„Mehr als nur ein Wirtschaftsraum“

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Nach 18 Monaten unter luxemburgischer Präsidentschaft hat der Wirtschafts- und Sozialausschuss der Großregion (WSAGR) gestern seinen diesjährigen Bericht zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Großregion sowie seine entsprechenden Empfehlungen vorgestellt. Tom Wenandy

Ziel des „Berichts zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Großregion 2009“, der gestern in der Handwerkskammer auf Kirchberg vorgestellt wurde, ist, einen Gesamtüberblick über den Kooperationsraum an Saar, Mosel und Maas zu bieten.
Zu den behandelten Themenbereichen zählt u.a. das Bevölkerungswachstum. Dieses hat sich seit Ende der 1990er Jahre in der Großregion merklich verlangsamt: Zwischen 1998 und 2008 stieg die Zahl der Einwohner um 1,8 Prozent auf nunmehr 11,4 Millionen Menschen. Auf europäischer Ebene konnte im gleichen Zeitraum ein Zuwachs von 3,4 Prozent (EU-27) bzw. 5,1 Prozent (EU-15) realisiert werden (siehe Infografik).
Die Ursache für die im europäischen Vergleich nur unterdurchschnittliche Entwicklung in der Großregion sind laut WSAGR die seit Anfang 2006 rückläufigen Einwohnerzahlen in Rheinland-Pfalz sowie die bereits seit langem schrumpfende Bevölkerungszahl im Saarland. Lothringen verzeichnet eine mehr oder weniger stagnierende Bevölkerungsentwicklung. Insbesondere Luxemburg, aber auch die Wallonie und die Deutschsprachige Gemeinschaft (DG) Belgiens weisen dagegen nach wie vor einen stabilen – und im Falle des Großherzogtums sogar weit überdurchschnittlichen – Aufwärtstrend aus. Dieser verstärkte sich in allen drei Regionen seit 2004 sogar.
Entgegen früheren Vorausberechnungen lassen die aktualisierten Projektionen des WSAGR bis 2025 einen weiteren Bevölkerungszuwachs in der Großregion erwarten, der erst nach diesem Zeitpunkt von einem schrittweisen Rückgang der Einwohnerzahlen abgelöst wird. In der Gesamtbilanz ergibt sich im Jahr 2030 gegenüber 2007 immer noch ein Plus von 1,7 Prozent. Weitaus bedeutsamer sind aber die bereits heute deutlich erkennbaren altersstrukturellen Verschiebungen: Für die derzeit vorrangig im Erwerbsleben stehende Altersgruppe der 20- bis 59-Jährigen wird in der Großregion bis 2030 mit einem Rückgang um 10,5 Prozent oder rund 650.000 Personen gerechnet.

Bruttoinlandsprodukt

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP), als zentraler Maßstab für die gesamtwirtschaftliche Leistung, belief sich in der Großregion im Jahr 2007 auf rund 303 Milliarden Euro und ist gegenüber dem Jahr 2000 nominal um ein Viertel gestiegen. Die Wachstumsdynamik war mit Abstand am höchsten in Luxemburg, so der Bericht des WSAGR. Es folgt die Wallonie, die in diesem Zeitraum ebenfalls ein Ergebnis über dem Durchschnitt der Großregion erzielen konnte. Die Werte für die übrigen Teilregionen lagen entweder im großregionalen Mittel (Lothringen) oder darunter (deutsche Regionen und DG Belgiens).
Dieser Zuwachs verteilte sich sehr ungleichmäßig über den Betrachtungszeitraum hinweg. In der konjunkturschwachen Phase von 2001 bis 2003 hat die Wirtschaftsleistung der Großregion insgesamt nur mäßig zugelegt. Lediglich Luxemburg erzielte selbst im Konjunkturabschwung noch weit überdurchschnittliche Zuwächse. Relativ gut behaupten konnten sich auch die Wallonie und Lothringen, die über dem Durchschnitt der Großregion lagen. Die niedrigsten Raten wiesen die beiden deutschen Regionen aus.
Derzeit, so der WSAGR, seien die konkreten Auswirkungen der aktuellen Finanzkrise auf die Wirtschaftsentwicklung noch ungewiss. Klar sei, dass das Jahr 2008 das vorläufige Ende des Wirtschaftsaufschwungs der vergangenen Jahre markiere und die Krise auch in der Großregion angekommen sei.
Der WSAGR empfiehlt den politischen Verantwortlichen der Großregion in diesem Zusammenhang, die Herausforderungen der aktuellen Krise zu einer gemeinsamen politischen Zielsetzung zu nutzen. Gemeinsame Handlungsmöglichkeiten sieht der WASGR vor allem in den Bereichen Wirtschaftsförderung, Unternehmensgründung und Tourismus.Für den WSAGR soll denn auch insbesondere in Krisenzeiten die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit noch entschiedener in den Mittelpunkt der politischen Anstrengungen in der Großregion zu stellen. Dies gelte insbesondere für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und der Langzeitarbeitslosigkeit. Handlungsmöglichkeiten sieht das Gremium dabei vor allem im Bereich der Aus- und Weiterbildung.