Samstag8. November 2025

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Der eigene Weg

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Michel Wolter ist seit 2009 Bürgermeister in Bascharage. Als ehemaliger Minister und Fraktionsvorsitzender der CSV genießt der Mann landesweite Bekanntheit.

Ein gewisses Talent, in aller Munde zu sein, kann Wolter nicht abgesprochen werden. Man denke bloß an die Diskussionen um die Ausstellung der „Gëlle Fra“ in seiner Gemeinde oder die eher unsägliche, von ihm lancierte Initiative für eine neue Nationalfahne. Seit bald zwei Jahren steht er Bascharage als Bürgermeister vor. Eine Zeit, in der sich die Gemeinde auf einen Wandel eingestellt hat: Die Fusion mit Küntzig ist beschlossene Sache.

Logo" class="infobox_img" />Bürgermeister Michel Wolter (CSV)

Michel Wolter scheint an seinem Bürgermeisteramt Spaß gefunden zu haben. So wirkt es zumindest, wenn er von den rezenten Entwicklungen in „Käerjeng“ spricht. Wolter ist ein Mann, und das gibt er bereitwillig zu, der sich kaum umsieht, wenn er sich in eine Idee verbissen hat. „Alles, was du im Leben machst, wenn du dich für die Leute einsetzt, bringt dir Kritik ein“, bringt Wolter seine Sicht auf den Punkt. Was auch erklärt, wieso er kaum Skrupel verspürte, dem Sassenheimer LSAP-Bürgermeister Georges Engel ein Stück Land, das eigentlich versteigert werden sollte, sozusagen vor der Nase wegzuschnappen. Wie gesagt, an Wolter scheiden sich die Geister. Die einen loben seinen Initiativgeist; die anderen bedauern, dass dieser Initiativgeist ihn auch dazu verleiten kann, mal über Leichen zu gehen.

Trotzdem: Michel Wolter ist von seinem Tun als Bürgermeister vollends überzeugt. Und so zählt er auch stolz die Projekte auf, die in seiner Gemeinde verwirklicht wurden oder geplant sind. Unter anderem wäre da das gekaufte, fünf Hektar große Gelände, das einen Ausbau der Schule zum Schulcampus „Op Acker“ möglich machen soll („Da haben wir jetzt für 20 Jahre unsere Ruhe“, so Wolter). Dazu kommt die „Fusion in Rekordzeit“. Diede mündet nun in der Aufgabe, sie auch in die Tat umzusetzen. Was u.a. beinhaltet, aus dem Rathaus ein „Bürgercenter“ zu machen sowie sich um einen neuen Wasserturm und neue Werkstätten für die technischen Gemeindedienste zu kümmern. Mit dem „Lycée technique pour professions éducatives et sociales“ ist es den Bascharagern gelungen, die erste nationale Struktur in ihrer Gemeinde zu verankern. Zudem habe er, so Wolter, „Käerjeng auf die Landkarte gesetzt“, zum einen mit der „Gëlle Fra“-Ausstellung, zum anderen mit einer „Tour de Luxembourg“-Etappe.

Vom Tryptichon aus Schule, Sport und Kultur

Hinzu kommt das Großprojekt eines neuen Kulturzentrums namens „Käerjenger Treff“, das, laut Wolter, neue Standards setzen soll in Sachen Benutzbarkeit, Flexibilität und Wirtschaftlichkeit. Für den „Käerjenger Treff“ wird die in die Jahre gekommene „Hall 75“ abgerissen. Die Räumlichkeiten für den ersten Schulzyklus sollen in Hautcharage, auf dem Gelände der alten Schule, eingerichtet werden. In puncto Spielplätze denkt Wolter darüber nach, sich am Küntziger Modell zu orientieren. Was bedeutet, dass kleine Viertel-Spielplätze zugunsten eines großen Abenteuer-Spielplatzes verschwinden würden. Vorrangig wirtschaftliche Gründe hätten zu dieser Überlegung geführt, so Wolter. Vermehrt auftretender Vandalismus an Spielplätzen ziehe hohe Reparaturkosten nach sich. Ein, zwei größere Spielplätze seien leichter zu überwachen.

Für das lokale Geschäftsleben seien neue Parkplätze in unmittelbarer Nähe der Avenue de Luxembourg unerlässlich. Um Platz hierfür zu schaffen, kämen die ehemaligen Sales-Lentz-Hallen in Frage.

Auch der Öffentliche Transport soll ausgebaut werden. Ein erklärtes Ziel ist, dass niemand mehr als 300 Meter zur nächsten Bushaltestelle zurücklegen muss. Passend hierzu soll ein neues Konzept der „sanften Mobilität“ geschaffen werden, inklusive neuen Fahrrad- und Fußgängerwegen. Hiervon sollen vor allem die rue de la Résistance und der Boulevard Kennedy profitieren, denen ein gänzlich neues Konzept verpasst werden soll. Die Straße, die den Bascharager Einwohnern aber die meisten Sorgen macht, ist die Avenue de Luxembourg, die die Ortschaft, auch wegen des dauerhaft hohen Verkehrsaufkommens, in zwei Teile trennt. Infrastrukturarbeiten würden sich hier aufdrängen, so Wolter. Vorgesehen sind sie für die Jahre 2015/2016. Dies sollen noch zu bauende Bypässe möglich machen. Denn eine Frage bleibt, wann die Umgehungsstraße kommen wird.

Was das Soziale in Bascharage betrifft, geht Wolter eigene Wege. Die Konvention mit dem CIGL wurde gekündigt; Wolter ist kein Freund der „économie solidaire“. Die Idee einer bloßen Beschäftigungsinitiative ist ihm fremd. Leute sollen fit gemacht werden für den Arbeitsmarkt, das ja. Sie aber anzustellen, nur damit sie eine Anstellung haben, das will Wolter nicht. Ähnlich verhält es sich mit den Sozialwohnungen. Auch hier sieht Wolter nicht die Gemeinde in der Verantwortung, sie soll nicht als Vermieter auftreten. Infolgedessen wurden die Sozialwohnungen an den „Fonds du Logement“ verkauft, da dessen Mitarbeiter eben die „echten Spezialisten“ in dieser Materie seien.

Das „Sorgenkind“ Seniorenwohnungen wird in Bascharage auch die nächsten Jahre ein Thema bleiben. Wolter gibt unumwunden zu, dass hier Nachholbedarf besteht. Das hierfür vorgesehene Servior-Projekt sei in der geplanten Form nicht realisierbar. Wichtig für Bascharage ist seine „Zone d’activités économiques“. Der Schilderwald wurde beseitigt, über neue Unternehmen wird nachgedacht, Wolter erwähnte hier als Beispiel ein Datacenter – passend zum „Käerjeng goes Internet“-Programm, bei dem von der Post schnellere Leitungen in die Haushalte verlegt wurden.