Der Experte hatte am Dienstag in seiner Zeugenaussage den Einsatz von Propofol nicht formell abgelehnt, obwohl von dessen Einsatz bei Kleinkindern in einem Artikel einer international renommierten Zeitschrift aus dem Jahre 2003, also zwei Jahre vor den verhandelten Fakten, abgeraten wurde.
" class="infobox_img" />Der Centre Hospitalier. (Foto: Pierre Matgé)
Nicht irrelevant ist auch die von Me Pol Urbany, dem Verteidiger von vier Krankenschwestern, aufgeworfene wissenschaftliche Erkenntnis, dass Kleinkindern eine höhere Dosis dieses Medikamentes gespritzt werden muss, um die gleiche Wirkung wie bei Erwachsenen zu erzielen.
Situation abwägen
Am Mittwoch nun begann Philippe Hantson seine Ausführungen mit dem Hinweis, dass immer der Dienst tuende Intensivmediziner auf der Notfallstation die unmittelbare Verantwortung trägt.
Der Gutachter ging dann auf die Tatsache ein, dass das sogenannte Propofol-Infusionssyndrom, um das es sich hier handelt, nur sehr schwer festzustellen ist.
Nach einer Blutanalyse seien zehnfach erhöhte Fettwerte beim dreijährigen Unfallopfer festgestellt worden. Diese enorm hohen Werte waren am Morgen des 18. Juli verfügbar und hätten das sofortige Absetzen des Propofols zur Folge haben müssen, weil die Leber diese Stoffe nicht verarbeiten konnte; da war der Experte kategorisch.
Positive Prognose
Er bestätigte dann auch die schon erwähnte Erkenntnis, dass den Kindern, er sprach von maximal 25 Prozent, eine höhere Dosis Propofol gepritzt werden muss.
Auch die Frage der Vorsitzenden, ob man sich hier in der Situation einer derart tiefen und langen Narkose befand, in der das Propofol überhaupt nicht hätte eingesetzt werden sollen, konnte der Gutachter nicht verneinen.
Denn nachdem ein Medikament eingesetzt wurde, sei es sehr schwer, die Interaktionen der Moleküle im Körper zu kontrollieren, so dass man mit dem Absetzen eines Medikamentes dessen Einfluss nicht immer rückgängig machen kann, so der Experte weiter.
Medizinische Eingriffe
Ausgenommen diese biologischen Nebenwirkungen, hatte das Kind nach der sogenannten Glasgow-Tabelle ein Hirntrauma von acht der insgesamt 15 Punkte, was sehr hoch ist.
Die Patientin, keine weiteren Verletzungen hatte als das Hirntrauma, schien stabil gewesen zu sein, doch kann eine Heilung – die sich laut dem Experten in diesem Fall durchaus ohne größere Folgeschäden hätte gestalten können – erst eingeleitet werden, wenn die akute Phase unter Kontrolle und der Patient definitiv stabilisiert ist.
Und auch wenn die kleine Patientin mit einem Hirntrauma von 12 Punkten auf der Glasgow-Tabelle eingeliefert wurde, hat sich ihr Zustand zu keiner Zeit verschlechtert, sondern sogar verbessert, was auch die Notationen zwischen sechs und acht Punkten in der Krankenakte zu verschiedenen Zeitpunkten andeutet.
Der Prozess wird am Donnerstag mit der weiteren Anhörung des Experten fortgesetzt.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können