Sonntag26. Oktober 2025

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Andy Schleck: Die Ruhe vor dem Sturm?

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Es war wieder einer dieser ruhigen Tage für Andy Schleck. Das Maillot jaune geriet zu keinem Zeitpunkt in Gefahr und die Sprinterteams machten ihre Arbeit. Nur ungefähr 20 km vor dem Ziel machte kurz wieder das Wort „Bordure“ die Runde, als Saxo Bank vorne Tempo machte und Contador ganz kurz in einer schlechten Position war.

Aus Bourg-lès-Valence berichten „T“-Redakteur Kim Hermes (khe) und „T“-Radsportexperte Petz Lahure (P.L.)

„Nein, es war nicht der Plan, da irgendwen abzuhängen“, so Andy Schleck, „wir wollten uns nur aus allen Problemen raushalten, denn wenn andere Teams es versuchen sollten, ist es besser, gut platziert zu sein.“ Und so kam es wie vorhergesehen zur Sprintankunft. Und Andy Schleck hatte im Peloton die Zeit, „einfach ein sozialer Mensch zu sein“ und den einen oder anderen Plausch mit den Kollegen zu führen. „Ich kann jetzt nicht im Detail sagen, was wir alles besprochen haben. Mit Contador habe ich über den Urlaub geredet, wo wir zusammen waren. Ich mag ihn.“ Auch Lance Armstrong war einer der Gesprächspartner. „Er hat mir sogar ein Livestrong-Bändchen geschenkt, ohne dass ich dafür zahlen musste. Er meinte, es würde zu meinem Trikot passen, also werde ich es wohl tragen.“

Das war nicht ganz das, was man hören wollte. Geheimpläne sollten geschmiedet werden, Allianzen, um Contador zu schlagen, mit der Hilfe des in dieser Tour gleich um ein paar Jahre gealterten Armstrong. Das klingt zwar gut, aber das war es offenbar nicht. „Ich habe mit Alberto geredet, ich habe mit Lance geredet. Wir sprechen über das Rennen, über die Etappen. Ich weiß auch, dass ihr etwas über Allianzen hören wollt, aber das ist es nicht, worüber wir reden“, so Schleck.

Respekt

Worüber Andy Schleck mit den anderen genau redet, erfährt man also nicht. Aber dafür spricht offenbar derzeit die ganze Welt von ihm. Das Gelbe Trikot hat den Star-Faktor des 25-Jährigen noch gesteigert, der ja nicht gerade als unbeschriebenes Blatt in diese Grande Boucle gestartet ist. An seinem Status im Peloton ändert so ein Trikot allerdings nichts, jedenfalls nicht viel: „Ich habe mir meinen Namen schon vor dieser Tour gemacht. Im Peloton bekommst du keinen Respekt, weil du Rennen gewinnst, sondern weil die Leute dich als Persönlichkeit bewundern. Respekt ist keine Frage der Trikot-Farbe.“

Aber dennoch will er es verständlicherweise noch etwas behalten, im Idealfall bis nach Paris. Hindern kann ihn daran eigentlich nur noch Alberto Contador. Und nachdem der Kampf um Gelb die letzten Tage ruhte, könnte der heutige Schlussanstieg nach Mende das Ganze wieder interessanter werden lassen. „Da ist es das Ziel, Contador loszuwerden“, lachte Andy Schleck, „das werde ich bis Paris noch mehr als einmal versuchen.“ Allerdings weiß er auch, dass es Contador war, der bei Paris – Nice die Etappe nach Mende gewann. Der kurze, aber steile Schlussanstieg, die Montée Laurent Jalabert (3,1 km à 10,9 %), dürfte sogar dem Spanier besser liegen als Schleck („Alberto kennt den Berg gut, ich rechne mit einer Attacke“), aber der Luxemburger ist alles andere als eingeschüchtert: „In Avoriaz hat Contador auf einem Kilometer 10″ auf mich verloren. Wenn ich morgen die Beine dafür habe, werde ich es vielleicht versuchen. Man muss jede Chance nutzen. Aber es wird hart. Das Feld wird zu 100 Prozent auseinanderfliegen und es wird eine Auswahl unter den Favoriten stattfinden. Ich glaube, dass ich unter denen sein werde, die vorne fahren.“

Fragt sich nur, wer alles hinter ihm fährt. Im Idealfall wäre es der gesamte Rest des Feldes, Contador inklusive.khe