Montag17. November 2025

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„Mehr Gaststätten und mehr Konkurse“

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Am Freitag nahm der Ministerrat eine Reform des aktuellen Schankrechtes an. Der Text soll im Herbst im Parlament diskutiert und verabschiedet werden. Es ist eine weitreichende Liberalisierung des Gastronomie-Sektors. Das System der Konzessionen wird liberalisiert und die notwendige Qualifikation zur Eröffnung einer Gaststätte wird stark reduziert.

Robert Schneider

Wir sprachen mit dem Generalsekretär des Gaststättenverbandes, Jean Schintgen, über die Neuerungen, von denen der Fachmann nicht viel Gutes für die einheimische Gastronomie und das Café-Wesen erwartet.

„Wir werden in den kommenden Jahren eine starke Zunahme der Anzahl der Gaststätten erleben, die Zahl der Dörfer ohne Gaststätte wird wachsen, die Qualität des Angebotes wird sinken und die Zahl der Konkurse wird weiter steigen“, so Schintgens Prognose.

15.000 Euro für eine Konzession

Die Liberalisierung des Schankrechts erfolge aufgrund einer entsprechenden EU-Richtlinie. Die allerdings stellt die Branche vor eine Reihe von Problemen.
So wird eine Konzession künftig für 15.000 Euro beim Zoll zu kaufen sein. Der aktuelle Handelswert etwa für eine Konzession auf dem Gebiet der Hauptstadt beträgt zurzeit rund 50.000 Euro. Dies war denn auch der Preis, den die Horesca im Vorfeld der Gesetzesänderung gefordert hatte.

Die in Luxemburg ansässigen Brauereien, die im direkten Besitz von 37 Prozent der Konzessionen und Erstmieter bei über 50 Prozent der Konzessionen sind (die sie dann an die Wirte weitervermieten), wollten einen Preis von 35.000 Euro festlegen; auch sie sind mit der Reform alles andere als zufrieden.

Obwohl diese Konzessionen weiter ihre Gültigkeit haben (beide Systeme werden parallel laufen), sieht Jean Schintgen aufgrund des zu erwartenden Wertverlustes der bestehenden Schankgenehmigungen, die von den Banken als Garantie akzeptiert wurden, Probleme bei der Absicherung von Krediten auf den Sektor zukommen.

Ausbildung nur noch in Hygiene

Es sei außerdem zu erwarten, dass die Zahl der Gaststätten nach der Reform stark ansteigen wird, allerdings in den begehrten Regionalzentren und der Hauptstadt. Die Zahl an Dorfkneipen werde weiter abnehmen, so der Generalsekretär. Die Hauptstadt zählt zurzeit 600 Gastwirtschaften. Diese Zahl werde voraussichtlich in den kommenden Jahren auf 800 bis 850 steigen.

Auch die sog. Wirtsdiplome verlieren an Bedeutung. Eine Qualifikation, wie bislang vorgeschrieben, sieht das neue Gesetz nicht mehr vor. Immerhin konnte die Horesca praktisch in letzter Minute im Gespräch mit der neuen Mittelstandsministerin Hetto erreichen, dass künftige Betreiber von Gaststättenbetrieben eine Ausbildung in Hygiene absolvieren müssen.
Eine weitere Vorbildung wird künftig, wie in anderen Handelssektoren auch, nicht mehr notwendig sein. Dies werde unweigerlich zu einer Verschlechterung der Qualität in den Betrieben führen.

Im Rahmen der Hygieneausbildung versucht der Gaststättenverband nun eine Erweiterung um einige fachspezifische Themen zu erreichen und hofft allgemein auf einige Nachbesserungen vor der Abstimmung im Parlament.

Die Handelskammer wird die Wirtekurse aber auch weiterhin anbieten und es sei ratsam, diese zu besuchen. Die Quote der Betriebswechsel in der Branche sei hoch genug, so Schintgen.