Auf der Tagesordnung dieser Marathonsitzung standen einige sehr wichtige Punkte, die interessante Veränderungen für die zukünftige Stadtentwicklung mit sich bringen werden und in den meisten Fällen von den Räten einstimmig gutgeheißen wurden, auch wenn Teilkritiken nicht ausblieben.
Wer folgt auf Dr. Munch?
An die Stelle von Dr. Jean-Didier Munch (DP), der in der Sitzung vom 25. Juli 2012 seinen Rücktritt aus dem Gemeinderat bekannt gab, könnte jetzt Camille Mersch treten, der auf der Liste seiner Partei als Elfter mit 2.213 Stimmen gewählt wurde.
Die DP erreichte bei den Wahlen von 2011 sieben Sitze (minus 1), hat aber durch den Wechsel von Michel Braquet von der LSAP zur DP wieder eine Fraktion
von acht Vertretern.
Pascal Bürger
Seit dem 25. Juli 2012 ist Pascal Bürger der neue DP-Vertreter im Differdinger Gemeinderat. Er tritt die Nachfolge von Eric Cillien an, der nach Brüssel zieht und deshalb sein Amt abgeben musste.
Pascal Bürger ist der Sohn von Dr. René Bürger, jahrelang CSV-Schöffe der Differdinger Gemeinde, Abgeordneter des luxemburgischen und des Europa-Parlaments, besser bekannt als der Leibarzt von Charly Gaul.
Der neue DP-Rat (53) ist „Turn-Proff“ in einem Lyzeum und wurde auf der Liste seiner Partei bei den Wahlen vom vergangenen Jahr als Zehnter gewählt. Vor ihm auf der DP-Liste waren noch Jeannot „Nono“ Kremer, der im vergangenen Jahr verstarb, und Marcel Meisch, der Vater von Bürgermeister Claude Meisch, der das Mandat nicht annehmen konnte.
Einstimmig bewilligten die Räte einen Kostenvoranschlag von 350.000 Euro für die dritte Phase des Rathausumbaus. Im zweiten Stockwerk entsteht ein neuer Konferenzsaal, verschiedene Büros werden ausgebaut. In der Differdinger Knabenschule werden für 200.000 Euro Asbestplatten entfernt.
Ein Bienen- und ein anderes Hotel
Die Instandsetzung des Niederkorner Zentrums (zweite Phase, rue Saint-Pierre, rue de l’Eglise und rue Titelberg) soll 2.557.706 Euro kosten. Wie Bautenschöffe Jean Lorgé (DP) erklärte, werden hier auf einer Länge von 650 m sämtliche unterirdischen Leitungen (Wasser, elektrische Kabel, Gas, Kanalisation, Kabel der Post) neu verlegt. Geschaffen werden mehrere grüne Inseln, die von den Einwohnern als Treffpunkt genutzt werden können, es entstehen 50 zusätzliche Parkplätze. Infrastrukturarbeiten in der kommunalen Gewerbezone „Haneboesch II“, die im Zuge der Neuparzellierung anfallen, kosten die Gemeinde 230.000 Euro.
Für die bescheidene Summe von 500 Euro wird im Fond-de-Gras ein sogenanntes Bienenhotel eingerichtet. Die Arbeiten für das Wildbienenhaus werden vom örtlichen CIGL durchgeführt und begreifen neben dem eigentlichen „Hotel“ u.a. das Anlegen eines Weges sowie die Pflanzung von Obstbäumen und Blumenwiesen am Wegrand.
Während das Projekt für dieses Haus außer einigen kritischen Anmerkungen ohne längere Diskussionen angenommen wurde, so entfachte ein anderes Vorhaben längere Debatten. Bürgermeister Claude Meisch (DP) präsentierte im Namen des Schöffenrats im Rahmen eines PAP ein Projekt für ein Hotel im „Haneboesch“, genauer gesagt am Ort „zwësche Lauterbännen“, und bemerkte, dass eine solche Einrichtung für die Gemeinde angesichts der rasanten Stadtentwicklung von großem Nutzen sein könne. An dieser Stelle will die „Holiday Inn“-Kette ein Gasthaus mit 100 Zimmern und ein weiteres Gebäude errichten, in dem ein Restaurant und Büroräumlichkeiten geschaffen werden können. Es handelt sich dabei um die „Rapid“-Variante des Konzerns, die relativ niedrige Preise garantiert und von Geschäftsreisenden und Besuchern allerlei sportlicher und kultureller Events gebucht werden könnte.
Weil für die LSAP-Fraktion noch eine Klage gegen die bestehenden Pläne ansteht, wollte diese sich bei der Abstimmung enthalten, ebenso wie Garry Diderich („déi Lénk“), derweil der KPL-Vertreter Ali Ruckert dagegen stimmte. Er verwies auf negative Einwände des Innenministeriums und war der Meinung, dass dieses Hotel dem Sinn der Stadtentwicklung widerspreche und einen besseren Platz im Stadtzentrum verdient hätte.
Miami University bleibt in Differdingen
Bürgermeister Meisch präsentierte anschließend in einer längeren Intervention die „Maison relais“ für das Schuljahr 2012/2013 und hielt dabei fest, dass die Gemeinde mit ihren fünf Gebäuden für die Betreuung von insgesamt 871 Kindern gut gerüstet sei. Diese Meinung teilen außer Garry Diderich, der die Abwesenheit eines pädagogischen Konzepts bemängelte, alle Räte.
Viel Platz nahmen auch die Diskussionen über zwei Mietverträge der Gemeinde mit ArcelorMittal bzw. der Miami University ein. Meisch betonte eingangs der Debatten, dass man diese öffentliche US-Schuleinrichtung unbedingt in Differdingen halten wolle und der Schöffenrat sich deshalb um einen Deal mit dem Schlossbesitzer („Grousse Casino „) und den Universitätsverantwortlichen bemühte, die partout nicht nach Esch-Belval umziehen möchten.
Unter der Bedingung, dass ein Teil des Parks der Öffentlichkeit zugänglich wird und die Gemeinde nach Ablauf des Vertrags ein Vorkaufsrecht erhält, hat sie mit ArcelorMittal zum Preis von 18.423 Euro monatlich einen Mietvertrag unterschrieben. Miami University bezahlt als Untermieter 14.311 Euro/Monat an die Gemeinde, wobei das Hochschulministerium ab 2013 einen Zuschuss gewähren will. Die angrenzende Villa will die Gemeinde für andere Zwecke (vorübergehend als Schulraum) nutzen.
Ali Ruckert zeigte sich entrüstet ob der Argumentation des Schöffenrats, dass angesichts der prekären Lage der US-Staatsfinanzen die öffentliche Miami University ausgerechnet von der Differdinger Bevölkerung gesponsort werden müsste, derweil die Obama-Administration Milliarden in unsinnigen Kriegen verpulvert, und stimmte deshalb auch gegen diese Mietverträge.
„Villa Hadir“
Keine Meinungsverschiedenheiten gab es bei einem Tausch zwischen der Gemeindeverwaltung und der Firma „Pharos Real Estate Fund“ mit Sitz in Howald. Wie der Bürgermeister erklärte, tritt diese Gesellschaft der Gemeinde die geschichtsträchtige „Villa Hadir“ in Differdingen ab und erhält mehrere Parzellen auf dem „Plateau du funiculaire“, wobei die Gemeinde eine Ausgleichszahlung von 2.586.172 Euro begleichen muss. Der Kaufpreis für die „Villa“, in der ein Restaurant und verschiedene Abteilungen von Editpress untergebracht sind, liegt bei 3,3 Millionen Euro.
Einstimmigkeit herrschte bei einer Konvention mit dem Jugendhaus und zwei Konzessionsverträgen in der Aktivitätszone „Haneboesch“, wo sich die Schreinerei „Holzwuerm“ mit Sitz in Rümelingen und eine Firma zur Herstellung von „Gromperekichelcher“ etablieren wollen.
Der Schlosspark bekommt den Namen von Edmond Dune, ein international renommierter Schriftsteller, der Wurzeln in Differdingen hat und dessen Werke demnächst im phi-Verlag neu aufgelegt werden.
De Maart

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