Mit Volldampf voraus!

Mit Volldampf voraus!
(Tageblatt/Mudam)

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Enrico Lunghi hat allen Grund zur Freude. Seit 24 Monaten steht er an der Spitze des luxemburgischen Museums für zeitgenössische Kunst, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut.

Das teilte dem Tageblatt am Mittwoch ein strahlender Enrico Lunghi mit. 20% Zuwachs, 20% mehr Besucher als im vergangenen Jahr. 58.600 an der Zahl. Diese Zahlen allein sprechen für sich.

Die mächtige Machine läuft, die geölten Zahnräder gleiten reibungslos übereinander und rollen ins triumphierende Leben. Enrico denkt nicht mal daran, auch nur einen Gang zurückzuschalten. Denn von der Krise ist hier nichts zu spüren. Zumindest nicht für die gewöhnlichen Besucher, die regelmässig Ieoh Ming Peis Kunsttempel aufsuchen, um ihre Seele für den Bruchteil einer Sekunde unbefangen baumeln zu lassen.

Behutsame Experimentierfreude

Trotz der angekündigten Budgetkürzungen erstrahlt das Mudam immer noch im goldenen Glanz. Daran wird sich auch im kommenden Jahr nichts ändern. Denn das Geld hat tatsächlich gereicht, um das Kunsthaus auch in den anstehenden 364 Tagen mit Inhalt zu füllen. Das muss es. Sonst hätte es keine Existenzberechtigung, und der Tempel, er müsste vermutlich einer weiteren EU-Institution weichen.

Das Jahr 2010 war ein Jahr der Metamorphose. Konzepte und Strategien wurden überarbeitet, verlängerte Öffnungszeiten eingeführt. Auch erhielt die museumseigene Kunstsammlung einen neuen Stellenwert. Ausschliesslich ihr ist das erste Stockwerk gewidmet. „Daran wird sich nichts ändern“, verdeutlicht Enrico Lunghi, der um die rund 400 Kunstschätze besitzt, die er regelmässig in thematischen Ausstellungen ins Rampenlicht stellt.
Viel wird sich im neuen Jahr nicht ändern.

Abwechlungsreiches Programm

Sowohl Sammelausstellungen als auch monografische Kunstausstellungen werden Einzug in die prachtvollen Räumlichkeiten halten: Suchan Kinoshita (ab dem 17. Februar), John Stezaker (vom 18. Juni bis zum 11. September) und Mac Adams sind nur einige schillernde Namen, die eigens für das Mudam Kunstwerke kreieren. So wie Daniel Buren, dessen architektonische Installation den Eingangsbereich des Pei-Museums schmückt. Im Laufe des Jahres 2011 veröffentlicht das Mudam in Zusammenarbeit mit dem Metzer Centre Pompidou eine Monografie über diesen einzigartigen Künstler. Auf das Siegel „CPM“ wird Enrico auch in Zukunft nicht verzichten. Anno 2011 sind zwar keine weiteren Zusammenarbeiten geplant, doch 2012, so Enrico Lunghi, wird in die Annalen der Luxemburger Kunstgeschichte eingehen. Mehr wollte er aber nicht verraten, doch deutete er an, dass wir Bekanntschaft mit einer Person machen werden, die längst in Vergessenheit geraten ist.

Die angekündigten Sammelausstellung – „Out-of-Sync. The Paradoxes of Time“ und „Mondes inventés, Mondes habités“ – vereinen eine Vielzahl von renommierten Künstlern und Kunstrichtungen, die dem Besucher erneut vor Augen führen werden, wie vielfältig und komplex zeitgenössische Kunst doch sein kann. Auch Wim Delvoye ist wieder dabei. Allerdings ohne seine sagenumwobene Cloaca. Sowohl er als auch viele andere Künstler werden im Laufe der kommenden Wochen den idyllischen Park „Dräi Eechelen“ mit allerlei skurrilen Installationen schmücken und für reichlich Gesprächsstoff sorgen.

Musikalisches Museum

Doch nicht nur Bildende Kunst wird im Mudam verehrt. Seit Menschengedenken geniesst Musik hohes Ansehen bei den „Mudamis“. Diese haben nun auch die Macht der Worte für sich entdeckt und laden jeden ersten Donnerstag im Monat zu einem Leseabend mit den unterschiedlichsten Autoren ein.

Und da Bücher, vor allem Bildbände so unglaublich schön und wertvoll sind, hat das Mudam nun eine eigene Bibliothek mit rund 6.000 Veröffentlichungen eröffnet, die in enger Zusammenarbeit mit dem „InfoLab“ des Casinos und der BNL verwaltet wird. Das Jahr 2011 verspricht also ein Jahr voller Überraschungen und kunstvollen Eindrücken zu werden – ein Jahr, in dem die Kunst, zumindest im Mudam, prächtig und sorglos gedeihen kann.