Für Europas Wirtschaft ist nur langsam Besserung in Sicht. Die EU-Kommission senkte in einer am Freitag in Brüssel veröffentlichten neuen Prognose ihren Ausblick für das Wirtschaftswachstum in der Eurozone und erwartet erst im kommenden Jahr wieder ein Anspringen der Konjunktur. In den Fokus rückte erneut die wirtschaftliche Verfassung Frankreichs.
Die Entwicklungen in den einzelnen Euro-Ländern sind sehr unterschiedlich: Für Luxemburg erwartet die EU-Kommission in diesem und im kommenden Jahr ein Wachstum von 0,8 beziehungsweise 1,6 Prozent. Luxemburg rechnet in seinem Stabilitätsprogramm, das Ende April der EU-Kommission zugestellt worden war, mit einem Wachstum von nur 1 Prozent in diesem Jahr und von 2,2 Prozent 2014. Die EU-Kommission macht sich Sorgen um den luxemburgischen Finanzsektor. Brüssel stellt sich die Frage, ob der Finanzsektor auch in Zukunft für ein Wirtschaftswachstum im Land beitragen kann.
Sorgenkinder Zypern
Im Krisenland Zypern soll die
Wirtschaftsleistung hingegen in den beiden Jahren um insgesamt 12,6 Prozent einbrechen. In Griechenland erwartet die EU-Kommission nach einem Minus in diesem und somit im sechsten Jahr in Folge (minus 4,2 Prozent) für das kommende Jahr eine Rückkehr zum Wachstum mit 0,6 Prozent.
„Nach der Rezession, die das Jahr 2012 geprägt hat, wird eine Stabilisierung der Wirtschaft in der EU in der ersten Hälfte 2013 erwartet“, erklärte die EU-Kommission. „Das Wirtschaftswachstum wird erwartungsgemäß schrittweise positiv in der zweiten Jahreshälfte, bevor es 2014 etwas an Zugkraft gewinnt.“ In diesem Jahr erwarten die Brüsseler Experten ein Schrumpfen der Wirtschaftskraft im Euroraum von 0,4 Prozent, bevor es 2014 wieder ein Wachstum von 1,2 Prozent geben soll. Im Februar hatte ihre Prognose noch nach einem geringeren Minus von 0,3 Prozent in diesem Jahr ein Wachstum von 1,4 Prozent im kommenden Jahr
Frankreich hält Vorgaben nicht ein
Nach Diskussionen um die wirtschaftliche Verfassung Frankreichs in den vergangenen Wochen rückte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone nun erneut in den Fokus: In diesem Jahr schrumpft die Wirtschaftskraft des Landes der Prognose zufolge um 0,1 Prozent, bevor sie erst 2014 wieder um 1,1 Prozent wachsen soll. Im Februar hatte die EU-Kommission noch erwartet, dass Frankreichs Wirtschaft um 0,1 Prozent beziehungsweise um 1,2 Prozent wächst.
Gegen die EU-Defizitvorgabe von 3,0 Prozent des Wirtschaftswachstums verstößt Frankreich in diesem und im
kommenden Jahr mit Defiziten von 3,9 und 4,2 Prozent den Erwartungen aus Brüssel zufolge deutlich. Während die
Arbeitslosigkeit im Eurozonen-Durchschnitt von 12,2 Prozent in diesem Jahr der Prognose zufolge leicht auf 12,1 Prozent im kommenden Jahr sinken soll, muss sich Frankreich auf eine Zunahme der Arbeitslosigkeit einstellen: Die Quote steigt demnach von 10,6 Prozent in diesem auf 10,9 Prozent im Jahr 2014. Für Deutschland erwartet die EU-Kommission in diesem und im kommenden Jahr ein Wachstum von 0,4 beziehungsweise 1,8 Prozent.
„Wir müssen alles tun“
In Italien soll die Arbeitslosenquote von 11,8 Prozent in diesem auf 12,2 Prozent im kommenden Jahr zunehmen. In
Griechenland und Spanien erwartet die EU-Kommission hingegen für 2014 erstmals seit Jahren einen Rückgang.
„Angesichts der anhaltenden Rezession müssen wir alles tun, um die Arbeitslosigkeitskrise in Europa zu überwinden“, sagte EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn. Die Rekordarbeitslosigkeit in Europa, besonders unter jungen Menschen, gehört derzeit zu den größten Sorgen der EU. Angesichts der anhaltend schlechten Lage ist besonders im Süden Europas der Ruf nach einer Abkehr von der strengen EU-Sparpolitik zuletzt immer lauter geworden.
De Maart

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