Dienstag21. Oktober 2025

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Kinder helfen Eltern, und umgekehrt

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Portugiesen sind eher bereit, ihren Eltern finanziell zu helfen als andere Bevölkerungsgruppen hierzulande. Luxemburger hingegen greifen ihren Nachkommen öfters unter die Arme. Das ist das Ergebnis einer rezenten Studie*.

Claude Molinaro

Familiäre Verpflichtungen verschwinden nicht dadurch, dass man in ein anderes Land emigriert. Portugiesen unterstützen ihre Eltern in der Regel, unabhängig davon, ob sie in Portugal selbst oder im Ausland leben.

Europaweit sind allerdings große Unterschiede festzustellen, was familiäre Verpflichtungen angeht. Forscher bringen dies in Zusammenhang mit den jeweiligen Sozialsystemen, die in den südlichen Ländern viel schwächer sind. In den Ländern mit den ausgeprägtesten sozial-demokratischen Systemen, wie etwa den Niederlanden oder den nordischen Ländern, sind Familienbande am schwächsten ausgeprägt. In den südlichen Ländern hingegen, wo die sozialen Unterstützungen von Seiten des Staates, wie etwa die Pensionen, am geringsten sind, gelten höhere Normen der familiären Verpflichtung.

Im Rahmen der „European Values Study“ wurde eine Umfrage unter den Einwohnern Luxemburgs durchgeführt, ob sie der Meinung seien, dass man seine Eltern immer lieben und respektieren sollte.

60 Prozent der Luxemburger bejahten die Frage, bei den portugiesischen Einwanderern der ersten Generation stimmten 83 Prozent der Aussage zu, unter denen der zweiten Generation immerhin noch 73 Prozent. Unter den Angehörigen anderer Nationalitäten stimmen um die 61 Prozent der Aussage zu.
Auch bei der Frage, ob man seinen Eltern immer helfen sollte, auch wenn es auf Kosten des eigenen Wohlbefindens geht, gehen die Meinungen zwischen Luxemburgern und Portugiesen der ersten Generation auseinander.

44 Prozent der Luxemburger würden helfen, 57 Prozent von den Portugiesen der zweiten Generation. Die erste Generation befürwortet die Aussage gar mit 70 Prozent. Unter den Staatsangehörigen unserer Nachbarländer ist nur einer von drei Befragten der Meinung, dass man den Eltern immer beistehen müsse.

Beeinträchtigung der sozialen Kohäsion

Riesig ist der Unterschied allerdings, was die Hilfe der Eltern an die Nachkommen angeht. Erhalten 52 Prozent der Luxemburger eine solche finanzielle Unterstützung, so beläuft sich dieser Prozentsatz bei den Portugiesen der zweiten Generation auf zwölf Prozent; unter der ersten Generation sogar nur auf sechs Prozent.

Dies würde, so der Autor der Studie, eine andere These bestätigen, nach welcher die intergenerationelle Solidarität den sozialen Zusammenhalt nicht fördere. Die portugiesischen Haushalte, die durchschnittlich weniger Geld zur Verfügung haben als einheimische, unterstützten ja ihre Eltern, was zum Nachteil ihrer Kinder sei.

Eine andere Statistik zeige dies besonders gut: Nur ein Prozent der Portugiesen unterstütze ihre Kinder beim Erwerb einer Wohnung, wogegen es zehn Prozent der Luxemburger tun würden. 

* Les attitudes et les pratiques de solidarité intergénérationnelle des immigrants portugais du Luxembourg: Une étude comparative. Charles Fleury- CEPS/Instead, Working Paper No 2010-24, août 2010