Katholische Kirche not amused

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LUXEMBURG - Die Ankündigungen der zukünftigen Koalitionäre, den Religionsunterricht in den Schulen abzuschaffen und die Ausgaben für die Kirchen zu begrenzen, haben am Montag zu heftigen Reaktionen seitens der katholischen Kirche geführt.

In den meisten Fragen sei die im Entstehen befindliche aktuelle Koalition bisher äußerst schweigsam gewesen sei, so Generalvikar Erny Gillen am Montag nach der Ankündigung von Regierungsformateur Xavier Bettel kurz zuvor, die Ausgaben für die Kirchen in Zukunft zu bremsen und für Nationalfeiertag eine offizielle, zivile Zeremonie einzuführen.

Ausgerechnet in Fragen der Kirche und des Religionsunterrichts greife man aufs Leaken zurück. Der erste Akt sei am Freitag erfolgt, als gemeldet wurde, dass man sich schnell darüber verständigt habe, den Religionsunterricht sowohl im Primär- als auch im Sekundarunterricht zugunsten eines gemeinsamen Werteunterrichts abzuschaffen. Es sei ein erstaunlicher Vorgang, dass ausgerechnet diese Information, die noch nicht von den Parteigremien abgesegnet wurde, hinausgetragen werde und für Aufregung sorge. Unbekannt sei der Inhalt des gemeinsamen Werteunterrichts und wer ihn halten werde. Vor Journalisten bedauerte Generalvikar Gillen den mangelnden Dialog.

Der zweite Leak habe am Montag stattgefunden, als bekannt wurde, dass die Koalition die Entwicklung der Ausgaben für religiöse Belange bremsen wolle, die Feierlichkeiten am Nationalfeiertag rein zivilen Charakter tragen sollen. Auch hier werde man erneut vor vollendete Tatsachen gestellt, bemängelt der katholische Würdenträger. Unklar sei, wie die Ausgaben für die Kirchen abgebremst werden sollen. Erstaunt sei man, dass in Sachen Nationalfeiertag nicht mit den betroffenen Seiten geredet worden sei. Es sei eigenartig, dass eine Koalition, die nicht über 50 Prozent der Stimme zähle, eine große Mehrheit im Lande übergehe. Das zähle u.a. für den Religionsunterricht, wo sich eine Mehrheit für einen Religionsunterricht sowohl in der Grundschule als auch im Sekundarunterricht ausgedrückt habe, so Gillen.

Die Lehrer melden sich zu Wort

Hoch erfreut über die Beschlüsse der zukünftigen Koalition zeigte sich am Montagabend hingegen die Vereinigung der Lehrer für Ethikunterricht (ALPE). Sie begrüße den „Mut der neuen Koalition in Sachen Unterricht“, heißt es. Die Einführung eines einheitlichen Werteunterrichts in der Grundschule und im Sekundarunterricht sei ein großer Schritt in Richtung einer staatsbürgerlichen Demokratie.

Den Religionslehrern passt die angekündigte Entscheidung hingegen keineswegs. Das Schulreferat des Erzbischöflichen Ordinariates, zusammen mit dem Vorstand der Religionslehrer im Sekundarunterricht und der Alerf („Association luxembourgeoise des enseignants de religion dans l’enseignement fondamental“), nehmen den erwogenen Schritt mit großem Bedauern zur Kenntnis, heißt es in einer Mitteilung am Dienstag. Eltern und Schülern werde das Recht auf Wahlfreiheit genommen.