Die Reparatur einer Leitplanke kostet rund 750 Euro den laufenden Meter, und wenn man weiß, dass entlang unseren Autobahnen und Landstraßen jährlich durchschnittlich um die 12.000 Meter ersetzt werden (man sollte bedenken, dass es an vielen Stellen die doppelten Leitplanken gibt), kann man sich den Kostenaufwand schnell ausrechnen: 9.000.000 Euro! Dazu kommen aber noch die volkswirtschaftlichen Unkosten, die durch die wegen Reparaturen hervorgerufenen Staus entstehen. Diese Kosten bewegen sich in zweistelliger Millionenhöhe.
Was ist „Kellerrotz“?
Weit verbreitet ist der Glaube, dass in einem richtigen alten Keller der sogenannte „Kellerrotz“ gehört. Darunter versteht man einen dunklen, beinahe schwarzen Schimmelpilz, der eben wie Rotz von der Decke hängt. Dabei handelt es sich um Zasmidium cellare, einen Pilz, der sich von flüchtigen Substanzen ernährt.
Jeder hat bereits seine Erfahrungen mit Schimmelpilzen gemacht. Die Käseliebhaber lieben ihren Camembert oder Roquefort. Gerne werden diese Milchprodukte mit Wein kombiniert.
Ein anderes Produkt eines Schimmelpilzes unseres Alltags ist die Zitronensäure, sie wird industriell mit Hilfe von Schimmelpilzen produziert. In der Medizin wird gerne das Antibiotika Penicillin eingesetzt, ein Medikament, das ebenfalls ursprünglich von einem Schimmelpilz stammt.
Über den Sinn und Zweck der Leitplanken braucht es wohl keine großen Worte. Ständig wird an neuen, noch besseren Leitplanken geforscht, so z.B. in Südtirol. Mit 103 km/h raste 2006 ein Fiat Punto in eine Leitplanke aus Holz, verlor dabei den Vorderreifen und den Außenspiegel auf der Beifahrerseite, die Kunststoffstoßstange splitterte ab und geriet unter die Motorhaube, aber die Leitplanke hielt dieser Belastung stand und tat, was Leitplanken tun sollen: sie leitete den Punto zurück in die Fahrbahn. Auch als wenig später ein Bus mit über 70 Stundenkilometern und 13 Tonnen Gewicht auf die Holz-Planken aufprallte, hielten die Südtiroler Holz-Leitplanken dem Druck stand.
Diese Szenen spielten sich Ende des Jahres 2006 auf einem Testgelände im französischen Lyon ab. Mit den Testergebnissen konnte Ligna zufrieden sein: Die Holzleitplanken entsprachen der EU-Norm für Schutzplanken. Eingestuft wurden die Holz-Leitplanken in die Schutzklasse H2 und können daher selbst auf Autobahnen installiert werden.
Fast unzerstörbar
Anfang letzten Jahres hat der älteste Sohn von Philippe Albrecht (Winzer im Elsass) ein Verfahren ausgetüftelt, das die Leitplanke revolutionieren könnte. Alles begann mit Renovierungsarbeiten im Jahre 2009.
Als der studierte Chemiker damals in dem kleinen Dorf Blodelsheim (in der Nähe von Vessenheim) im Weinkeller eines alten Hauses mit Silikonmasse Abdichtungsarbeiten durchführte, wurde er plötzlich von einem dichten Nebel umhüllt. Er verließ daraufhin schnell das Kellergewölbe, um einem Tod durch Ersticken zu entkommen.
Nach zwei Stunden ließ die Nebelbildung nach, doch Paul Albrecht wollte an dem Tag nicht mehr in diesen Weinkeller zurück. Erst am Tag darauf war er wieder vor Ort und staunte nicht schlecht, als er die speziell für die Arbeiten aufgerichteten Scheinwerfer einschaltete.
An vielen Stellen, wo er Silkonmasse angebracht hatte, hatten sich zentimeterdicke weiße „Balken“ gebildet. „Es sah zuerst wie Gummimasse aus, doch beim Anfassen merkte ich, dass das Material an der Oberfläche wohl eine gewisse Elastizität aufwies, doch in seiner Gesamtmasse sehr stabil war. Da ich mir nicht erklären konnte, was hier genau passiert war, entschloss ich mich kurzerhand, diese unerwünschten ’Balken’ zu entfernen. Doch an ein Durchtrennen durch Hammerschläge war nicht zu denken. Ich konnte nicht einmal mit einem Meißel in diese Masse eindringen.“
Chemische Reaktion
Mit einem Brecheisen löste er einen der „Balken“ zur Hälfte von der Mauer ab, bevor er am späten Nachmittag die Kellerräume verließ. Ein Studienfreund gesellte sich am nächsten Tag dazu, um seinem Freund Paul bei der Arbeit zu helfen. Alle beide mussten feststellen, dass sich der tags zuvor bis zur Hälfte verbogene Balken wieder in seine ursprüngliche Form zurückgebogen hatte.
Wir könnten die Geschichte hier noch weiter erzählen, doch das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Des Rätsels Lösung fand Paul Albrecht Monate später in einem Labor.
Wir wollen unseren Lesern die vielen chemischen Formeln von Paul Albrecht, die zum Teil sowieso unkomplett, da geheim sind, ersparen. Nur so viel: Wegen ihres typisch anorganischen Gerüstes einerseits und der organischen Reste andererseits nehmen Silikone eine Zwischenstellung zwischen anorganischen und organischen Verbindungen ein, insbesondere zwischen Silikaten und organischen Polymeren. Sie sind in gewisser Weise Hybride und weisen ein einzigartiges Eigenschaftsspektrum auf, das von keinem anderen Kunststoff erreicht wird.
Kellerrotz und Bindemittel
Doch in Paul Albrechts Fall kamen noch zwei Bestandteile hinzu, u.i. der „Kellerrotz“ (siehe Kasten). Das Zusammenbringen der Silikonmasse, des schwarzen Schimmels („Kellerrotz“) und eines handelsüblichen Mittels zur Untergrundbefestigung hatte eine chemische Reaktion hervorgerufen, die die oben erwähnten „Balken“ als Resultat hatte.
Die weiteren Forschungen im Laboratorium ergaben eine Masse, die quasi unzerstörbar und doch elastisch wie ein Gummiband ist und zudem nach einem Verbiegen innerhalb weniger Stunden wieder seine ursprüngliche Form annimmt.
Da ein Mitglied der Familie Albrecht an einer bereits verbogenen Leitplanke starb, dachte Paul Albrecht sofort an den möglichen Einsatz seiner Entdeckung entlang der Straßen.
Albrechts „Balken“ sind quasi unzerstörbar, nehmen durch ihre Elastizität bei einem Aufprall viel mehr Energie auf als die heutigen Leitplanken und brauchen zudem nicht nach jedem Aufprall ersetzt zu werden.
Warum das Projekt „Albrechtsche“ Planken auch ein Jahr nach der Entdeckung am 1. April 2011 noch immer in einer Schublade schmort, ist nicht bekannt, doch hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass sowohl die Stahl-Lobby als auch eine große Anzahl der Vertreiber stählerner Leitplanken europaweit die Entdeckung Albrechts lieber verschweigen.
De Maart

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