Malerische Weinberge auf der einen Seite – dunkle Eisenerzstollen auf der anderen. Gegensätzlicher könnten diese zwei Luxemburger Kulturlandschaften fast nicht sein. Zwei Weinfreunde bringen sie dennoch zusammen: den Weinmacher Henri Ruppert aus Schengen und den kreativen Kopf Will Kreutz. 14.000 Flaschen Crémant haben sie zum Reifen von der Mosel nach Lasauvage transportiert – und dort in einen ausgedienten Erzstollen auf dem Gelände der „Minièresbunn asbl“ eingelagert.

„Unser Domaine betreibt seit 2017 ein Partenariat mit Creative Director Will Kreutz über die Vermarktung hochwertiger Crémants aus unserem Hause mit dem Logo der ,Gëlle Fra‘“, erklärt Henri Ruppert. Aber die Initialzündung sei dann mit der Wahl Eschs zur Europäischen Kulturhauptstadt für das kommende Jahr gekommen.
„Ab dem Sommer 2019 waren wir dann auf der Suche nach einer Partnerschaft in den Reihen der Verantwortlichen – sind aber leider nicht fündig geworden“, sagt Ruppert. „Das Vorhaben dennoch umsetzen können wir letzten Endes durch die Kooperation mit der ,Minièresbunn asbl‘.“ Der Verein stellte zur Lagerung des Crémants einen ausgedienten Eisenerzstollen in Lasauvage zur Verfügung.
Zwischen Moselhängen und Stahlindustrie
Woher stammt die Verbindung zwischen den beschaulichen Moselhängen und der Stahlindustrie im Süden?„Das Ganze hat seinen Ursprung bei der Familie Collart, einer aus Schengen stammenden Eisendynastie“, erklärt Henri Ruppert. Die Collarts seien Besitzer des Schengener Schlosses und prägend in der Eisenindustrie tätig gewesen – mit Hütten in Esch, Rümelingen, Steinfort und Dommeldingen (siehe Infobox). Um den alten Stollen für die Lagerung fit zu machen, musste der aber noch etwas umgebaut werden. „Für unser Vorhaben konnten wir die Firmen Bétons Feidt und Bonaria Frères gewinnen, die in einem Seitenarm eines Stollens einen Betonboden zur optimalen Lagerung des Crémants gegossen haben“, sagt Ruppert. Beim Transport von Schengen in den Stollen waren La Provençale und das CIGL Differdinge involviert.
In dem Stollen in Lasauvage herrscht eine konstante Temperatur von 12° C. „Darüber hinaus ist das Crémantlager mit seinen Rüttelpulten auch ein touristischer Eyecatcher, da die Museumsbahn künftig dort vorbeifahren wird“, sagt Ruppert. Und was steckt in den 14.000 Flaschen drin? „Die Abfüllung ist eine Cuvée aus Pinot blanc, Pinot gris, Pinot noir, Auxerrois und Rivaner“, sagt Ruppert. „Es sind Grundweine aus den Jahrgängen 2018 und 2019, abgefüllt im April 2020.“ Bis zum Degorgieren – also dem Entfernen der Hefe aus dem Flaschenhals – kommt er auf eine Flaschenreife von 18 Monaten, sagt Ruppert. Verkaufsstart ist in der Weihnachtszeit 2021 – unter anderem bei Cactus, La Provençale und Händlern in Esch, Petingen und Bascharage. „Die exklusive, limitierte Abfüllung bekommt auch eine exklusive Flaschenausstattung in Form eines sogenannten Sleeve“, sagt Ruppert. Das ist ein Designeretikett, das die komplette Flasche umhüllt. „Da dies maschinell geschieht, müssen wir die komplette Fuhre nach dem Degorgieren nach Epernay bringen“, sagt Ruppert.
Die Dynastie Collart
Jean-Nicolas Collart (1777-1842) erwarb 1793 die alte Wasserburg in Schengen und baute an gleicher Stelle das Schengener Schloss, das heute noch steht. Durch den Kauf der Schmelz in Berburg begründete er eine Eisendynastie, im Laufe der Jahre ausgebaut mit Hütten in Steinfort, Dommeldingen, Rümelingen und Esch/Alzette. Die Familie Collart prägte das Leben in Schengen und die Eisenerzförderung in der Minette-Region über einen Zeitraum von fast 150 Jahren.
Einer der letzten Direktoren war Marc (genannt: Menny) Collart. Er war die treibende Kraft der ersten Flurbereinigung („Remembrement“) an der Mosel. Aus diesem Engagement entstand auch die spätere Namensgebung der Weinberge über Schengen mit dem heute noch bekannten Namen „Markusberg“. Ihm zu Ehren fertigte der bekannte Künstler Claus Cito, von dem auch die „Gëlle Fra“ in der Hauptstadt stammt, 1936 für Schengen eine Statue an, die dem Hl. Markus (Schutzpatron gegen Unwetter, Blitz und Hagel) gewidmet ist.
Domaine Henri Ruppert
Die Familie Ruppert betreibt seit dem Jahr 1680 Weinbau an der Luxemburger Mosel. An heutiger Stelle ist sie ansässig seit 1904. Seit rund 15 Jahren reifen die Weine und Crémants in den Mauern des imposanten Anwesens hoch über der Mosel. Henri Ruppert übernahm die Leitung des Domaine vor 30 Jahren. In dieser Zeit hat er seine Rebfläche von 3 auf ca. 20 Hektar ausgeweitet. Ruppert ist ein Besessener in Sachen Qualität, immer auf der Suche nach Finessen und Nuancen, um seine Erzeugnisse weiter zu verbessern.
De Maart










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