Der Biermarkt, das ist für mich das Regal im Supermarkt und die Getränkekarte im Restaurant“, sagt Simon Wuestenberg. Der Direktor der „Brasserie du Luxemburg“ kann von sich behaupten, das größte Markenportfolio in Luxemburg zu verwalten.
Die neue Brauerei
„Die Brauerei, in der wir im Moment arbeiten, ist nicht die neueste“, so „Brasserie du Luxembourg“-Direktor Simon Wüstenberg am Mittwoch vor Journalisten.
Trotzdem investiere der Konzern weiter in die Brauerei, um die Qualität des Bieres zu erhalten, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten und um die Brauerei umweltfreundlicher zu machen. Insgesamt wurden 1,5 Millionen Euro seit 2010 investiert.
Die Pläne für die neue Brauerei, die gleich gegenüber der alten entstehen soll, liegen auf dem Tisch. Derzeit liegt das Projekt auf den Schreibtischen von Gemeinderat und dem Innenministerium. Besitzer der Anlage ist nicht die „Brasserie du Luxembourg“, sondern die Investitionsgesellschaft Saphir Capital, bei der die Brauerei lediglich Mieter ist.
John Penning von Saphir erklärte am Mittwoch, ein genauer Zeitplan für den Bau stünde noch nicht fest. Dies sei abhängig von den Genehmigungsverfahren. In zwei Jahren soll die neue Brauerei jedoch einsatzfähig sein, so John Penning.
Daneben sollen auf dem Gelände, unter anderem in der alten Brauerei, circa 300 Wohnungen entstehen.
Kein Wunder, gehört die „Brasserie du Luxembourg“ doch dem internationalen Getränkeriesen AB Inbev, der Biere wie Leffe, Jupiler und Becks im Angebot hat. Neben diesen Globalen und multinationalen Marken braut und vertreibt die „Brasserie du Luxembourg“ im Großherzogtum auch die Marken Diekirch und Mousel.
Produktpalette statt einzelner Biermarke
Alle Marken, die die Brasserie du Luxembourg vertritt, stehen in Luxemburg zusammen für 53 Prozent des Biermarktes nach 51 Prozent im letzten Jahr, wie Wuestenberg am Mittwoch bei der Bilanz-Pressekonferenz vorrechnet. Der gesamte Luxemburger Biermarkt beträgt seinen Angaben zufolge etwa 400.000 Hektoliter. Er schrumpfte Angaben der Brauerei zufolge im letzten Jahr um zwei Prozent.
Auf einzelne Marken will die Brauerei nicht eingehen, was den vergleich mit nationalen Unternehmen verhindert. In der Tat entspricht dieses Stillschweigen über einzelne Geschäftseinheiten dem Habitus vieler großer börsennotierter Unternehmen, und als Teil eines solchen sieht Wuestenberg die Brauerei. Die Brasserie du Luxemburg ist eben nicht mehr eine kleine Luxemburger Brauerei, sondern ein Teil eines riesigen Unternehmens mit einem Umsatz von fast 40 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr. Der Vergleich der Mitarbeiterzahlen macht die Stellung der Brauerei innerhalb des Konzerns überdeutlich: Die Brasserie du Luxembourg steht für 75 Mitarbeiter in einem Konzern, der in mehr als 30 Ländern 116.000 Menschen beschäftigt.
Mousel verliert an Boden
Das weit gefächerte Portfolio des Konzerns erlaubt es der Brasserie du Luxembourg, die vielen Biergeschmäcker eines Multikulti-Landes wie Luxemburg – insbesondere was Bier betrifft – abzudecken. Leffe als belgisches Bier, Diekirch als luxemburgisches Bier, Franziskaner aus Deutschland. Den portugiesischen Biergeschmack vertritt die Brasserie du Luxembourg mit der Marke Super Bock, die ihr zwar nicht gehört, die sie aber als einzige nicht eigene Marke vertreibt. In Luxemburg konnten alle Marken des Unternehmens bis auf eine ihren Marktanteil ausbauen.
Zugpferd „Diekirch“
Das Zugpferd des Unternehmens in Luxemburg jedoch ist immer noch die Marke Diekirch. Wie auch in anderen Ländern setzt AB Inbev in Luxemburg auf „Lokale Champions“. Das sind Biere, die dem lokalen Markt entsprechen und dort verwurzelt sind. „Diekirch ist ein wahres Juwel. Sogar ein Diamant“, erklärte Simon Wuestenberg. In der Tat investiert die Brasserie du Luxemburg in diese Marke. Über Werbekampagnen und Partnerschaften mit Musikveranstaltungen versucht die Brauerei das Bier besonders bei „jungen Erwachsenen“, also Menschen zwischen18 und 35 Jahren, zu etablieren.
Darüber hinaus innovierte die Marke kürzlich mit einem neuen Bier: dem Diekirch Reserve. Einem Bier, das erstmals 1953 gebraut wurde und nun wieder den Markt erobern soll. Dazu entwarf die Brauerei eigens eine neue auf alt getrimmte Verpackung und ein neues Glas. In den ersten neun Monaten verkauften sich Firmenangaben zufolge 200.000 Liter dieses neuen alten Bieres.
Die einzige Marke der Brasserie du Luxembourg, die sich in puncto Marktanteil nicht verbessern konnte, ist die Marke Mousel. „Mousel war eine enorme Marke in Luxemburg. Heute ist sie es nicht mehr“, so Wuestenberg.
„Lokale Champions“ weiter vorne
Luxemburgischer Marken wie eben Diekirch, Mousel, Bofferding, Simon und Battin machen derzeit noch 54 Prozent des heimischen Biermarktes aus. Tendenz eher fallend. Eine normale Entwicklung, findet Wuestenberg, betrachtet man die Demografie Luxemburgs mit den vielen ausländischen Einwohnern und Grenzgängern, nicht zu vergessen den Anwohnern im Grenzgebiet, die in Luxemburg ihre Einkäufe tätigen.
Obwohl der Biermarkt schrumpft, gibt es auch in Luxemburg immer noch Nischen, in denen Wachstum möglich ist, glaubt Wuestenberg. „Man muss sie nur finden“, sagt er. Eine solche Nische sind Restaurants ohne eigene Zapfanlage.
„Bei der Entscheidung, ob jemand im Restaurant einen Whiskey, einen Wein oder ein Bier trinkt, spielt es eine entscheidende Rolle, ob das Bier vom Fass ist oder nicht“, berichtet Wuestenberg. Einer von drei Restaurants, die bei der Brasserie du Luxembourg Kunden sind, benutzt deshalb bereits die kleinen mobilen „Perfect Draft“-Zapfanlagen, die das Unternehmen verkauft. So muss ein kleines Restaurant keine große Anlage installieren.
Geschäftszahlen zur Brasserie du Luxemburg wollte Simon Wuestenberg gemäß der Firmenpolitik von AB Inbev nicht nennen. Der Konzern kommuniziert keine Zahlen für einzelne Geschäftsbereiche. Wuestenberg gab der Presse allerdings zu verstehen, dass sein Haus profitabel arbeitet.
De Maart

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