Dienstag4. November 2025

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„Stadt-Luxemburg kompromisslos“

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Die Vereinigung „Luxembourg Patrimoine“ zeigt sich in einem Schreiben entsetzt über die Abrisswelle in der Hauptstadt. Ein Anwesen in der rue Alfred de Musset sorgt für Unstimmigkeiten.

Die Fassade des Zwillingshauses aus den 1920er Jahren in der hauptstädtischen rue Alfred de Musset wurde vor kurzem abgerissen. Hier wird demnächst ein Apartementblock entstehen. Lediglich die Türen des Doppelhauses bleiben erhalten. Die Vereinigung „Luxembourg Patrimoine“, die sich für den Erhalt von Häusern von geschichtlicher und architektonischer Bedeutung einsetzt, spricht von geschändeter Architektur.

„Das Doppelhaus hätte ohne weiteres gerettet werden können. Die Stadt-Luxemburg verfügt über 500 Gebäude. Es bestand sicherlich die Möglichkeit dem Bauträger ein anderes Haus anzubieten, um dort ein Mehrfamilienhaus zu errichten“, erklärt Romain Modert von Luxembourg Patrimoine.“ Doch diesen Weg will die Gemeinde keineswegs einschlagen, weil sie sich vor einem Präzedenzfall fürchtet. Auch mit dem Einschreiben in den Raumgestaltungsplan (PAG) (in die Liste schützenswerter Häuser) hätte das Anwesen vor einem Abriss verschont werden können. Wir sind der Meinung, dass der politische Wille in der Hauptstadt einfach fehlt.“

Aufarbeitung des Raumgestaltungsplans

Hintergrund: Jede Gemeinde verfügt über einen Raumgestaltungsplan. In ihm sind alle Gebäude aufgelistet, die denkmalgeschützt sind. Doch laut Romain Modert sind zu wenige Häuser in der Hauptstadt vor einem Abriss geschützt. Ein Gesetz vom 19. Juli 2004 sieht vor, dass die Gemeinden ihre PAGs überarbeiten müssen. Das heißt, in einer ersten Etappe muss ein neues Inventar geschaffen werden. In ihm sind die neuen denkmalgeschützten Immobilien aufgelistet. Dies wurde auch am 16. Juli 2011 in der Hauptstadt unternommen. Da dieses Inventar aber nicht rechtskräftig ist, muss es in einer zweiten Phase ins PAG eingetragen werden.

Im August sollte dann auch der neue Raumgestaltungsplan mit dem neuen Inventar stehen. Doch nun verzögert sich das Ganze. Grund: mehrere Gemeinden konnten für August aus Zeitmangel kein neues Inventar vorlegen. Die hauptstädtischen Gemeindeverantwortlichen müssen jetzt erst im Dezember 2013 den neuen Raumgestaltungsplan veröffentlichen.

Die Vereinigung „Luxembourg Patrimoine“ fürchtet, dass bis zu diesem Zeitpunkt noch weitere Bauten aus der Belle Epoque von der Bildfläche verschwinden werden. „Vor allem auf dem Limperstberg, im Rollingergrund, Neudorf und im Bahnhofsviertel stehen mehrere Gebäude, die dringend vor einem Abriss bewahrt werden müssen“, warnt Romain Modert. „Wir wären gerne bereit den Verantwortlichen bei der Ausarbeitung des Inventars unter die Arme zu greifen. Doch irgendwie haben wir das Gefühl, als würden unsere Vorschläge und Forderungen kein Gehör finden.“