Montag27. Oktober 2025

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„Die Geschichte ist vorbei“

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Andy Schleck versöhnt sich mit Alberto Contador

Die Chance, dass Andy Schleck es auf der langen Pyrenäenetappe von gestern versucht, war klein. Das ideale Szenario gab es nicht. Und so blickt alles auf die entscheidende Pyrenäen-Etappe vom Donnerstag. Und auf die Geschehnisse vom Montag.

Aus Pau berichten „T“-Redakteur Kim Hermes (khe) und „T“-Radsport-Experte Petz Lahure (P.L.)

Alberto Contador hatte sich entschuldigt. Öffentlich, via Youtube, und persönlich, bei Andy Schleck. Und dessen Groll schien gestern erst mal verraucht. Revanche? „Ich habe nur ein Ziel, und das ist es, die Tour zu gewinnen. Und da habe ich nur noch eine einzige Chance übrig“, so Schleck. Der Blick geht nach vorne. Die Vorfälle vom Montag, als Contador angegriffen hat, als Schleck die Kette vom Rad gesprungen war, sind vielleicht nicht vergessen. Aber sie sind vergeben: „Wir haben miteinander geredet. Gestern war gestern und das liegt hinter uns“, so der Luxemburger, „im ReThévenet setzt
auf Contador
 

Der zweifache Tour-de-France-Sieger Bernard Thévenet glaubt, dass Alberto Contador die Tour de France gewinnen wird. „Ich glaube, es wird Contador, weil Andy kein so starkes Team hat wie Contador. Das haben wir gestern im Port de Balès gesehen, als Andy alleine war, Contador aber nicht. Vor allem in der letzten Tour-Woche zählt das viel. Ich hoffe, dass der Ruhetag seinem Team zugute kommt, aber nach allem, was ich gesehen habe, ist das sein Schwachpunkt.“
Das soll aber nicht heißen, dass Schleck chancenlos ist, denn Thévenet zögerte ein bisschen, bevor er sich auf Contador festlegte.
Was geschehen müsste, damit er sich irrt und Andy Schleck in Paris doch ganz oben stehen kann: „Er müsste Contador vor dem Tourmalet in Schwierigkeiten bringen und dann im Tourmalet selber bis zum Letzten angreifen. Ich glaube, er muss ihm noch 1:20, 1:30 Minuten vor dem Zeitfahren abnehmen.“
Das könnte reichen, weil Contador trotz allem weniger dominant ist als im Vorjahr. „Mit 1:20, 1:30 Minuten Vorsprung vor dem Zeitfahren kann Andy die Tour gewinnen. Letztes Jahr hätte er 2:30 gebraucht, aber ich meine, Contador ist nicht mehr so stark im Zeitfahren.“
khe  nnen trifft man eben manchmal falsche Entscheidungen. ‚Shit happens‘. Er hat sich bei mir entschuldigt und er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat. Für mich war es wichtig, dass er das einsieht. Die Geschichte ist vorbei.“

Allerdings nimmt das Publikum dem Spanier das Ganze immer noch übel, so dass auch vor dem Podium immer wieder Pfiffe zu hören sind. Die Sympathien gehören Schleck. Aber die Pfiffe gegen seinen ärgsten Rivalen sind ihm dann doch etwas zu viel: „Die Leute haben ihn ausgebuht, das ist nicht schön. Ich will die Leute bitten, nicht mehr zu pfeifen. Alberto ist ein großer Champion und so etwas verdient kein Mensch. Ich merke, dass es ihm leid tut und dass er es gerne rückgängig machen würde. Jeder sollte seine Entschuldigung annehmen.“

Auf der Straße besteht allerdings weiterhin die alte Rivalität. Die gestrige Etappe hat an der Gesamtwertung nichts geändert. Acht Sekunden trennen die beiden noch immer. Die Etappe hatte schwer angefangen für Andy Schleck, der hinten im Feld losfuhr und sich erst mal nach vorne arbeiten musste („Das ist das letzte Mal, dass ich das mache“), und die Bedingungen für einen erfolgversprechenden Angriff waren nie wirklich gegeben, eine Attacke hätte keinen Sinn gehabt. „Ideal wäre es gewesen, wenn die Fluchtgruppe nicht sieben Minuten Vorsprung gehabt hätte, sondern zwei bis drei. Dann hätte ich versuchen können, rauszuspringen und zu den anderen aufzufahren.“

So bleibt ihm am Donnerstag eine letzte Chance, um Contador anzugreifen, wenn die Königsetappe zum Tourmalet ansteht: „Es ist alles oder nichts. Entweder gewinne ich alles oder verliere viel. Aber ich mag solche Situationen eigentlich.“

„Eine Minute“

Schleck, der noch am Montag mit seiner Wut zu kämpfen hatte, hat seine Gelassenheit und seine Ruhe zumindest nach außen hin wiedergefunden. Er kämpft nun nur noch um den Tour-Sieg und gegen Alberto Contador. „Am Donnerstag wird die entscheidende Etappe der Tour. Ich bin bereit, gegen Alberto anzutreten. Es ist kein Geheimnis, wenn ich sage, dass ich alles versuchen werde. Wenn ich gut bin, hole ich das Maillot jaune zurück.“ Ihm fehlen im Moment acht Sekunden.

Wie viel er denn braucht, um auch nach dem Zeitfahren noch eine realistische Chance auf den Sieg zu haben, wird er noch gefragt. „Ungefähr eine Minute“, lacht er. Die Wut ist verraucht. Die Zuversicht nicht.

khe