Dienstag21. Oktober 2025

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Sprachen in Luxemburg: Vielfältig und komplex

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Der steigende Ausländeranteil bedeutet für Luxemburg eine immer größer werdende Vielfalt an gesprochenen Sprachen. Das Forschungsinstitut CEPS/ Instead beschäftigte sich in einer Studie mit dem verbalen Austausch im hierzulande. Als Ausgangsmaterial nutzte das Institut die „European Values Study“, die 2008 bei 1.610 volljährigen Einwohnern durchgeführt worden war.

Robert Schneider

Noch vor der steigenden Immigration war Luxemburg ein sprachlich vielfältiges Land, stellen die Forscher fest. Die Verfassung sieht diese Mehrsprachigkeit vor.

Drei Sprachen in der Verfassung

Drei nationale Sprachen, Luxemburgisch, Deutsch und Französisch, sind anerkannt; eine Tatsache, die laut CEPS-Instead die sprachliche Integration erleichtert. Die Studie untersucht nun, welche Sprachen je nach Herkunftsland und nach sozialem Milieu angewandt werden.

Von der untersuchten Gruppe nutzen die meisten Luxemburgisch als Erstsprache in der Familie (978 von 1.610), gefolgt von Portugiesisch (231) und Französisch (202). Italienisch reden mit ihren Familienangehörigen immerhin noch 50 Personen und Deutsch wird von 35 der befragten 1.610 Menschen zu Hause gesprochen.

Auf dem Arbeitsplatz sieht dies bereits anders aus. Hier wird zwar weiter am stärksten luxemburgisch gesprochen (626 von 1.619). Französisch hat hier allerdings eine stärkere Bedeutung als in der Familie (432 Menschen nutzen das Französische als Erstsprache im Job). Italienisch und Englisch halten sich fast die Waage mit 69 und 65 Personen.

Luxemburgisch im Freundeskreis

Luxemburgisch ist absoluter Spitzenreiter im Freundeskreis, wo 1.036 Befragte es nutzen, gefolgt von 263, die französisch reden und 171, die sich auf Portugiesisch mit ihren Freunden unterhalten.

Die Studie, die noch weitere sprachliche Gewohnheiten und deren Kombinierung untersucht (vergl. nebenstehende Tabellen), kommt zur Schlussfolgerung, dass die Sprachensituation in Luxemburg eine komplexe und vielfältige ist.
Die Studie geht davon aus, dass diese Situation sich weiter verändern wird, da sie ja von der wechselnden Bevölkerung abhängt.

Die wichtigsten Interaktionen geschehen zwischen dem Luxemburgischen, Französischen und Portugiesischen. Die Hauptsprache der Immigranten und die Hauptsprache der Grenzgänger bilden mit dem Luxemburgischen ein interaktives Netz, das die Integration im Land vereinfacht. Die Anerkennung der französischen Sprache als Nationalsprache und der Französischunterricht in der Grundschule wirken laut CEPS/Instead in diese Richtung. Deutsch hat die gleichen Voraussetzungen; die Rolle dieser Sprache auf integrativer Ebene ist allerdings zu vernachlässigen. Die Tatsache, dass die meisten Einwanderer eine romanische Sprache sprechen, ebenso wie die Mehrzahl der Grenzgänger, fördere die Integration ebenfalls.

Die Studie stellt weiter fest, dass die Sprachgewohnheiten sich im Lauf der Zeit verändern. So war die Sprachensituation im 19. Jahrhundert unter preußischer Besatzung eine andere als heutzutage. Dies gilt ebenfalls für die Zeit des Zweiten Weltkrieges und die Epoche der starken italienischen Immigration. Die nachlassende Bedeutung des Italienischen und des Deutschen zeigen dies.

Entwicklung ist offen

Niemand könne heute sagen, wie die Situation der Sprachen sich entwickle. Weiter schreiben die Autoren der Studie, dass ihre Schlussfolgerungen nicht auf die geschriebene Sprache übertragen werden können. Den Politikern raten sie, die Mehrsprachigkeit weiter zu fördern, da dies der Integration nütze. Monolinguismus sei hingegen eine Quelle sozialer Brüche.

Eine zu große Vielfalt an Sprachen würde allerdings in eine Situation des Unverständnisses führen (Babel-Effekt).