„Es ist schon symbolisch: Früher wurden hier Tiere getötet, heute reden wir darüber, wie wir Tierausbeutung beenden können“, sagt Heiko Weber. Er ist seit 2011 Teil des Orga-Teams. Damals fing alles klein an, in einem Hotel in Luxemburg-Stadt. „Aber die Stimmung war steif, überhaupt nicht das, was wir wollten. Im zweiten Jahr sind wir in die Kufa gewechselt – und geblieben.“
Weber ist Informatiker, beruflich beschäftigt mit IT-Sicherheit bei einem Maschinenbaukonzern, privat aber seit über dreißig Jahren vegan und tief in der Bewegung. „Ich habe in den USA studiert, an der Virginia Tech. Dort habe ich Leute kennengelernt, die mir gezeigt haben, dass es keinen Sinn ergibt, Fleisch zu essen. Das war der Wendepunkt.“
Seine Geschichte spiegelt den Kern der Konferenz: keine Profi-Lobbyisten, keine Marketing-Strategen, sondern Menschen, die ihre Überzeugung in die Freizeit tragen. „Alles grassroots“, sagt Weber. „Wir sind zehn Leute im Kernteam, und während der Konferenz helfen noch mal 60 mit – Küche, Registrierung, Technik, Moderation. Niemand verdient hier Geld.“
Plattform statt Dogma
Die International Animal Rights Conference (IARC) versteht sich nicht als Organisation mit festem Programm, sondern als Plattform. Sie will Austausch, Reibung, Debatte. Es ist es kein klassisches Event mit Frontbeschallung, sondern gleichzeitig Bühne, Labor und Wohnzimmer. Hier treffen sich Aktivisten, Wissenschaftler, Künstler und Menschen, die einfach neugierig sind. „Bei uns bekommt jede Strömung der Bewegung Raum“, erklärt Weber. „Uns geht es nicht nur um Theorie. Wir wollen, dass Menschen hier konkrete Werkzeuge mitnehmen: Wie baue ich eine lokale Gruppe auf? Wie spreche ich mit Politiker*innen? Wie organisiere ich eine Demo?“
Zwischen Theorie und Praxis
Was auf dem Programm steht, ist so vielfältig wie die Bewegung selbst: Vorträge zu veganer Ernährung und Tierethik; Workshops zu Aktivismus und Kampagnenarbeit; Diskussionen über Strategien und Konflikte; Filmvorführungen, Ausstellungen, Infostände – und ganz viel Raum für Begegnung. Alle Programminfos und Anmeldung: ar-conference.org.
Dass nicht alle immer einer Meinung sind, ist klar. Diskussionen gehören dazu. Synthetisches Fleisch zum Beispiel spaltet die Szene: Die einen sehen darin eine Lösung für Massentierhaltung, die anderen nur eine neue Maschinerie für Profite. Und was ist mit künstlicher Intelligenz in der Bewegung? „Manche sagen, KI könnte helfen, Strukturen aufzudecken, andere finden, dass Technologie nie das Problem lösen wird. Genau deshalb ist die Konferenz da: um diese Unterschiede auszutragen.“
Dass die Konferenz in Luxemburg stattfindet, war eine bewusste Entscheidung. „Wir wollten von Anfang an international sein. Luxemburg liegt mitten in Europa, ist mehrsprachig und einfach perfekt, um Menschen aus aller Welt zusammenzubringen“, erklärt Weber.
Die Preise sind bewusst niedrig: 80 Euro für vier Tage vor Ort, 20 Euro für Online-Teilnahme. „Und wer sich die Gebühren aus irgendeinem Grund nicht leisten kann, schreibt uns. Dann kann man umsonst teilnehmen“, erklärt Weber.
Für Verpflegung ist auch gesorgt – vegan natürlich. Fünf Euro kostet eine Mahlzeit. „Das geht nur, weil wir alles selbst machen“, sagt Weber. „Wir haben ein Team, das mehrere Tage durchschuftet, und Sponsoren, die uns vegane Produkte zur Verfügung stellen.“
International, aber familiär
Rund 300 Menschen sind bereits angemeldet, dazu kommen Spontanbesucher. 400 Teilnehmer werden insgesamt erwartet. Etwa 70 bis 80 Prozent stammen aus Westeuropa – Deutschland, Frankreich, Niederlande, Belgien. Aber auch aus den USA oder Südafrika reisen Menschen an. Und per Livestream schalten sich Aktivisten aus aller Welt ein.
Die Programmpunkte wechseln zwischen Theorie und Praxis. Eine Session zur Tierethik hier, ein Workshop zur Kampagnenplanung dort. Dokumentarfilme, Projektberichte, Panels. Trotz der Schwere des Themas hat die Konferenz Platz für Leichtigkeit. Samstagabend ist Karaoke-Abend, ein Kulttermin. Dieses Jahr neu: die Quiz-Night am Freitag. Teams beantworten Fragen rund um Tierethik, Aktivismus, Popkultur.
„Wir sind hier zum Diskutieren, aber auch zum Spaßhaben. Ohne das geht es nicht“, meint Weber.
Politische Stellungnahmen zu weltweiten Konflikten vermeidet die Konferenz bewusst. „Wir sind gegen Unterdrückung von Menschen und gegen Ausbeutung von Tieren. Aber wir positionieren uns nicht zu jedem geopolitischen Konflikt“, erklärt Weber.
Am Ende jeder IARC steht nicht nur eine Liste von Vorträgen, sondern oft eine Initialzündung. Neue Netzwerke, neue Ideen, neue Energie. Heiko Weber erklärt: „Das schönste Feedback ist, wenn Leute sagen: ,Ich habe hier neue Menschen kennengelernt, neue Ideen bekommen. Ich bin motiviert, mich weiter für Tierrechte einzusetzen.‘“
De Maart






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