Tageblatt-Serie / Teil 3„Die Akzeptanz ist da“: Tessy Hetting über die Rolle der Sportverbände

Tageblatt-Serie / Teil 3 / „Die Akzeptanz ist da“: Tessy Hetting über die Rolle der Sportverbände
Tessy Hetting ist Technische Direktorin des Basketballverbands FLBB Foto: Editpress/Julien Garroy

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„Lieft Lëtzebuerg Sport?“ Das ist die Kernfrage, auf die es in der mehrteiligen Tageblatt-Serie eine Antwort geben soll. In der dritten Woche geht es mit Tessy Hetting um den Einfluss auf Verbandsniveau. Von Promotionsvideos bis hin zum Trainer-Leitfaden: Die Technische Direktorin setzt bei der FLBB in den nächsten Monaten gezielt auf Kommunikation.  

Tageblatt: Der Basketball-Verband gehört bei der Umsetzung des „Lëtzebuerg lieft Sport – LTAD“-Konzepts zu den Vorreitern. Welche Projekte laufen bereits?

Tessy Hetting: Es ist mittlerweile zwei Jahre her, seit das Ganze ins Rollen kam. Es wurde an mehreren Projekten gearbeitet, wie der LTAD-App, einem Promotions-Video, das in den nächsten Monaten erscheint, einem Handbuch sowie der Reform der Jugendmeisterschaft. Es ist wichtig, dass die Vereine verstehen, worum es bei Lëtzebuerg lieft Sport (LLS) eigentlich geht – nämlich um die langfristige Bindung bei Groß und Klein. Wer nicht unbedingt weiter sportlich engagiert sein will, kann andere Wege einschlagen, sei es als Offizieller oder als Statistiker. Ein anderes Thema ist die Inklusion. Es ist bisher alles sehr theoretisch gewesen, deshalb soll das Video bei der konkreten Umsetzung helfen. 

Beim Jugendsport ist der Verband schon etwas weiter. Wie groß war der Erfolg der „Micro League“?

Das langfristige Ziel ist, die Jugendmeisterschaften bis zur U12 anzupassen. Statt wie vorher mit fünf Spielern wird bei der „Micro League“ mit drei Kindern gespielt. Dadurch sind alle Spieler viel aktiver und niemand steht teilnahmslos rum – genau wie es eben nach dem LTAD-Modell erwünscht ist. Vorstellbar ist, dass in Zukunft vor allem auf eine Art Turnierform gesetzt wird: Die Vereine reisen weiterhin mit der kompletten Mannschaft an, allerdings werden die Teams dann in kleinere Gruppen aufgeteilt. Im Moment arbeiten wir mit drei Personen an dieser Meisterschaftsreform, die im September umgesetzt werden soll. Es braucht dafür auch alterskonforme Spielformen, die richtigen Bälle und Korbgrößen. Dadurch soll das Spiel wieder für alle attraktiver werden – und es Eltern und Freiwilligen leichter machen.

Wie sieht es bei den Ideen für die Jugendlichen und Erwachsenen aus?

Das ist unser nächster Schritt. 2023 wollen wir nutzen, um den Vereinen LLS näherzubringen. Die meisten Jugendlichen verliert man dadurch, dass ihnen der Sprung in die erste Mannschaft nicht gelingt. In diese Leute wird dann nicht mehr genug Zeit investiert. Deshalb ist die Kommunikationsstrategie so essenziell: Wer nicht spielt, kann vielleicht eine andere Rolle im Klub übernehmen. Zum Beispiel hat ein junger Spieler jetzt seine Trainerausbildung abgeschlossen. Wir müssen die Vereine dazu bringen, an diese Möglichkeiten zu denken. Aber wir sind noch ganz am Anfang und stoßen teils an unsere Grenzen. 

Wie kann man die Ausbildung fördern?

Jérôme Altmann (T71-Damentrainer und Assistant-Coach der FLBB-Damen) hat im Rahmen des LTAD-Projekts ein Trainer-Handbuch ausgearbeitet. Dort wird genau erklärt, ab welchem Alter welche Trainingsformen Sinn ergeben. Das geht von „Skills“ über Trainingsziele bis hin zu einem richtigen Leitfaden. Zudem haben wir bereits zahlreiche Videos auf der LTAD-App hochgeladen. Der Inhalt ist da, nur fehlt aktuell noch die Kommunikation mit den Vereinen – und der Reflex, sich dort zu informieren. Wir möchten deshalb auch einen Workshop organisieren, um auf genau diese Aspekte einzugehen. 

Welche Rückmeldungen gab es denn bereits aus den Vereinen?

Allgemein eher wenig. Dafür ist das LTAD-Konzept einfach noch nicht bekannt genug und unsere Projekte laufen noch nicht. Zudem steckt der traditionelle Gedanke, also das Gewinnen, noch in den Köpfen drin. Beim 3×3 sah man den Kindern den Spaß an. Aber ich habe persönlich das Gefühl, dass noch stark an den bekannten Methoden festgehalten wird. Dabei ist es absolut verschieden mit dem 3×3 im Erwachsenenbereich. Der Anfang war schwierig. Aber mittlerweile sind wir an einem Punkt angelangt, an dem die Akzeptanz vorhanden ist – und wir unsere Jugendreform durchziehen können. 

Als Verband stellt man das Bindeglied zwischen Vereinen und Instanzen dar. Wie sehen Sie Ihre Rolle?

Wir müssen, gemeinsam mit der ENEPS und den anderen Akteuren des Sports, versuchen, LLS (Lëtzebuerg lieft Sport) zu vermitteln. Das Ziel muss es sein, dass die Vereine sich damit auseinandersetzen. Es ist absolut verständlich, dass man sich als Verein zunächst um die eigenen Interessen kümmert. Die LTAD-Theorie besagt, gewinnen sei nicht wichtig, sondern die Entwicklung. Aber komplett verschwinden wird der Siegeswunsch nie. Deshalb wollen wir konsequent auf die Entwicklungsschiene setzen. Erste Erfolge sind sichtbar: Es wurden neue Jugendtrainer engagiert und mehr auf die Jugend gesetzt. Jetzt soll der nächste Schritt gemacht werden.