Militärmuseum in Diekirch mit neuem Konzept

Militärmuseum in Diekirch mit neuem Konzept

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Seit 1984 besteht das „Musée national d’histoire militaire“ in Diekirch. Das in einer ehemaligen Brauerei untergebrachte militärgeschichtliche Museum hat national wie auch international einen guten Ruf. Mit der Fertigstellung des Anbaus und der schrittweisen Überarbeitung des musealen Konzeptes wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.

„Die Bauarbeiten sind voraussichtlich Mitte des Jahres abgeschlossen“, sagte Roland Rach, Vorstandssekretär des Militärgeschichtlichen Museums, anlässlich der Jahreshauptversammlung. Die Erweiterung des Museums um einen Anbau eröffnet ideale Voraussetzungen, um das Konzept zu überarbeiten. Der neue Anbau erfüllt demnach gleich mehrere Zwecke.

Zum einen wird die umfangreiche Sammlung an historischen Dokumenten und Bildmaterial dort untergebracht werden. Größtenteils handelt es sich um Fotografien, Briefe, Tagebücher oder anderes Schriftmaterial aus dem Zweiten Weltkrieg. Außerdem wird auf der gleichen Etage eine Bibliothek zum Thema Zweiter Weltkrieg und Militärwesen in Luxemburg eingerichtet. Mit dem Saal für Vorträge soll das alles zukünftig eine Einheit bilden und den pädagogischen Anspruch des Museums stärken.

Das Dachgeschoss des neuen Gebäudeteils ist vorgesehen für Wechselausstellungen. Der zweistöckige Keller soll als Depot für eingelagerte Exponate dienen. Schließlich wird im Erdgeschoss das Büro für den Direktor des „Musée national d’histoire militaire“ untergebracht.

Zeitschiene leitet die Besucher

Seit nun einem Jahr ist Benoît Niederkorn der neue Kurator des Militärmuseums von Diekirch. Der 30-jährige Militärhistoriker hat seine Bachelorarbeit an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zum Thema Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg geschrieben. Auf seinen Schultern ruht die Verantwortung, nachdem sein Vorgänger Roland Gaul in Ruhestand gegangen ist. Gaul war für lange Zeit das prägende Gesicht des Museums gewesen.

Der neue Anbau hatte gleichzeitig den Weg für eine Überarbeitung des musealen Konzeptes freigemacht. Vor 73 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, die Zahl der Zeitzeugen dieser Geschehnisse nimmt stetig ab. Damit für heutige wie auch kommende Generationen die geschichtlichen Zusammenhänge und der Werdegang der Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten, will das Diekircher Museum in dieser Richtung aktiv werden.

Das neue Konzept leitet die Besucher mittels einer Zeitschiene durch die geschichtlichen Abläufe. Ein Beispiel dafür, wie das später aussehen kann, ist jetzt schon im Eingangsbereich des Museums zu sehen.

Den Auftakt macht das Frühjahr 1940, wenige Wochen vor dem deutschen Überfall am 10. Mai. Wie in Frankreich wurden entlang der luxemburgisch-deutschen Grenze viele Barrikaden errichtet. Die nach dem Baukonduktor Schuster benannte „Schusterlinie“ bestand im Wesentlichen aus Stahlpforten an schweren Betonblöcken, die den Vormarsch erschweren sollten. Angesichts der Übermacht des deutschen Heeres hatte die Maßnahme eher symbolischen Charakter und diente hauptsächlich zur Beruhigung der Bevölkerung. Eine Armee hatte Luxemburg wegen seiner militärischen Neutralität damals nicht, lediglich ein kleines Freiwilligenkorps stand zur Verfügung.

Am Tag des deutschen Einmarschs verblieben die Mannschaften jedoch in ihrer Kaserne, da sie angesichts der Überlegenheit des Gegners ohnehin wenig hätten ausrichten können. Darauf folgte die Zeit der Besatzung, aber auch des Widerstands gegen das Nazi-Regime, bis im September 1944 Luxemburg schließlich von den US-Amerikanern fürs Erste befreit wurde.

Für den Norden des Landes sollte der Schrecken des Krieges aber noch nicht zu Ende sein. Mit der Ardennenoffensive überfielen deutsche Einheiten zum zweiten Mal in diesem Krieg Luxemburg. Die Offensive tobte vom 16. Dezember 1944 bis zum 21. Januar 1945 und hinterließ im luxemburgischen Ösling und in den belgischen Ardennen eine breite Schneise der Zerstörung und des Todes.

Neue großformatige und moderne Schautafeln veranschaulichen den geschichtlichen Ablauf der Ereignisse nun verständlicher.

Das Museum ist außerdem bekannt für seine große Sammlung an Material und Fahrzeugen. Der eindeutige Schwerpunkt dieses Teils der Ausstellung liegt auf der Ardennenoffensive im Winter 1944-45. Aber auch andere Bereiche wie das Engagement der luxemburgischen Armee im Koreakrieg 1950-53 oder in Ex-Jugoslawien werden beleuchtet.

„Die digitale Zeit macht auch vor dem Diekircher Museum nicht halt“, sagt Benoît Niederkorn. Aktuell sei man dabei, die Exponate elektronisch mit Bild und Zugehörigkeit zu katalogisieren. Der Arbeitsaufwand sei aufgrund der Masse hoch. Auch in Sachen Werbung setze man zukünftig stark aufs Internet und soziale Medien – schon allein um den Bekanntheitsgrad des Museums in der Welt zu erhöhen.

Im vergangenen Jahr hatte das Militärmuseum 26.161 Besucher. Das bedeutet eine Zunahme von 1.366 Besuchern gegenüber dem Vorjahr. Größte Gruppe blieben dabei die Niederländer mit 9.182 Interessierten, gefolgt von 3.910 Luxemburgern und 2.914 Belgiern. Die folgende Plätze belegen Besucher aus Deutschland (2.677), den USA (2.294) und England (1.150).

Eine weitere wichtige Mission des Museums sind die Lehrveranstaltungen. So erhielten im Jahr 2017 nicht weniger als 32 Schulklassen spezielle Führungen und sechs Mal wurden Schulungen für den „Cours préparatoire pour l’Armée luxembourgeoise“ (Copral) abgehalten. Insgesamt sind im letzten Jahr 152 Gruppenführungen organisiert worden.

Von unserem Mitarbeiter Olivier Halmes

Scholnier
12. April 2018 - 13.03

Eines der wichtigsten geschichtlichen Ereignisse scheint das Militärmuseum auszuschließen. " Den Kaalen Krich"