Tea-time in Luxemburg

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Ausländische Kulturvereine spielen ein wichtige Rolle in der luxemburgischen Gesellschaft. Die soziale Eingliederung findet oft über den Weg dieser Vereinigung statt. Heute stellen wir den „British Ladies' Club Luxembourg“ vor. Dan Elvinger

Briten im Luxemburger Gesellschaftsleben? Da denken die meisten wohl an die unzähligen Pubs im Grund und in Clausen oder vielleicht an britische Männer, die Rugby spielen und mittlerweile auch zur luxemburgischen Nationalmannschaft in dieser typischen britischen Sportart zählen.
Aber auch die Frauen haben eine Daseinsberechtigung im gesellschaftlichen Leben hierzulande. Der „British Ladies‘ Club Luxembourg“ (BLC) beispielsweise ist ein reiner Frauenverein. Einzige Voraussetzung, um beizutreten, neben der von weiblichen Geschlechts zu sein, ist, dass man die englische Sprache beherrschen sollte. Neben Mitgliedern aus Großbritannien sind auch Französinnen, Portugiesinnen, Luxemburgerinnen und Kroatinnen im Verein vertreten. Frauen 30 verschiedener Nationalitäten gehören dem Verein an.
An einem sonnigen Dienstagmorgen findet das Treffen mit den Ladies in einer Bartringer Kneipe nahe des Gemeindehauses statt. Was einen wohl erwartet? Eine illustre Teestunde nach feiner englischer Art?
Beim Betreten des Lokals werde ich auf typische englische Art und Weise freundlich empfangen. Fünf Frauen sitzen an einem Tisch und vertreten den Damenklub. Übrigens keiner der Klubmitglieder trinkt Tee, um mal mit diesem Vorurteil aufzuräumen.

40 Jahre BLC

Der Klub wurde bereits 1969 gegründet und feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Gegründet wurde der Freizeitklub, weil die englischen Damen auch einen eigenen Klub haben wollten. Einen Gentlemen-Klub gab es bereits und die Ladies wollten gesellschaftlich nicht isoliert werden.
Viele der Gründungsmitglieder sind noch heute aktiv im Verein tätig, wenn auch nicht mehr als Vorstandsmitglieder. Bei den regelmäßigen Treffen lassen sich die „Gründermütter“ die Gelegenheit jedoch nicht entgehen, weiterhin Teil der Gesellschaft zu sein.
Anfang der 70er Jahre gab es nur wenige Briten in Luxemburg. Im Laufe der Jahre stieg die Mitgliederzahl rasant an. Vor allem weil viele Familien wegen der Arbeitsstelle ihrer Männer nach Luxemburg zogen. Mittlerweile kann der BLC auf die stolze Zahl von 570 Mitgliedern verweisen.
Zu den Hauptorganisationen gehören die regelmäßigen Dinner-Dance-Veranstaltungen, der typische englische Flohmarkt, der am 16. Mai stattfand („Car Boot Sale“), Gesprächsrunden mit Experten zu aktuellen Themen und Wohltätigkeitsveranstaltungen.
Die Ladies treffen sich wöchentlich zu gemeinsamen Nachmittagen. Dort wird über die besten Shoppingtipps, Freizeitgestaltung und administrative Hürden geredet und beraten. Diese Treffen finden abwechselnd in den Räumlichkeiten der Mitglieder oder in Kneipen statt, da der Verein über kein eigenes Vereinshaus verfügt.
Außerdem werden Luxemburgisch-Kurse angeboten. Ein Übersetzer kümmert sich um die Mitglieder, welche die Landesprache erlernen wollen. In diesem Kontext wird den Frauen dann auch erklärt, wie das nationale Schulsystem funktioniert und es wird ihnen geraten, ihre Kinder in dieses einzugliedern. Die Kinder der aktuellen „Chairwoman“ (Präsidentin), übrigens erste schottische Vorstandsvorsitzende des Vereins, sprechen alle fließend Luxemburgisch und gehen auch hierzulande zur Schule. June Houghtons kann sich noch an ihre ersten Worte erinnern:„Eines Tages kamen meine Kinder aus der Schule und wollten unbedingt ‚Knetsch‘, das war dann auch mein erstes Wort auf Luxemburgisch.“
Die Eingliederung in das Schulsystem wird auch vollzogen, um dem Nachwuchs den Eintritt in die Gesellschaft leichter zu machen, als dies bei ihren Eltern der Fall war, die ausschließlich Einwanderer sind.
Vize-Kassiererin Sara Smith berichtet von ihren ersten Erlebnissen in Luxemburg: „Es war schrecklich. Ich habe das Land gehasst“, berichtet sie lächelnd. Tracy Dew, Sekretärin des Vereins, fügt hinzu, dass sich das Land in den letzten 14 Jahren enorm gewandelt hat. Sarah fühlt sich mittlerweile pudelwohl in Luxemburg und möchte das Land auch nicht mehr verlassen. Einige Anekdoten aus der Anfangszeit hat sie trotzdem noch parat: „Als ich in Luxemburg ankam, hab ich ein Huhn gekauft, in der Annahme, es wäre ein Truthahn. Ich habe es dann stundenlang gekocht und nachher war es ungenießbar. Anfangs ließ ich mir auch Schokolade aus Großbritannien zukommen.“ Sarah Smith findet, dass es in Luxemburg deutlich bessere Möglichkeiten im Gesundheitswesen und in der Betreuung von Kindern gibt. Auf britische Lebensmittel können die meisten Damen jedoch noch immer nicht verzichten. Deshalb wird oft ein englischer Lebensmittelmarkt in Capellen aufgesucht.
Damit die Mitglieder auch jeden Monat informiert sind und auf die zahlreichen Aktivitäten des Vereins hingewiesen werden können, publizieren die Frauen einen Newsletter.
Der BLC wird in den nächsten Monaten ein Buch veröffentlichen, das sich vor allem um das Thema Geburt und die damit verbundenen Schwierigkeiten dreht.

KONTAKT

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o Internet www.blc.lu