Marc Bernard
Die Fliesenlegerbetriebe in Luxemburg seien noch mit ausreichend Personal ausgerüstet, meinte kürzlich ein Unternehmer der Branche. Man müsse ständig Personal abbauen, da die Konkurrenz aus dem nahen Ausland, die häufig im Hausbau mit der Variante „schlüsselfertig“ operiert, ihre eigenen Fliesenleger hat.
Auf die Überlebenschancen der hiesigen Handwerkbetriebe angesprochen, wies sich der Gesprächspartner, selbst Fliesenleger, nachdenklich. Er wies darauf hin, dass selbst von staatlicher Seite häufig die billigsten Anbieter den Zuschlag bekommen, da die Kostenvoranschläge ausländischer Firmen meist oder sehr oft unter den praktizierten Preisen der lokalen Handwerksbetriebe liegen.
Die Ursache für diesen zum Teil unlauteren Preisdruck liege auf der Hand: Einige Firmen aus dem nahen Ausland halten sich nämlich nicht an die Kollektivverträge, die in Luxemburg ausgehandelt wurden. Mehr Kontrollen seitens der zuständigen Instanzen seien demnach dringend gefordert.
Die leidige Frage der Ausbildung
Nichtsdestoweniger sei der in Luxemburg bei einer einheimischen Firma arbeitende Fliesenleger ein Garant für Qualität und Verlässlichkeit. Das Schulsystem in Luxemburg ziele derzeit darauf ab, die Kinder nach der Grundschule in das klassische oder das technische Lyzeum zu leiten.
Trotz dem Angebot von Formationen in diesem Berufszweig, die durch den Staat durchgeführt werden, gebe es leider nicht genug praktische Formationen für Fliesenleger.
So müssen häufig junge Menschen, die gewillt sind, diesen Beruf zu praktizieren, bei Unternehmen unterkommen, die sich um die Ausbildung der heranwachsenden Fliesenleger kümmern, was aber, so der erfahrene Fliesenleger, von vorneherein zum Scheitern verurteilt sei.
Kaum noch ein Inhaber eines Fliesenlegerbetriebes verlege selbst Fliesen und deswegen müsse der Lehrling bei einem ausgebildeten Fliesenleger, der seine Lohntüte nach dem Prinzip der tatsächlich ausgeführten Aufträgen füllt, lernen. Einen Lehrling zu unterstützen sei für den Fachmann nicht wirklich rentabel, und so komme es vielfach zu Absagen an junge Menschen, die den schwierigen Beruf, der eventuell zu Rücken-oder Knieproblemen führen könne, erlernen möchten.
Genau hier müsse der Staat eingreifen und die Rolle des Ausbilders übernehmen. Wie man weiß, liege die Zeit des bestens Schaffens eines Fliesenlegers, der nach Minuten, Größe der Fliesen und dem Ort der zu legenden Fliesen (Wand, Fußboden …) entlohnt wird, bei etwa 25 bis 40 Jahren. Ab dieser Grenze etwa kommen die in diesem Beruf fast schon vorprogrammierten Beschwerden im Rücken- und Kniebereich sowie an den Händen. Der Staat täte gut daran, einige an der Ausbildung interessierte Fliesenleger zu übernehmen und sei ebenfalls gut beraten, wenn er die nötigen finanziellen Anreize schaffe, damit ein erfahrener Leger seine Kenntnisse auch an die junge Generation weitergeben könne.
Zeit sitzt Fliesenleger im Nacken
Für die Fliesenleger gibt es Kollektivverträge, in denen Spezialtarife eingefügt sind. Die Zeit sitzt dem Fliesenleger im Nacken, der trotz diesem Druck seine Fliesen Millimeter genau legen muss. Die hiesigen Fliesenlegerbetriebe sind sicherlich der Garant dafür, dass ordentlich und gewissenhaft gearbeitet werde, doch wegen der aktuellen schwierigen Lage könne man nicht sagen, wie lange diese Betriebe noch bestehen können. Schnelles Handeln sei notwendig, um die Wende zu schaffen, und den Beschäftigten wieder Perspektiven und somit auch Zuversicht einzuflößen.
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