Was soll man davon halten?

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Was soll man von den bisherigen Resultaten der Luxemburger Teilnehmer an den 29. Olympischen Sommerspielen halten? Claude Clemens

Sport kann man vorbereiten, nicht planen. Geplant hatten die drei Radprofis Kim Kirchen, Andy und Frank Schleck die erste Luxemburger Medaille seit Josy Barthel vor 56 Jahren mit Sicherheit. Bestmöglich vorbereitet waren sie sicherlich auch. Nur entschied der Rennverlauf anders, es sollte nicht sein. Kim Kirchen hätte in einem Sprint der 25-köpfigen Ausreißergruppe eine Chance gehabt, wäre diese denn durchgekommen. Richtig gemacht hatte das Luxemburger Team bis dahin alles, denn in dieser Gruppe mit fast allen wichtigen Nationen musste man vertreten sein. Dann schlug die Stunde des Andy Schleck. Auch er machte im Grunde alles richtig. Der 23-Jährige bestimmte in der Schlussphase das Rennen, führte die definitive Entscheidung herbei. Nur hatte er die falschen Leute an seiner Seite (arbeiteten nicht mit) respektive war er schlecht informiert (über die Zeitabstände). So wurde er Fünfter – weder Fisch noch Fleisch, gemessen an den Ansprüchen. Wäre er Vollgas gefahren, hätte er Bronze gewonnen – eine Medaille mit Beigeschmack, hätten sich Sanchez und Rebellin doch nur vom Luxemburger ziehen lassen und ihn im Ziel gnadenlos überspurtet. Was sie eh taten, nur hätte es im Falle einer Medaille für Luxemburg – in dem Fall „nur“ Bronze – womöglich noch mehr wehgetan. Bleibt im Endeffekt, dass sich die drei „Musketiere“ nichts vorzuwerfen haben. Der sportliche Ablauf des Rennens „wollte“ es eben nicht, und Rang fünf ist das beste Luxemburger Olympia-Resultat seit 56 Jahren. Kim Kirchens Zeitfahren fällt derweil wohl in die Kategorie „Luft raus“. Diese Kategorie sollte es bei Olympia eigentlich nicht geben, aber nicht in jeder Sportart geht zwei Wochen vor dem Saison-Höhepunkt ein anderer – dreiwöchiger – Saison-Höhepunkt zu Ende.

Graue Theorie

Der sportliche Ablauf im Judo kann auch sehr eigenwillig sein – in einem Kampf und auch in einem Turnier. Marie Muller kam mit einer negativen Bilanz – ein Sieg, zwei Niederlagen – in die Top 10. Das gibt es nicht in jeder Sportart. Was bleibt: Muller kam per Einladung (Wildcard) zu den besten 20 der Welt, und zog sich dort gut aus der Affäre. Eigentlich waren alle 21 Konkurrentinnen der Luxemburgerin besser eingestuft, und doch gingen sieben von 21, bedingt durch die Turnierform, gänzlich ohne Erfolgserlebnis vom Tatami. Muller gehörte nicht dazu. Kunstturner Sascha Palgen wollte ins Mehrkampf-Finale und rechnete damit, dass um die 88 Punkte dafür reichen würden. Dazu hätte für ihn alles optimal laufen müssen – tat es aber nicht. Im Bereich seiner Möglichkeiten blieb er aber allemal. Dass auch eine neue Bestleistung von um die 88 Punkten nicht für das Finale gereicht hätte (88,55 mussten es sein), zeigt wiederum, dass Sport nicht planbar ist. Es gibt Konkurrenten, und auch die entwickeln sich weiter, bereiten sich bestmöglich vor und lassen Planspiele schnell zur grauen Theorie werden. Mehr war einfach nicht drin. Das schwimmende vierblättrige Kleeblatt bewegt sich derweil in einem ob der rasanten Fortschritte der Technologie (Schwimmanzüge) schwierig zu bewertenden Umfeld. Weshalb Alwin De Prins auf „Kriegsfuß“ mit Olympia steht, weiß noch nicht mal der Sportler selbst. Raphaël Stacchiotti ist der Norm hinterher geschwommen, das ist Fakt. Steigerung um vier Sekunden von Ende April bis Anfang Juli, Anfang August dann wieder zwei Sekunden zurück. Viel Kraft gelassen (Stichwort „Luft raus“), um es nach Peking zu schaffen, dann als 16-Jähriger bei Olympia, Fahnenträger vor 90.000 Zuschauern bei einer mehrstündigen Eröffnungsfeier, Übermotivation – beim „Nesthäkchen“ spielen wohl viele Faktoren mit. Christine Mailliet war okay, Laurent Carnol gut. Dass auch diese zwei abgeschlagen im letzten Drittel der Konkurrenz landeten, zeugt von der Klasse der teilnehmenden Schwimmer – oder auch von einer ständig größer werdenden Leistungsdichte ob der schon erwähnten Schwimmanzüge…
Nun heißt es abwarten, was Segler Marc Schmit, die Triathleten Liz May und Dirk Bockel sowie Tischtennis-Ass Ni Xia Lian noch auf Lager haben. Damit es dann vielleicht eine klare Antwort auf die im Titel gestellte Frage gibt.
cclemens@tageblatt.lu