Dienstag11. November 2025

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Plan B in der Warteschleife

Plan B in der Warteschleife
(Tageblatt-Archiv/Alain Rischard)

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LUXEMBURG - Eigentlich sollten im Januar 2012 die Bagger am Centre Hamilius anrollen und mit den Arbeiten für das Megaprojekt Royal Hamilius anfangen. Daraus wird aber so schnell nichts.

Das „Royal Hamilius“ soll nach dem Wunsch der Stadtoberen einen neuen Anziehungspunkt im Zentrum schaffen – Geschäftsfläche, Restaurants und Cafés, Wohnraum, der Ausbau des Parkhauses. Doch vor dem Bau kommt der Abriss. Der ganze Block wird weichen müssen. So war es zumindest mal gedacht. Aber es zeichnete sich irgendwann ab, dass daraus nichts werden würde. Denn die Nummer 49, Boulevard Royal wird nicht abgerissen.

Der Promoter Codic konnte sich nicht mit allen Besitzern dieses Hauses einigen, so Laurent Schwaller vom hauptstädtischen Service Urbanisme. Nun sieht das „Règlement de co-propriété“ hier aber vor, dass bei Entscheidungen Einstimmigkeit herrschen muss. Das war nicht der Fall. Zwar laufen offenbar immer noch Verhandlungen, aber der Ausgang scheint unsicher und zumindest für Codic wenig erfolgversprechend. Für das Projekt Royal Hamilius sei das aber an sich egal, so Laurent Schwaller.

Verlängerung

Nicht egal war es aber für den Fortgang der Prozeduren, Stichwort PAP. Wie jeder haben eben auch die Besitzer auf Nummer 49 das Recht, Bauvorhaben in der Nachbarschaft unter die Lupe zu nehmen und gegebenenfalls Einspruch einzulegen. Das ist auch geschehen. Das Projekt wurde u.a. dahingehend angepasst, dass jetzt etwas niedriger gebaut wird und leicht verändert, so dass noch genug Sonnenlicht in den Innenhof von Nummer 49 fallen soll. Ein Einspruch verlängert aber in der Regel die Prozedur. Der Gemeinderat hat Ende letzten Jahres seine Ansicht zu den Beanstandungen abgegeben. Jetzt liegt das Dossier beim zuständigen Ministerium, das drei Monate Zeit hat, sich zu äußern. Das wäre dann im März.

„Wenn der Minister seine Zustimmung gibt, wovon wir als Stadt Luxemburg ausgehen, dann ist der PAP definitiv und diese Prozedur abgeschlossen. Dann geht es in die Phase, in der Baugenehmigungen beantragt werden können. Es sind auch noch ein paar actes zu machen, aber all das kann man erst machen, wenn die Prozedur PAP offiziell vom Minister unterschrieben und abgeschlossen ist.“ Im Moment geht man von einem Beginn der Arbeiten Ende Frühjahr, Anfang Sommer 2012 aus. „Ein Baubeginn im Januar 2012 war das optimale Szenario“, so Schwaller, „aber wir hatten auch einen Plan B, und der tritt eben jetzt in Kraft.“

Für ihn ergeben sich mit dem neuen PAP auch für die Nummer 49 Vorteile. „Wenn sie sich jetzt entscheiden, mitzumachen, kann das Untergeschoss so verbaut werden, dass sie da mit reinkommen. Wenn sie es erst später machen wollen, wird es schwieriger. So wie der PAP jetzt gestimmt wurde, haben sie u.a. auch die Möglichkeit, höher zu bauen. Sie haben durch das Projekt einige Vorteile.“ Aber auch den Nachteil, dass um das Gebäude herum eine mehrjährige Baustelle entstehen wird.

Die Leere zieht ein

Bis dahin leert sich die Nachbarschaft. Im Hamilius-Gebäude selber befindet sich eigentlich nur noch das Polizeibüro, das aber demnächst in Container auf die Place du Théâtre umziehen wird. Die Versicherungsgesellschaft La Luxembourgeoise ist bereits umgezogen, auch eine ganze Reihe anderer Geschäfte dieses Häuserblocks. „Ende des Monats wird alles leer sein, bis auf die Untergrundpassage unter dem Busbahnhof.“ Dort hält u.a. noch ein Zeitungskiosk die Stellung, aber auch das Ticketing der städtischen Busse und der Zugang zum Parkhaus befinden sich hier. Und so schnell wird die Passage noch nicht geschlossen.

„In einer ersten Phase soll die Baustelle im Norden beginnen. Dann erst soll in einer zweiten Phase der südliche Teil mit dem Hamilius-Gebäude und dem Busbahnhof dazukommen. Ein definitives Planning wird noch ausgearbeitet.“ U.a. hat die Post im Untergrund ziemlich viel technische Infrastruktur liegen, hinzu kommen andere Leitungen (u.a. Kanäle) am Boulevard Royal, die eh verlegt oder erneuert werden müssen.

Öffentliche Verkehrsmittel

Die Busse müssen sowieso weiterhin rollen, werden aber irgendwann vom Boulevard Royal aus fahren. Dahinter steckt eine neue Organisation des öffentlichen Transports, die das auffangen soll, was an Fläche verloren geht. „Das Projekt geht davon aus, dass jene Busse, die für ein hohes Verkehrsaufkommen sorgen, die RGTR-Busse, eben nicht mehr über den Boulevard Royal oder durch das Zentrum fahren. Die Feinverteilung soll über die städtischen Linien erfolgen“, so Schwaller.

Dauern dürfte die Baustelle fünf Jahre. Zwar wären ein paar Monate zu gewinnen, „aber das würde bedeuten, dass das Parkhaus für ein paar Monate außer Betrieb geht“, so Laurent Schwaller. „Wir versuchen die Unannehmlichkeiten bei dieser Baustelle in Grenzen zu halten, aber es ist klar, dass das einiges mit sich bringen wird.“

Aber das hat wohl noch Zeit.