Freitag7. November 2025

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Start in eine neue Phase

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(Fabrizio Pizzolante)

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Der Geschäftsbericht der Muttergesellschaft BNP Paribas in Paris spricht von steigenden Krediten, von höheren Einlagen und von einem Bankbetriebsergebnis von 764 Millionen Euro bei der Luxemburger Tochtergesellschaft BGL BNP Paribas.

Die 1919 gegründete Bank schließt mit dem Geschäftsjahr 2012 die Integrationsphase in die französische Großbank BNP Paribas ab. Vorstandsmitglied Eric Martin, der von der BNP Paribas Luxemburg zur BGL wechselte und sich mit Carlo Thill den Vorstandsvorsitz teilte, wechselt nach Paris und wird oberster Kontrolleur der Pariser Finanzgruppe. Carlo Thill wird Länderchef Luxemburg und leitet die Bank wieder als Vorsitzender des Vorstandes.

Logo" class="infobox_img" />Gaston Reinesch konnte verhindern, dass das Geschäftsmodell der Bank aufgeweicht wurde.

Dabei bleibt es nicht: Georges Heinrich, Chef des Schatzamtes, übernimmt den Vorsitz im Verwaltungsrat. Während es im Vorstand der BGL BNP Paribas eine Rückkehr zu früheren Gepflogenheiten gibt, ist Heinrich die zweite Generation im Vorsitz des Verwaltungsrates. Sein Vorgänger, Gaston Reinesch, leitet nun die Zentralbank und trat von seinem Amt als Vorsitzender des Verwaltungsrates der BGL BNP Paribas zurück. Auf Reinesch war die undankbare Aufgabe entfallen, die Bank in das französische Finanzinstitut zu integrieren und dabei gleichzeitig Luxemburger Eigenheiten zu bewahren.

Luxemburger Charakter bewahren

Reinesch musste zwar die Doppelspitze bei der Bank akzeptieren, konnte andererseits aber verhindern, dass das Geschäftsmodell der Bank aufgeweicht wurde. So soll die Pariser Führung an dem Grenzgängergeschäft nicht interessiert gewesen sein. Die BGL hatte sich als Bank für die Grenzgänger positioniert und in Trier, Saarbrücken und Metz Büros insbesondere für das Geschäft mit Unternehmen eröffnet. Reinesch, der sich Gerüchten zufolge auch gegen Widerstände aus den eigenen Reihen durchgesetzt haben soll, soll sich zeitweilig mit Wirtschaftsberatern umgeben haben, um den luxemburgischen Charakter gegen zentralistische Pariser Anwandlungen zu bewahren.

Das heißt aber nicht, dass die Bank nicht dennoch in den Pariser Finanzkonzern eingebunden ist. Das wird insbesondere im Jahr 2012 deutlich. BGL BNP Paribas hat im vergangenen Jahre mit 50 Prozent und einer Aktie die geringst mögliche Mehrheit am Leasinggeschäft des Konzerns übernommen. Das stärkt die Luxemburger Position, zeigt aber andererseits, dass man in Paris das Geschäft so ganz doch nicht aus der Hand geben möchte.

Geld aus Luxemburg abgezogen

Eine andere Einbindung ist die der Staatsanleihen. Spätestens seit dem Kapitalschnitt bei griechischen Anleihen weiß man, dass Staatsanleihen nicht mehr mündelsicher sind und mit Risiko-Rückstellungen zu belegen sind. Auffällig ist, dass die BGL BNP Paribas im ersten Halbjahr 2012 über eine Milliarde Engagements in Anleihen aus Frankreich und Belgien aufweist, aber als luxemburgische Bank nur 44 Millionen in luxemburgischen Anleihen. Hier wird der Einfluss der Aktionäre sichtbar. Die BGL BNP Paribas hat aus der Fortis Zeit mit der BNP Paribas Fortis weiterhin einen belgischen Aktionär, mit der BNP Paribas in Paris auch einen französichen Aktionär in der Mehrheit. Die Folge: Belgische Anleihen liegen mit 717 Millionen Euro in den BGL Depots, französische mit 394 Millionen Euro. Italienische folgen mit 241 Millionen Euro. Mit anderen Worten: Die BNP Paribas Heimatländer Italien Frankreich und Belgien haben Geld aus Luxemburg abgezogen und dafür nicht unbedingt einwandfreie Sicherheiten hinterlegt. Frankreich strebt auf einen Verschuldungsgrad von 100 Prozent des Bruttonationalproduktes zu, Italien gehört zu den Wackelkandidaten des Euro. Auffällig ist weiter, dass die BGL Portugal-Anleihen in Höhe von 181 Millionen Euro in den Depots hat. Die „sicheren“ Staaten wie Deutschland oder Finnland sind in der in der Anleihen-Statistik für das erste Halbjahr 2012 aber nicht vertreten. Auch die Niederlande haben Anleihen nur in Höhe von 29,9 Millionen Euro an die BGL verkauft. Hier wird französische Konzernpolitik deutlich, die nicht unbedingt zum Vorteil der BGL sein muss.

Die BGL wird am Donnerstag bei der Aktionsärsversammlung sicher auch erläutern, wie sie sich bei der jüngsten 750 Millionen Anleihe des Luxemburger Staates verhalten hat. Hinzu kommt die Frage, ob für diese Anleihenpolitik Risiko-Rückstellungen vorgenommen wurden. Im ersten Halbjahr 2012 lagen sie gerade bei zehn Millionen Euro.

Man sieht sich als Marktführer

Als Tochtergesellschaft der französischen Großbank BNP Paribas kommen auf die BGL möglicherweise auch andere Probleme zu. Frankreich verlangt von seinen Banken eine zumindest symbolische Trennung zwischen der Kundenbank und der Investmentbank. Wie wird sich der Konzern in diesem Punkt gegenüber seinen Tochtergesellschaften in Italien, Belgien und Luxemburg verhalten? Wird hier lokales Recht angewendet oder französisches Recht durchgereicht?

Die BGL hat sich seit der Übernahme durch die BNP Paribas eine neue Struktur gegeben. Sie ist heutzutage in sechs Zentren organisiert, in den jeweils vier bis sechs Zweigstellen zusammengefasst sind. Hinzu kommt die Privatbank, die in der ehemaligen Villa der BNP Paribas in Luxemburg untergebracht ist. Mit 213.000 Kunden laut Geschäftsbericht 2011 ist sie nach eigenen Angaben die zweitgrößte Bank in Luxemburg. Bei den Unternehmen sieht sich die Bank mit 37.000 Kunden als Marktführer.