gestorben ist. Dazu muss es eine Untersuchung geben“, sagte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville, am Freitag in Genf.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können