Mittwoch5. November 2025

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Mosel: Binnenschiffer-Blockade verursacht Chaos

Mosel: Binnenschiffer-Blockade verursacht Chaos

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Die mehrtägige Blockade der französischen Binnenschiffer an der Schleuse in Thionville hat am Donnerstagabend ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Wegen des Protests gegen die eingebrochenen Frachtpreise steck rund 40 Frachtkähne auf der Mosel fest.

Wiebke Trapp

Teunes den Ouden ist einer derjenigen, die es getroffen hat. Zum ersten Mal ist der Holländer mit seiner „Lansingh“ auf der Mosel unterwegs. Er hat 1.066 Tonnen Schrott geladen und sollte ursprünglich am Mittwoch im lothringischen Neufmaisons löschen. Siehe auch:
Moselschifffahrt wegen Streik blockiert

Seit Dienstag jedoch sitzt er auf der Mosel fest und hat in Stadtbredimus festgemacht. In Thionville geht derzeit nichts mehr, rund 40 Schiffe liegen in beiden Richtungen auf der Mosel fest. „Jeder Tag ist Geld“, sagt er achselzuckend auf der Brücke seines Frachters.

Die Idee der Franzosen ist „nicht schlecht“

Dabei hat er es noch gut getroffen. Der junge Binnenschiffer fährt für die Würzburger Mainschifffahrts-Genossenschaft, die den Schaden tragen wird. „Die, die frei fahren, müssen alles selbst tragen“, sagt er über die Kollegen, die nicht unter Vertrag sind und auf die nicht nur Kosten für verspätetes Übergeben der Ladung zukommen. Trotzdem findet er das, was seine französischen Kollegen machen, „nicht schlecht“. „Sie wollen eine Mindestgebühr einführen“, will er wissen, was er angesichts des Frachtgebühren-Dumpings für gerechtfertigt hält.

Seine Branche ist unter Druck. „Die Reedereien geben die niedrigen Preise an uns weiter, sonst verlieren sie den Auftrag“, sagt er. Argumentiert wird wie überall. Es fände sich immer ein anderer Frachter, der leer stehe und für noch weniger fahre.

Als Binnenschiffer sei man schließlich mehr oder weniger „Unternehmer“ und bekäme entweder pro Fracht oder wie in seinem Fall pro Jahr einen Vertrag – wenn überhaupt, sagt er. Eine kritische Frage stellt sich ihm dann aber doch: „Warum haben die das nicht schon letztes Jahr gemacht?“ Da habe es mehr Schiffe als Fracht gegeben und die Preise seien im Keller gewesen.

Jetzt aber merke er, dass die Wirtschaft anzieht. Es gebe momentan wieder Kohle und Stahl, Erz und Schrott zu transportieren, sagt Den Ouden. Die Preise zögen ebenfalls an.

Eine andere Befürchtung kann ihm auch niemand nehmen. „Was wenn die Industrien, die kontinuierlich beliefert werden müssen, wie Kraftwerke auf Lkw- und Schienentransport umsteigen“, schaut er in die mittelfristige Zukunft.

Die unmittelbare bedeutet Geduld und Warten. Eine halbe Stunde dauert das Hochschleusen der Schiffe auf das nächste Wasserniveau, noch einmal eine halbe Stunde dauert es, bis der nächste Frachter schleusen kann. Das macht für jedes wartende Schiff eine Stunde. „Selbst wenn es jetzt weitergeht, kommen alle gleichzeitig an der Schleuse an“, sagt er mit Blick auf den nächsten Stau. Dasselbe spiele sich dann beim Löschen im Hafen ab, befürchtet der Binnenschiffer. Alle wollen gleichzeitig die Fracht loswerden.

Ein Ende des aktuellen Staus scheint nicht in Sicht. Der Binnenschifferfunk meldet, dass ab Donnerstagabend die Schleusenwärter streiken wollen. Für bessere Arbeitsbedingungen.

Ob es sich dabei um Seemannsgarn handelt oder nicht, bleibt abzuwarten. Wohl aber, dass die „Lansingh“ da schon zwei Schleusen weiter war – in der Hoffnung, zu retten, was zu retten ist.