Kirchen wollen ihre Position stärken

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An den aktuellen Beziehungen zwischen Religionsgemeinschaften und Staat soll sich nichts ändern, so die Katholische Kirche in Luxemburg. Die Beziehungen sollen sogar noch weiter gefestigt werden.

Religiöse Fragen bewegten die Gesellschaft, sie seien zentrale Fragen der Gesellschaft. Dieser Ansicht ist die Katholische Kirche in Luxemburg. Ihr Generalvikar Erny Gillen hat am Donnerstag die Haltung der katholischen Kirche zum Bericht dargelegt, der das aktuelle Verhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaften beleuchtet. Die Regierung hatte die Untersuchung in Auftrag gegeben.

Am aktuellen Zustand will die katholische Kirche quasi nichts ändern. Die Religionsfreiheit soll ausdrücklich in der Verfassung genannt werden. Ins Grundgesetz festgeschrieben werden sollte auch, dass die Beziehungen Staat-Religionsgemeinschaften per Konvention geregelt werden. Die Details sollen in Reglemente definiert werden. Diese Haltung wird auch vom israelitischen Kult, von der protestantischen Kirche, der reformierten protestantischen Kirche, der orthodoxen Kirche und der anglikanischen Kirche in einer gemeinsamen Stellungnahme geteilt.

285 Kirchenfabriken

Festhalten will die katholische Kirche an der aktuellen Regelung für die Kirchenfabriken. Das auf das Jahr 1809 zurückreichende Dekret legt unter andrem fest, dass die Gemeinden für den Unterhalt der kirchlichen Gebäude aufkommen müssen. Das Dekret sei nicht mehr zeitgemäß, so Erny Gillen. Es bedürfe technischer und rechtlicher Abänderungen. Die hohe Zahl an Kirchenfabriken, derzeit 285, zeuge von der starken Verankerung der katholischen Kirche in der Gesellschaft, so Gillen. Nachdenken könnte man jedoch über eine Fusion einzelner Kirchenfabriken, nur müsse dies auf freiwilliger Basis erfolgen.

Nichts ändern sollte sich auch bei der Nutzung der Kirchen. Die katholische Kirche spricht sich klar gegen eine Doppelnutzung der Gebäude aus, etwa für Gottesdienste und Ausstellungen. Nichts einzuwenden habe man jedoch gegen einzelne Veranstaltungen kultureller Natur etwa Orgelkonzerte.

Entgegenkommen zeigte Gillen in der Frage der von der Öffentlichkeit finanzierten Pfarrhäuser. Man sei bereit darüber zu diskutieren. Die spezialisierte Seelsorge (Aumônier) in der Armee oder in den Krankenhäusern sollte weiterhin bestehen, müsste jedoch auch den anderen religiösen Gemeinschaften geöffnet werden.

Finanzen: Alles soll so bleiben

Tabu bleibt jedoch die Finanzierungsfrage. Alles soll beim Alten bleiben, die Finanzierung weiterhin über Konventionen erfolgen. Nur über den Personalschlüssel ließe man mit sich reden.

Alternative Modelle lehnt die katholische Kirche ab. Gemeint ist u.a. das in Italien seit 1985 praktizierte „Otto per mille“, bei dem der Steuerzahler selbst entscheiden kann, welcher religiösen Konfession 8/1000 seines Steuerbetrags überwiesen werden sollen. Derlei Modelle seien der Luxemburger Situation nicht angepasst, hieß es am Mittwoch seitens des erzbischöflichen Sprechers.

Unbeweglich bleibt die katholische Kirche auch in der Frage des Religionsunterrichts in der Schule. Schüler und Eltern hätten ein Recht darauf. Der Religionsunterricht in der Schule entspreche auch dem Wunsch von 60 Prozent der Eltern. Auch die anderen, konventionierten Religionsgemeinschaften könnten ihren Unterricht in der Schule abhalten, wenn sie denn wollten.