Sonntag9. November 2025

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Mehr Transparenz in der Wirtschaft

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Luxemburg gibt sich ein neues Instrument, um seine Wirtschaft besser zu verstehen. Die sogenannte „Centrale des bilans“ soll sowohl den politischen Entscheidungsträgern als auch den Firmen selbst Daten liefern, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Die Idee kursiert bereits seit etwa 30 Jahren in Luxemburg: Das Land brauche eine zentrale Stelle, an der standardisierte Unternehmensdaten gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Jetzt haben wir einen großen Schritt gemacht“, erklärte Wirtschaftsminister Jeannot Krecké am Dienstag im Rahmen der Pressekonferenz zur Gründung der „Centrale des bilans“.

Ein Grund, warum die Gründung so viel Zeit in Anspruch nahm, ist, dass die in Luxemburg tätigen Unternehmen in der Vergangenheit keine standardisierten Bilanzen einreichen mussten. Das ist jedoch unumgänglich, um die Zahlen vergleichen zu können. Ein weiterer Grund für die lange Planungszeit ist, dass eine ganze Anzahl verschiedener Institutionen und Ministerien an der Planung beteiligt werden mussten.

Die neue Datenbank mit den Bilanzen und den Gewinn- und Verlustrechnungen der Luxemburger Unternehmen soll sowohl für die Politik als auch für Statistiker und für die Unternehmen selbst nützlich sein, unterstrich Nico Weydert, Vize-Direktor des statistischen Instituts.

Die Vermeidung von Firmenpleiten

Die Politik hofft, dass sich die Datenbank als ein nützliches Werkzeug für mehrere Zwecke erweisen wird. Mit diesen Daten könnten Probleme bei Unternehmen schneller erkannt werden, und es könne „präventiv gehandelt werden“, so der Wirtschaftsminister. Dabei hofft er vor allem, Firmen mit Problemen frühzeitig erkennen und – mit Hilfe des Staates – eine mögliche Pleite vermeiden zu können.

Mit den Zahlen aus der Datenbank könnten Ratios, wie etwa der Verschuldungsgrad einer Firma, errechnet und mit dem Branchendurchschnitt verglichen werden. Zudem soll die Entwicklung des Unternehmens über mehrere Jahre aus den Zahlen erkennbar sein. Diese Datenbank gesellt sich somit zu einer anderen „Warnleuchte“, die vom „Comité de conjoncture“ im Auge behalten wird. Das sind die Daten der Sozialversicherung und der Steuerbehörden. Sobald Firmen Probleme bekommen, geraten sie oftmals mit ihren Zahlungen an diese Verwaltungen in Rückstand.

Die Statistiker freuen sich natürlich auch über eine neue Datenbank mit standardisierten Unternehmenszahlen. Diese Zahlen werden beispielsweise in die Errechnung des Bruttosozialproduktes mit einfließen, dank der neuen Datenbank, so Nico Weydert.

Zudem sollen auch die Unternehmen von der neuen Datenbank profitieren können. Da die Daten für jedermann öffentlich zugänglich sein werden, können sie prüfen, ob potenzielle Kunden in der Lage sind, ihre Rechnung zu bezahlen. Auch kann eine Firma die Zahlen nutzen, um ihre Rentabilität und Entwicklung mit der Konkurrenz aus der gleichen Branche zu vergleichen. Das war bisher so nicht möglich.

Öffentlich zugänglich ab 2014

Zudem sehen Wirtschaftsminister Krecké und Justizminister François Biltgen diese Datenbank als einen Schritt in Richtung von weniger Bürokratie. Ein Teil der Vereinfachung ist die zukünftige Pflicht, die standardisierten Daten auf elektronischem Weg einzureichen.

Ein anderer bestehe darin, so François Biltgen, dass „keine Verwaltung mehr nach Daten fragen darf, die bereits in der neuen ‚Centrale des bilans‘ verfügbar sind“. Auch bedeutet die neue Datenbank keinen zusätzlichen Arbeitsaufwand für die Unternehmen. Sie werden ihre Bilanzen wie bisher weiter beim Firmenregister einreichen – und dieses wird die standardisierten Daten an Statec weiterleiten. Etwa 95 Prozent der in Luxemburg ansässigen Firmen sind betroffen.

Ab dem 1. Januar kommenden Jahres soll das Projekt, laut Plan, richtig anlaufen. Ob dieser Zeitplan eingehalten werden wird, ist jedoch fraglich. Derzeit fehlen zur Umsetzung noch ein Gesetz und zwei „réglements grand-ducaux“. Dabei handelt es sich um buchhalterische Normen, die Regeln für den Zugang zu den Daten sowie die Art und Weise, wie die Daten eingereicht werden sollen.

Für die Öffentlichkeit soll die neue Datenbank ab 2014 zugänglich werden. Man brauche die Zahlen von einigen Jahren, um eine Entwicklung erkennen zu lassen, so Statec.