Keine große Dialog-Begeisterung

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Die Gemeinde Luxemburg hat vor Jahren eine Internet-Seite eingerichtet und mit der Zeit wesentlich verbessert, doch leider ist eine Reihe von Angaben nicht präzise, und auch der Dialog mit dem Bürger auf dem eingerichteten Forum interessiert nur sehr wenige Stadtbewohner.

Romain Durlet
 

LUXEMBURG – Eines der Hauptkapitel auf www.vdl.lu ist sicherlich die Information über die Möglichkeit, in Tiefgaragen und Parkhäusern seinen Wagen abzustellen. So werden in einem „guidage parking“ die freien Plätze in den verschiedenen Stadtteilen angegeben … oder auch nicht.

„Keine Angaben“

Ein Beispiel von gestern Morgen, 7.13 Uhr: Zentrum 11% belegte Plätze, Bahnhof 0, Kirchberg 8% und P&R 19%.
Kontrolle eine Stunde später: Zentrum 23%, Bahnhof 0, Kirchberg 14%, P&R 40%.
So wird man denn hellhörig und geht ins Detail. Wurde im ganzen Bahnhofsviertel morgens um 8.15 Uhr kein einziger Wagen in den überdachten Parkings abgestellt? Man klickt „Gare“ an. Und sieht gleich die Erklärung. „Keine Angaben“ verzeichnen die Parkings Fort Wedell, Fort Neipperg, Bahnhof, Kons, Martyrs, Rocade. Kurzum: Nicht eine einzige Zahl liegt vor!
Und im Zentrum eine ähnliche Situation: Hier werden nur die Parkings Knuedler sowie Brasserie in Clausen angegeben, in dem sowieso niemand bis abends steht. Alle anderen: „pas de données“.
Was soll also diese Pseudo-Statistik? Sie ist ein Muster ohne Wert …

Ein anderes Kapitel ist das geschaffene Forum. Der Bürger kann über Internet Fragen stellen, seine Meinung kundtun, Vorschläge unterbreiten und soll auf diese Weise mit dem Schöffenrat und der Verwaltung im Dialog stehen.
Hiervon wird aber wenig Gebrauch gemacht. Seit 2008 bis heute wurden folgende Foren zu Frage und Antwort benutzt:
Mobilität96 Angaben
Anregungen47
Urbanismus17
Umwelt15
Kultur 9
Hotcity 1
Sport 0
Shopping 0
Und das war’s schon. Der Mangel an Interesse dürfte darauf zurückzuführen sein, dass entweder wenig Begeisterung für den Dialog zwischen Bürger und Verwaltung herrscht, oder dass die Antworten bzw. die Resultate zur Bewältigung von Problemen nicht zufriedenstellend ist.

Sicherheit

In der Rubrik der Anregungen stellt man fest, dass sich eine Reihe von Bürgern Gedanken um die Sicherheit in der Hauptstadt macht. So geht die Rede von Junkies, Dealern, „Klonten“, die die Leute ansprechen, vor allem aber von „Heeschevollek“ und „Heeschepak“, die die Passanten zum Teil belästigen und weniger auf Nahrungsmittel oder Gebrauchswaren stehen als auf Geld und die sich – so geben verschiedene Forum-Teilnehmer an – dann mit einem Mercedes abholen lassen.

Letzteres ist übrigens auch ein Problem, mit dem seit geraumer Zeit die Supermärkte geplagt sind, da ihre Kunden auf ihren Privatparkplätzen angesprochen, ja manchmal sogar beschimpft werden. Andere Themen, die auch in direktem Zusammenhang mit der Sicherheit stehen, werden angesprochen, wie etwa eine bessere Beleuchtung der Spielplätze, wobei die Verwaltung davon ausgeht, dass Kinder, wenn es dunkel wird, sowieso zu Hause bleiben. Einer der Forum-Schreiber spricht gar vom „rythme naturel“, woraufhin ihm ein anderer entgegnet: „Nous ne parlons pas de poules, mais d’enfants …“

Erstaunlich ist allemal, dass während der angegebenen Zeitspanne nicht ein einziger Bürger über Sport, Shopping und Gastronomie seine Gedanken äußerte. In diesen Bereichen scheint es keine Problemfelder zu geben.
Ein Thema aber, das die meisten Gemüter bewegt, ist die Mobilität, wobei es hauptsächlich Beanstandungen gibt im Bus-Angebot, und zwar – so heißt es – seien die Busse zu voll besetzt (u.a. weil die Schüler ihre Sonderbusse nicht benutzen und somit die Plätze in den anderen besetzen), die Trassenführung sei nicht optimal, die Busse seien nicht immer pünktlich (u.a. bedingt durch falsch parkende Autos, die den Weg versperren) und schließlich seien sie nicht immer sauber (was aber einzig und allein die Schuld der Mitfahrer sein dürfte).

Offensiv vorgehen

Insgesamt 185 Fragen, Antworten, Anregungen und Proteste innerhalb von rund zwei Jahren, „dat mécht den Hunn net fett“. Denn das ergibt einen Kontakt alle vier Tage! Zudem muss man feststellen, dass die Benutzer oftmals die gleichen Personen sind.

Vielleicht sollte die Stadt Luxemburg in die Offensive gehen und mehr Werbung für ihr „Forum“ machen. Und den Inhalt auf www.vdl.lu verbessern und vervollständigen.