„Mit dieser Anlage tun sich neue Perspektiven auf“

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Wir trafen Luxlait-Direktor Claude Steinmetz, der zurzeit zwischen den beiden Standorten der nationalen Genossenschaftsmolkerei auf den Anhöhen von Bissen und den Merler Wiesen hin- und herpendelt, in den neuen Produktionshallen auf „Rouscht“, wo bereits mit der Milchherstellung begonnen wurde.

Tageblatt: Wie verläuft der Umzug von Merl nach „Rouscht“?
Claude Steinmetz: „Es geht im Moment natürlich alles drunter und drüber. In diesem Sommer werden wohl die Urlaubsanfragen nur im äußersten Notfall honoriert und es werden sogar noch zusätzliche Schichten gefahren. Doch finde ich, dass unsere Mannschaft sehr motiviert ist. Ich habe sogar den Eindruck, dass sie sich auf die Arbeit in den neuen Anlagen freut.“

„T“: Wie wir bei unserem kurzen Rundgang denn auch gesehen haben, handelt es sich um eine der modernsten Anlagen dieser Art in der gesamten Umgegend. Wie viele Leute freuen sich denn, hier einmal ihre Arbeit zu verrichten?
C. S.: „Wir beschäftigen im Moment rund 300 Mitarbeiter.“

„T“: Im Moment? Kann das sich noch ändern? Und wenn ja, in welche Richtung?
C. S.: „Wir haben in den letzten Jahren viel Mühe und Zeit für die bessere Positionierung unserer Marke aufgebracht und beschäftigen inzwischen in unserer Marketingabteilung 15 Leute. Diese Bemühungen werden wir fortsetzen mit einer den jeweiligen Märkten angepassten Produktpalette, aber auch mit der 2.200 Quadratmeter großen Erlebniswelt, die wir hier auf ’Rouscht‘ neben den eigentlichen Produktionsanlagen, sozusagen als Ergänzung zu unseren früheren Führungen durch die Molkerei, einrichten werden.“
Mehr UHT-Produkte
für den Export
„T“: Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie im Jahr?
C. S.: „Laut meinen Erfahrungen müssten es um die 100.000 sein.“

„T“: Was bekommen sie geboten?
C. S.: „Das Ganze ist in einem Frage- und Antwortspiel zwischen einer modernen weiblichen Ingenieurin und einem Jungen aus dem 19. Jahrhundert didaktisch aufbereitet. Die dabei verwendete Sprache ist Luxemburgisch, das aber über Kopfhörer auf Deutsch, Französisch und Englisch übersetzt werden kann. Das Ganze wendet sich sowohl an Erwachsene wie auch an Kinder.“

„T“: Sie haben in letzter Zeit viel unternommen, um ihre Frischmilch besonders in den Schulen und Jugendherbergen zu positionieren. Kommt das daher, weil Luxlait noch eine der wenigen Molkereien ist, die nicht gänzlich auf die Produktion erhitzter und deshalb lang haltbarer UHT-Milch umgestiegen ist?
C. S.: „Im Bereich von Kindern und Jugendlichen ist es schon von Interesse, auf Frischprodukte zurückgreifen zu können, doch haben auch wir unseren Anteil an UHT-Produkten in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht, dies besonders im Interesse des steigenden Exportgeschäfts, in dem diese immer schonender werdende Herstellungmethode einfach mehr Möglichkeiten bietet. Sie macht ein – sicher sehr wertvolles – Proximitätsprodukt mit zeitlich beschränkter Haltung zu einer global handelbaren Ware wie jede andere auch.“

„T“: Wie viele Kunden hat die Luxlait und welche Menge an Milch wird jährlich verarbeitet?
C. S.: „Mit dem Exportgeschäft haben wir etwas mehr als 1.000 Kunden, für die wir 125 Millionen Liter Milch im Jahr zu den verschiedensten Produkten verarbeiten.“
Die Marke
macht’s
„T“: Welchen Umsatz stellen die zehn größten Kunden dar?
C. S.: „Etwas weniger als 40 Prozent. Hier handelt es sich natürlich um Großhändler und Kaufhäuser, welche die Waren an ihre respektive unsere Kunden weitergeben. Wie wir schon anfangs umrissen haben, legen wir viel Wert auf eine einheitliche Sicht unserer Marke, die wir nicht nur wegen marketinggerechter Methoden verfolgen, sondern die wir unseren Wiederverkäufern und damit unserer gesamten Kundschaft lebendig vermitteln wollen. Deshalb nennen wir das schon erwähnte Erlebniszentrum auch ’Markenwelt‘.“

„T“: Was wird dem Besucher dieser „Markenwelt“ geboten?
C. S.: „Nun, auf rund 40 sogenannten interaktiven Stationen wird dem Besucher die Rolle der Kuh und ihrer Milch in der Landwirtschaft, Umwelt, Gesundheit und vielen anderen Bereichen näher gebracht. Auf dem Gesamtareal von 14 Hektar wollen wir aber auch noch, in Zusammenarbeit mit der Ackerbauschule, Gräser, Pflanzen und Getreide anpflanzen, um diesen Lehrgang zu ergänzen.“

„T“: Apropos Umwelt: Man hat Sie freundlich gebeten, doch bitte eine eigene Kläranlage vor Ihre Tür zu bauen. Hat Sie das beeinträchtigt?
C. S.: „Aus umweltvorsorglichen Überlegungen heraus sicher nicht, doch hat es unseren Budgetumschlag um einige Millionen Euro dicker erscheinen lassen.“

„T“: Zurück zum Kernbereich: Welchen Anteil stellt die Frischmilch immer noch im Produktionsprozess der Luxlait dar?
C. S.: „Die Produktionen von Frisch- und UHT-Milch halten sich inzwischen mit jeweils 50 Prozent die Waage. Ausgebaut haben wir auch die Käserei, in der wir die gängigen Sorten von Gouda über die Schweizer bis zu den Trappistenkäsen anbieten, ohne natürlich unseren guten alten ’Kachkéis‘ zu vergessen. Hier gibt es besonders bei den portionierten Produkten noch viele Ausbaumöglichkeiten sowohl im quantitativen wie auch im qualitativen Bereich.“

„T“: Sie setzen also ganz auf die industrielle Schiene, die sich in diesen neuen Hallen mit ihren supermodernen Produktions-, Lager- und Dispatchsystemen ja einfach anbietet, und werden in Zukunft Ihr Exportangebot erweitern?
C. S.: „Mit diesem performanten Instrument, das wir uns immerhin 150 Millionen Euro kosten lassen …“

„T“: … die sie locker aus der Kaffeekasse begleichen können!?
C. S.: (lacht) „Wie jedermann weiß, hat unsere hauseigene Immobiliengesellschaft vor kurzem in Merl ein größeres Geschäft getätigt, dessen Erlös uns diesen Schritt sicher etwas vereinfacht hat.
Doch zurück zu unserem performanten Instrument hier auf ’Rouscht‘, mit dem sich bei den Kapazitäten in der Tat neue Perspektiven eröffnen werden, die in dem Sinn willkommen sind, da viele unserer Zulieferer, die ja bekanntlich auch unsere Anteilseigner sind, die über den Milchpreis sozusagen ihre Dividende kassieren, bei der momentan katastrophalen Marktlage bereit sind, mehr zu produzieren, um eventuell drohenden Liquiditätsfallen zu entgehen.
Wir werden jedenfalls auch in Zukunft alles daransetzen, dass sowohl unsere Kunden wie auch unsere Produzenten zufrieden sind.“