„Ich war 19, als ich zum ersten Mal in ein Kriegsgebiet fuhr“, so Pelda. Es zog ihn nach Afghanistan zu den Mudschahedin. Im Kampf gegen die Sowjets wusste er zunächst nicht, ob er Dschihadist oder Reporter werden sollte.
30 Jahre später stellte sich seine Entscheidung als richtig heraus: Pelda wurde 2014 zum Schweizer Journalist des Jahres gewählt. Er hat unter anderem für „Spiegel“, „Schweizer Fernsehen“, „Economist“, „NZZ“, „Tages-Anzeiger“ und „Weltwoche“ von 17 Brennpunkten dieser Welt berichtet – darunter Syrien, Liberia, Somalia und D.R. Kongo. Erst vor kurzem war er in der umkämpften irakischen IS-Hochburg Mossul.
Regelmäßig bringt er sich selbst in Gefahr: 2013 erließ der Militärgeheimdienst des Assad-Regimes gleich zwei Haftbefehle gegen ihn. Nun muss er Syrien meiden. „Die machen im Gefängnis mit Journalisten, was sie wollen“, erklärt er in einem NDR-Interview.
In den Straßen von Aleppo
Dabei ist die Arbeit für Journalisten in Syrien quasi unmöglich geworden. Die meisten müssen aus Nachbarstaaten oder aus Europa vom Kriegsgeschehen berichten. Sie sind hauptsächlich auf die „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ angewiesen. Grund dafür sind sowohl die enormen Kosten von Transport, Bodyguards und Übersetzern als auch die ungeheuren Hinrichtungen durch den Islamischen Staat (IS), wie jene des amerikanischen Journalisten James Foley im Jahr 2014. Diese extreme Brutalität hielt Pelda jedoch nicht davon ab, aus Syrien zu berichten.
2013 veröffentlicht Pelda die fesselnde TV-Reportage „Vergießt keine Tränen mehr – Wie Anwar radikal wurde“. Anwar will das Grauen des syrischen Bürgerkriegs festhalten und reist mit einer Digitalkamera durch das Land, um mit seinen Bildern das Land wachzurütteln. Noch könnte sich alles zum Guten wenden. Das war 2012. Ein Jahr später steht Anwar mit einer Kalaschnikow in der Hand in den Straßen von Aleppo und versorgt die Rebellen mit Nachschub.
Auf der Flucht
Pelda gibt dem Horror des Krieges ein menschliches Gesicht. Wie kaum jemand anderes verdeutlicht er, dass Gut und Böse in Syrien längst nur noch schwer zu trennen sind. Gemeinsam mit Andrea Pfalzgraf realisiert er zudem 2015 den Dokumentarfilm „Sie wollen uns töten“ über die Flucht einer syrischen Familie. Dabei begleitet er Mahmud, seine Frau Fatima und deren 3 Kinder teilweise selbst auf ihrer Flucht.
Mittlerweile tobt der Bürgerkrieg in Syrien bereits seit 6 Jahren und es ist noch immer kein Ende in Sicht. Mit ihm haben auch die Migrationsbewegungen aus dem Nahen Osten weiterhin Bestand. Schätzungen zufolge befinden sich zurzeit fast drei Millionen syrische Flüchtlinge in der Türkei. Erst vor einigen Wochen sprach der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan diffuse Drohungen aus. Sollte die Türkei ihre Tore für die Migrantenströme wieder öffnen, stehe Europa womöglich vor einem viel größeren Migrationsproblem.
Kurt Pelda wird am 22. Mai um 19 Uhr im Cercle Cité in Luxemburg-Stadt für das Tageblatt einen Vortrag zum Thema „Der Nahostkonflikt und Europas Migrationsproblem“ halten. Reservieren Sie Ihren kostenlosen Platz. Einfach eine Email an [email protected].
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De Maart

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