Sonntag19. Oktober 2025

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Mini-Entreprise – Maxi Traum

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Mit ihren "Mini-Entreprises" durchleben Schüler die Höhen und Tiefen der Geschäftswelt. Am Donnerstag traten die 15 besten Teams im Utopolis gegeneinander an.

Selbstbewusst ergreift die junge Schülerin das Mikrofon, schreitet zum Podium und stellt sich als Geschäftsleiterin vor. Plötzlich verliert sie den Faden der Präsentation, hilfesuchend schweift ihr Blick über die Gesichter im Kinosaal. Jemand aus dem Publikum ruft „Courage!“

Das Mädchen fängt an zu zittern, eine Mitschülerin zieht sie vorsichtig in den Hintergrund, wo sie krampfend zusammenbricht. Ein Aufschrei geht durch den Raum, Zuschauer eilen zur Hilfe. Was ist passiert? Der Druck, das Lampenfieber, das wohl jeder bei einer Präsentation vor 300 Geschäftsleuten, Politikern, Mentoren, Konkurrenten und Pressevertretern verspüren würde, hat bei dem zierlichen Mädchen eine Panikattacke ausgelöst. Ausgesprochen professionell übernimmt eine Kollegin aus der „Mini-Enterprise“ und führt die Präsentation zu Ende – ganz wie es bei einer Konferenz laufen müsste, wenn jemand unerwartet ausfällt. Schließlich hat man nur einige Minuten, und die könnten alles verändern.

4 Minuten, die alles entscheiden

In diesem Fall sollen genau vier Minuten darüber entscheiden, welches der 15 Teams unser Land Ende Juli in Berlin beim internationalen Finale der „Mini-Entreprises“ vertreten darf. In einer kurzen Präsentation müssen sowohl das Produkt als auch die Geschäftsbilanzen der Jury schmackhaft gemacht werden. Zuvor konnten die rund 170 Schüler aus 14 verschiedenen Schulen ihre Projekte an eigenen Ständen im Utopolis ausstellen und mussten interessierten Besuchern Rede und Antwort stehen – wie auf einer echten Business-Messe.

Motivierende Worte für die jungen Unternehmer fand Jérôme Wittamer, Head of Investment Management der GENII Capital und Verwaltungsmitglied des gemeinnützigen Vereins „Jonk Entrepreneuren Luxembourg“, welcher die „Mini-Entreprises“-Challange nun schon zum 14. Mal organisiert und begleitet. Während seiner Eröffnungsrede verweist Wittamer auf die Gründer von Facebook und Skype, deren Ideen anfangs zwar belächelt wurden, sich später allerdings als revolutionär und milliardenschwer erwiesen. Da Bildungsminister Claude Meisch es nicht zu dem Event schaffte, übernahm Gérard Zens seinen Part.

Sozial engagierte Schülerfirmen

Die Schüler zwischen 15 und 19 Jahre haben in ihren Teams ganz unterschiedliche Konzepte ausgearbeitet, die vom Coffee-to-Go-Verkauf über diverse Upcycling-Produkte bis hin zu innovativen Filmtechniken mit Drohnen reichen. Ein ganzes Schuljahr waren sie für ihre „Mini Entreprise“ verantwortlich, mussten sich über die interne Positionsvergabe einig werden, Sponsoren suchen, gemeinsam Entscheidungen treffen und Buch führen.

Dabei wurden sie jeweils von mindestens einem Lehrer und einer Gruppe von beratenden Unternehmern gecoacht.
Auffallend ist, dass viele der Schülerfirmen eine ausgeprägte soziale Komponente beinhalten. So fördern „Knit’Ma’s“ etwa die Aktivität älterer Leute, indem sie Wolle von Sponsoren in Altersheimen bringen und die fertigen Kleidungsstücke anschließend verkaufen.

„We Urban Events“ möchte sportliche und kulturelle Veranstaltungen für junge Leute fördern und den Gemeinden dort nachhelfen, wo der Schuh zu drücken scheint: beim erreichen der Zielgruppe. Die mit Hiphop- und Pantomime-Elementen unterlegte Präsentation war von einer Kreativität und Authentizität, die man auf professionellen Veranstaltungen in unseren Breitengraden leider oft vermisst. Insgesamt griffen viele Teams zu Sketches und Videos, um von ihren Produkten zu überzeugen – man traute sich was, und wurde vom Publikum mit bestätigenden Lachern und Beifall belohnt.

And the winner is…

Die große Belohnung, den Preis für die beste „Mini-Entreprise“ wurde am Ende des Abends 13 Schülern einer 2ème des Lycée classique de Diekirch beim „Awards Dinner“ im „Réimerwee“ überreicht. „Tromp“ hat einem Kartenspiel für das traditionelle Luxemburger „Konter a Matt“ ein entsprechendes Design verpasst, Erklärungsvideos gedreht und Turniere organisiert.

Ans Aufhören denken auch viele der ausgeschiedenen Teams noch lange nicht. „Eyeflyinc.“ aus der Ettelbrücker Ackerbauschule hat mit seinem Service für Luftaufnahmen beispielsweise eine ganz neue Nische in der Landwirtschaft entdeckt. Werbefilme für Betriebe, die Maschinen verleihen stehen hoch im Kurs, ebenso sind Aufnahmen von Terrainbegrenzungen und dem privaten Grundstück gefragt. Kein Wunder, dass aus der Ackerbauschule gleich eine zweite Firma, „Flyinig Pictures“, mit derselben Idee angetreten ist. Vielleicht ergibt sich in Ettelbrück ja bald eine lukrative Fusion – auch das wäre ein Szenario aus der „echten“ Geschäftswelt.

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Kurzvideo der Showeinlage von „Eyeflyinc“: