Freitag7. November 2025

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Zum Gedenken an die „Zwangsrekrutéiert“

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Am Dienstag vor genau 74 Jahren wurde die Luxemburger Jugend in die Wehrmacht eingezogen.

Am 30. August 1942 beriefen die deutschen Besatzer Luxemburgs eine „Großkundgebung“ ein. Viele Luxemburger ahnten schon, was der Gauleiter Gustav Simon verkünden wollte. Seit das Großherzogtum im Mai 1940 besetzt worden war, befürchteten viele die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.

Der Gauleiter wollte diese Befürchtungen zerstreuen und von seinen wahren Absichten ablenken. Fast ein Jahr vor dieser „Großkundgebung“, am 21.10.1941, sagte er: „Ich muss mich dagegen wenden, dass die Behauptung aufgestellt worden ist, demnächst werde hier die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, denn das Deutsche Reich müsse 35.000 Mann aus Luxemburg herausziehen, damit der Krieg gegen die Sowjets gewonnen werden könne. Wenn Deutschland hier die allgemeine Wehrpflicht nicht einführt, dann deshalb, weil wir in keiner Weise Wert drauf legen, unter Umständen einige üble Zeitgenossen in das Ehrenkleid der deutschen Wehrmacht hineinzustecken.“

Üble Zeitgenossen

Diese Rede hielt er vor der Schlacht um Stalingrad. Danach wendete sich das Kriegsglück für die Deutschen, sie waren ab dem Moment in der Defensive. Nun wurden frische Soldaten, auch „üble Zeitgenossen“, dringend gebraucht. Im Artikel 45 der Haager Landkriegsordnung von 1907 heißt es: „Es ist untersagt, die Bevölkerung eines besetzten Gebietes zu zwingen, der feindlichen Macht den Treueeid zu leisten.“ Ehe die allgemeine Wehrpflicht in Luxemburg ausgerufen werden konnte, musste das Großherzogtum in das Deutsche Reich eingegliedert werden, um den Anschein des Respekts der Haager Landkriegsordnung zu wahren.

Dies geschah dann auch. Im Reichsgesetzblatt wurde die Eingliederung in das Deutsche Reich von Elsass, Lothringen und Luxemburg dekretiert. Die Veröffentlichung dieses Blattes wurde in Luxemburg jedoch verboten. Die Besatzer schafften es aber nicht, diese Information aus Luxemburg fernzuhalten. In Belgien wurden daraufhin heimlich 10.000 Flugblätter gedruckt, die die Bevölkerung zum Generalstreik aufriefen, wenn die Wehrpflicht eingeführt werden würde.

Wehrpflicht eingeführt

Am 30.8.1942 war der denkwürdige Tag gekommen. In der eilig einberufenen „Großkundgebung“ informierte der Gauleiter die Bevölkerung über den Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit für „bewährte Luxemburger“. Mit dieser wurde die Wehrpflicht sozusagen automatisch eingeführt. Die Eingezogenen bekamen am Tag ihres Eintritts in die Wehrmacht die deutsche Staatsangehörigkeit. Als Reaktion auf diese Verkündung rief die Resistenz den Generalstreik aus.

Ein Drittel der Wehrpflichtigen sind an der Ostfront umgekommen, ein Drittel der Zwangseingezogenen schafften es, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Im ganzen Land gab es Verstecke für die Refraktäre, die von Widerständlern versorgt wurden. Andere Fahnenflüchtige wurden über die Grenzen gebracht und versuchten, in alliierte Armeen zu kommen. Einige Verstecke wurden entdeckt und die Insassen in Konzentrationslager gebracht.

Am Dienstag, dem 30. August 2016 wurde in Luxemburg dieser dunklen Zeit gedacht. Auf dem „Kanounenhiwwel“ in Luxemburg-Stadt veranstaltete die „Fédération des enrôlés de force victimes du nazisme“ eine Gedenkfeier für die Zwangsrekrutierten. Vertreter der Regierung, der Gemeinde Luxemburg und von Organisationen, die sich der Erinnerung widmen, legten bei der ewigen Flamme Blumenkränze nieder.