Thierry Klein
Im Herbst 2011, so rechnet Luss Bildgen vor, soll der Neubau so gut wie fertig sein. Die Planungen zu einem neuen Gebäude begannen vor gut drei Jahren. „Das Personal vor Ort hat uns mehrfach darauf hinweisen, dass die aktuelle Kapazität in Gasperich nicht ausreicht und schnell eine Lösung gefunden erden musste“, erklärt der Präsident des Dachverbandes des Tierschutzes in Luxemburg, dem die Leitung des Asyls anfällt. Der Neubau wird unweit des jetzigen Gebäudes entstehen und auch die administrativen Gebäude der Tierschutzliga empfangen. Diese befinden sich zurzeit noch in Merl.
Das Gelände, auf dem das neue Gebäude ab Ende September gebaut wird, wurde der „Lëtzebuerger Déiereschutzliga“ von der Stadt Luxemburg per Erbpachtvertrag („bail emphytéotique“) für 33 Jahre vermacht. Die Gesamtkosten für das neue Tierasyl schlagen mit etwa vier Millionen Euro zu Buche, von denen der Zentralstaat rund 600.000 Euro übernehmen wird. Federführer beim Neubau ist Architekt Marc Diesbourg.
Wenig Illusionen
„Im aktuellen Asyl ist in der Tat alles alt. Auch hat sich Säure, bedingt durch Urin der Tiere, an einigen Leitungen entwickelt. Das Gebäude war auf keinen Fall modernisierbar“, stellt Luss Bildgen klar. Das Gebäude wird abgerissen. Momentan befinden sich 80 Hunde und etwa 40 Katzen im Gaspericher Tieraysl. Dank des Neubaus können in naher Zukunft mehr Tiere betreut werden als bisher: Man rechnet mit annähernd 100 Hunden und einer variablen Zahl an Katzen im sogenannten „Katzenhaus“, in denen sich die Tiere frei bewegen können. 75 Gehäuse werden im den neuen Räumlichkeiten Platz haben.
Der Vorsitzende macht sich trotz des in relativ kurzer Zeit genehmigten Projektes wenig Illusionen: „Auch das neue Gebäude wird schnell voll sein. Hätten wir in Gasperich Platz für 100 Hunde, würden wir diese Zahl schnell erreichen.“ In der Tat nimmt die Zahl der in den Asylen und den lokalen Auffangstationen der einzelnen Sektionen der Liga nicht ab, eher im Gegenteil: um die 800 Tiere werden pro Jahr in den Strukturen der Tierschutzliga in Empfang genommen. Die Vereinigung nimmt nur Hunde und Katzen entgegen. Einige von ihnen kommen in den zwei großen Asylen in Gasperich und Düdelingen unter, andere warten in den lokalen Auffangstrukturen auf neue Besitzer. Manchmal geben überforderte Besitzer die Tiere direkt bei der „Lëtzebuerger Déiereschutzliga“ ab; in anderen Fällen wiederum wird die Liga von der Polizei kontaktiert, um sich um ein Tier zu kümmern, das beispielsweise Opfer von Tierquälerei geworden ist.
„Wir müssen dann warten, bis ein Richter ein Urteil gefällt hat, und entscheidet, ob das Tier zum Besitzer zurück darf oder nicht“, sagt Luss Bilgen.
Mit dem am 15. Mai 2008 im „Mémorial“ veröffentlichten „Hundegesetz“ ist die Liga nur bedingt zufrieden: „Zum einen hat die explizite Definition von Kampfhunden bewirkt, dass einige Besitzer dieser Rassen ihre Hunde bei uns abgegeben haben. Deshalb haben wir mehr als Kampfhunde eingestufte Tiere in letzter Zeit bekommen“, urteilt Luss Bildgen.
Andererseits hat das Gesetz auch vorgesehen, dass Besitzer dieser Rassen einen „Hundeführerschein“ machen müssen: „Wir bieten gratis Dressurkurse für die Besitzer an. Das ist unser Beitrag zum neuen Gesetz“, so der Vorsitzende. Den Führerschein erhält man nach einer Ausbildung, in der bewiesen werden konnte, dass das Tier Herrchen oder Frauchen gehorcht. Danach gilt auch für diese Tiere in den sogenannten „Freilaufzonen“ keine Leinenpflicht mehr.
Zufriedener ist man mit der Bestimmung, nach der es keine „aggressiven Hunde an sich“ gibt und an die Verantwortung der Besitzer appelliert wird. Die Einführung eines Chips wird von der Liga begrüßt: „Dies kann verhindern, dass Hunde oder Katzen Opfer von Schwarzmarkthändlern werden, da es eine bessere Kontrolle ermöglicht“, sagt Luss Bildgen.
Die 3.700 Mitglieder starke Vereinigung finanziert sich größtenteils durch Spenden. Heute sei die Finanzlage vergleichsweise entspannt, so der Präsident, doch er könne sich an seine ersten Jahre erinnern, in denen man „von der Hand in den Mund“ gelebt habe. Am meisten ziert die Organisation jedoch von Erbschaften, die meistens von verstorbenen Mitgliedern stammen. „Die Spendenbereitschaft der Menschen hat in den letzen Jahren eher zugenommen. Viele sehen, welch wichtige Rolle wir erfüllen und unterstützen uns.
Schließung
Vom 23. August bis voraussichtlich dem „Tag der offenen Tür“ am 26. September wird das Gaspericher Tierasyl für externe Besucher geschlossen sein. Dies sei notwendig, so Luss Bildgen, da ein Teil des Anfahrtsweges für die bald beginnenden Arbeiten zum Neubau vorbereitet werden müsse. Die Mitarbeiter sind aber vor Ort, um sich um die Tiere zu kümmern. Es werden aber noch Tier entgegengenommen
Für dringende Fälle kann man die Nummer 48 13 13 wählen.
Die „Porte ouverte“ beginnt um 10.00 Uhr und endet gegen 19.00 Uhr (80, rue W.A. Mozart in Gasperich).
Parallel dazu sei es aber schwieriger, freiwillige Mitarbeiter zu finden, die sich auf lange Dauer für die Tierschutzliga engagieren wollen“, erläutert Luss Bildgen. Alleine das Gaspericher Tierasyl verschlingt jährlich laufende Kosten von 600.000 Euro. Da müssen neben den 75.000 Euro Staatssubsidien natürlich andere Finanzierungsquellen gefunden werden. Die Veterinärkosten belaufen sich auf 60.000 Euro. Auch wenn Luss Bildgen in seiner 20-jährigen Amtszeit viele – zu viele – Fälle von Vernachlässigung oder Misshandlung von Haustieren hat erleben müssen, so ist er dennoch genauso motiviert wie zu Anfang: „Die ‚Lëtzebuerger Déiereschutzliga‘ ist wichtig geworden in unserer Gesellschaft, da sie systematisch eine Arbeit erledigt, die sonst niemand so systematisch erfüllt wie wir. Auch der Staat ist uns dankbar“. Er und seine Mitarbeiter engagieren sich aus Leidenschaft für unsere traumatisierten oder nicht mehr gewollten Haustiere, denn einen materiellen Nutzen zeihen sie nicht davon.
Das verabschiedete Neubauprojekt in Gasperich sei sein bisher größtes und trage dementsprechende Risiken. Doch: „Wir haben schon etliche Herausforderungen gemeistert. Der Neubau wird unsere Arbeit gewiss etwas leichter gestalten.“ Am wichtigsten sei ihm jedoch die gute Aufstellung seiner Vereinigung auf langfristiger Sicht.
„DÉIERESCHUTZLIGA“
o Adresse:
33, rue Adolphe
L-1116 Luxembourg
o Kontakt:
Tel.: 45 45 35
www.lnpa.lu
www.déiereschutz.lu
o Zahlen:
– 3.700 Mitglieder
– 1908 gegründet
– 14 festangestellteMitarbeiter
– 30 regelmäßig aktive Freiwillige
o Spendenkonto:
CCPL IBAN LU71 1111 0068 4050 0000
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