Dienstag21. Oktober 2025

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Zusammen ist man weniger allein

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Immobilien sind für Niedrigverdiener, Studenten und Berufsanfänger zu einem fast unerschwinglichen Statussymbol geworden. Immer mehr Menschen greifen auf die Möglichkeit einer Wohngemeinschaft zurück. Vor allem die Universitätsstadt Esch wird dieser Problematik in Zukunft öfter begegnen. Doch wie sieht es mit den Voraussetzungen für diese Lösung aus? Dan Elvinger

ESCH – Fast jeder Student kennt die spanisch-französische Komödie „L’Auberge espagnole“. Eine Geschichte über vier Austauschstudenten, die sich in ihrer Wohngemeinschaft in Barcelona kennen lernten. Die Erasmus-Studenten verstehen sich prächtig und verbringen die beste Zeit ihres Lebens in der katalanischen Metropole.
Probleme bleiben jedoch auch in Barcelona nicht aus. Die Gründung einer Wohngemeinschaft ist mit einigen Schikanen verbunden. Die Schaffung einer privaten WG, die nicht von einer Universität oder einer anderen Institution untervermietet wird, ist mit einigen administrativen und natürlich auch sozialen Hürden verbunden. Die Universität Luxemburg, deren Standort Esch in den nächsten Jahren rund 7.000 Studenten anlocken soll, kümmert sich teilweise um Unterkünfte für die eingeschriebenen Studenten.
„Wir versuchen, 15 bis 20 Prozent unserer Studierenden eine Bleibe anzubieten. Der Rest muss auf dem privaten Wohnungsmarkt auf die Suche gehen“, so Marc Rousseau, der Verantwortliche für Unterkunftsangelegenheiten der Uni.lu.
Mittlerweile mietet die Universität 24 Häuser an.
Fünf davon in Esch. Rund 350 Wohnungen wurden so geschaffen.

Schwierige Suche nach Immobilien

Die Universität Luxemburg geht dabei folgendermaßen vor: Zuerst wird ein Haus angemietet. Dieses wird dann an Studenten untervermietet. Die Hochschule bürgt für die finanzielle Sicherheit gegenüber dem Vermieter. Falls ein WG-Bewohner auszieht, kümmert sich das Team um Marc Rousseau um den Nachfolger.
Marc Rousseau muss jedoch eingestehen, dass sich die Suche nach geeigneten Immobilien als schwierig herausstellt. „In Luxemburg hat man wenig Erfahrung mit Wohngemeinschaften. Es gibt keine WG-Tradition. Außerdem ist es eher schwierig, Altbauwohnung anzumieten, welche ideal für Studenten sind.“
Alle Wohnungsangebote werden zuerst vom SEVE-Team („Service des études et de la vie étudiante“) geprüft. Preislich unattraktive Angebote werden sofort ausgesiebt.
Auch die Studentenvereinigung der Uni.lu versucht, in diesem Kontext ihren Beitrag zu leisten. LUS-Pressesprecher Christian Ewert weist darauf hin, dass momentan eine Art Plattform für studentenfreundliche Wohnungsanzeigen aufgebaut wird. „Wir werden immer öfter auf das Thema Wohnungsgemeinschaft angesprochen. Wir wollen den Studenten und den Immobilienagenturen die Möglichkeit geben, in Kontakt miteinander zu treten.“
Eine weitere private Plattform für Wohnungssuchende ist die Internetseite www.appartager.lu.
In den nächsten Jahren verfolgt die Universität das Ziel, den Wohnraum für Studenten in Esch auszubauen. Um die 15- bis 20-Prozent-Marke der Universität beizubehalten, müssten über tausend Wohnungen in näherer Zukunft geschaffen werden.
Marc Rousseau will jedenfalls nichts überstürzen: „Nach und nach soll in Esch Wohnraum entstehen. Wir wollen die gute Qualität unserer Wohnungsangebote beibehalten. Wenn die Studenten einziehen, muss alles perfekt sein.“
Will heißen: Die Wohnung muss u.a. möbliert sein und die Internetverbindung muss stehen.
Auch die Region um Esch will den zukünftigen Studierenden Wohnraum anbieten. Am 28. Januar wird in Monnerich ein Haus, das 15 Studenten Platz bieten soll, eingeweiht. Ab Sommersemester 2010 (beginnt im Februar) sollen die ersten Bewohner einziehen.

Aufgepasst Sicherheit

Wer in Esch mit Bekannten oder Freunden privat eine Wohngemeinschaft aus dem Leben rufen will, muss jedoch auf verschiedene administrative Schritte achten. Eine Wohngemeinschaft kann nämlich nicht immer gegründet werden und das vor allem aus Sicherheitsgründen, so Stadtarchitekt Luc Everling. Ein zweiter Fluchtweg muss nämlich in einer WG mit eingeplant werden.
Dies bedeutet, dass neben der Treppe ein zweiter Weg im Notfall nach außen führen muss (oftmals ein Fenster in einem nicht abgeschlossenen Raum).
Um diese Sicherheit zu garantieren, wird eine mögliche WG von der „Police des bâtisses“ geprüft. Nur wenn diese ihr Einverständnis gibt, können die Bewohner einziehen.
Im Zentrum der Stadt Esch sind WGs jedoch verboten. „Aus Gründen der sozialen Mixität“, so Luc Everling. In den letzten Jahren wurden den Besitzern verboten, ihre Häuser zu „zerstückeln“. „So konnte ein Preisanstieg vermieden werden und junge Familien bevölkern nach und nach wieder das Zentrum der Stadt.“
Ein Wermutstropfen kommt dann doch noch auf die künftigen WG-Bewohner zu. In Esch werden höchstens zwei Parkvignetten an einen Haushalt verteilt und eine Wohngemeinschaft gilt noch immer als ein Haushalt.