Samstag20. Dezember 2025

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Eine Fechterin gegen die Vorurteile

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Eine US-Muslimin tritt in Rio im Kopftuch an.

Ibtihaj Muhammad wird in Rio nicht nur für Medaillen, sondern auch gegen Vorurteile fechten. Die Muslimin ist die erste US-Athletin, die mit Kopftuch bei Olympia antritt. Sie wolle die Wahrnehmung verändern, die „die Menschen von muslimischen Frauen haben“, sagt die selbstbewusste Säbelfechterin. Es sind besonders schwierige Zeiten, in denen Muhammad gegen Diskriminierung und Misstrauen anficht. Der Republikaner Donald Trump hat mit seinem Wahlkampf das Klima gegen die Muslime angeheizt. Muslime werden in den USA bedroht, Moscheen angegriffen.

Nach Berichten über muslimische Passagiere, die aus bereits startbereiten Flugzeugen geworfen wurden, sorgte sich Muhammad noch zu Jahresbeginn, dass ihre Olympia-Teilnahme an einem Flugverbot scheitern könnte. Doch sie konnte zur Weltmeisterschaft im Januar in Athen fliegen, wo sie durch den Gewinn einer Bronzemedaille die Aufnahme ins Olympiateam schaffte. Die 30-Jährige nimmt nun erstmals an den Olympischen Spielen teil. Eine Berühmtheit in ihrer Heimat ist sie aber jetzt schon. Im Februar war sie bei einem Besuch von Barack Obama in einer Moschee in Baltimore dabei – und der Präsident hob sie in seiner Ansprache als Vorbild hervor.

Ibtihaj Muhammad

„Ich habe ihr gesagt, dass sie Gold nach Hause bringen soll. Nicht, dass ich Druck ausüben wollte“, witzelte Obama. Muhammad geht mit der großen öffentlichen Aufmerksamkeit souverän um. Sie ist eine wortgewandte Frau, vor neun Jahren erwarb sie an der renommierten Duke-Universität einen Abschluss in internationalen Beziehungen und Afrikanistik. Von dem Misstrauen und den Ressentiments, die ihr seit der Kindheit entgegenschlagen, hat sie sich nie unterkriegen lassen. Die Afroamerikanerin wuchs im Ostküstenstaat New Jersey als Tochter eines Drogenfahnders und einer Lehrerin auf. Von früh an trieb sie viel Sport. Doch beim Volleyball oder dem Wettlaufen wurde sie wegen ihres Kopftuchs und ihrer langen Kleidung schikaniert.

Wie sie erzählt, fuhr sie dann eines Tages mit ihrer Mutter an einer Schule vorbei, wo Mädchen beim Fechten zu sehen waren. Ihre Mutter wusste zwar nicht, was für ein Sport dies war – aber weil die Fechter vom Kopf bis zu den Füßen bekleidet sind, schlug sie ihrer Tochter vor, sich fortan dieser Sportart zu widmen. Muhammad sah im Fechten zunächst vor allem eine Chance, sich ein Hochschulstudium zu finanzieren. Dank ihres Sports gewann sie dann tatsächlich auch ein Stipendium für die Duke University. Muhammad spezialisierte sich auf den Säbel, holte nationale Titel und erzielte dann auch internationale Erfolge.

2014 gewann sie im Team der Säbelfechterinnen den Weltmeistertitel. Während sie nun in Rio de Janeiro um den olympischen Ruhm kämpfen wird, tobt daheim der Wahlkampf. Wie die USA unter einem Präsidenten Trump ausssehen würden, darüber will Muhammad aber nicht spekulieren. Das politische Umfeld für Muslime in den USA sei derzeit „rau“, sagt sie nur. Ihren Landsleuten wolle sie vor allem zeigen, dass die muslimischen Frauen in den USA eine sehr vielfältige Gruppe seien. „Wir sind von unterschiedlicher Herkunft und leistungsstarke Mitglieder der Gesellschaft“, sagt sie.